Aus Sicht der Kapitalanleger wird 2022 als das Jahr der großen Zinswende in die Geschichte eingehen. Damit schafft es eine erste gute Voraussetzung für bessere Wertentwicklungen, da ein ähnlich drastischer Zinsanstieg vorerst nicht mehr zu erwarten ist.
03.01.2023 | 09:37 Uhr
Die Notenbanken werden im ersten Quartal zumindest teilweise
Leitzinserhöhungspausen einlegen, um die volle Wirkung der bisherigen
geldpolitischen Straffung auf die Wirtschaftsdynamik und damit auf die
Inflation abzuwarten. Bei längeren Laufzeiten werden die Renditen hingegen stärker
von den Konjunktur- und Inflationserwartungen getrieben.
Konjunkturell ist am
Jahresanfang global mit einem schwachen Start und in vielen Volkswirtschaften
mit einer Rezession zu rechnen, wodurch der ohnehin bereits nachlassende
Inflationsdruck weiter gedämpft wird. Selbst wenn eine Stabilisierung der
Wachstumserwartungen ab dem Frühjahr realistisch ist, sollten
Preis-Basiseffekte durch den Vergleich aktuell deutlich geringerer
Rohstoffpreise mit den Höchstniveaus des Vorjahres bei der Inflationsberechnung
im gesamten Jahresverlauf für sinkende Teuerungsraten sorgen.
Trotz höherer
oder wieder steigender Zinsen und gleichzeitig sinkender Inflationsraten, ist
der Realkapitalerhalt – also der Ausgleich der Preisniveausteigerungen durch
Kapitalerträge – mit verzinslichen Anlagen bester Bonität, wie Bundesanleihen
oder Kontoguthaben, wohl nicht erreichbar. Dadurch wird die Nachfrage nach
realen Anlagen, wie Aktien oder Rohstoffen grundsätzlich unterstützt.
Mit
einer zunehmenden wirtschaftlichen Dynamik ab dem zweiten Quartal ist dann auch
von Unternehmensseite wieder mit einer besseren Gewinnentwicklung und
positiveren Ausblicken zu rechnen, so dass Aktiennotierungen weiteren Anschub
erhalten dürften. Europäische Aktien könnten zudem davon profitieren, dass Anlagekapital
aus dem Ausland, das aufgrund der schwierigen Konstellation in Europa mit einer
kriegerischen Auseinandersetzung, einer drohenden Energiemangellage und einem
sehr schwachen Euro im vergangenen Jahr massiv abgezogen wurde, zurückkehrt.
Es ist allerdings davon auszugehen, dass auch 2023 erhebliche Kursschwankungen immer wieder auftreten werden. Die beiden größten und nur schwer kalkulierbaren Risiken sind kurzfristig die ungewisse wirtschaftliche Entwicklung in China – vor dem Hintergrund der Aufgabe der Null-COVID-Strategie bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie – sowie die im Zuge des Ukrainekriegs bestehenden Unsicherheiten.
Ihr Carsten Mumm
Kennen Sie schon den DONNER & REUSCHEL Markt kompakt Podcast? Falls nicht, hören Sie gerne hier rein.
Diesen Beitrag teilen: