Die Wachstumsdynamiken der USA und der Eurozone werden sich in den kommenden Monaten annähern. Während die US-Wirtschaft im Zuge anhaltend hoher Zinsen abkühlt, besteht in vielen europäischen Volkswirtschaften die Hoffnung auf einen konjunkturellen Aufschwung.
22.05.2024 | 07:05 Uhr
Und
dennoch dürfte das Wachstum in der Eurozone sowohl in diesem als auch
im nächsten Jahr schwächer ausfallen als in den USA. Einen Einblick in
die kurzfristigen Geschäftserwartungen der Unternehmen geben in dieser
Woche die Schnellschätzungen der von S&P Global berechneten
Einkaufsmanagerindizes.
Während die Einschätzungen vieler Dienstleister schon seit längerem optimistischer ausfallen, sind die Erwartungen im Verarbeitenden Gewerbe überwiegend pessimistisch, vor allem in Europa. Denn gerade Europas Industrie ist stark von der Exportnachfrage abhängig. Diese entwickelt sich angesichts einer globalen Industrierezession und der niedrigen Dynamik des weltweiten Handels allerdings nur schleppend.
Die jüngst vonseiten der US-Regierung
deutlich erhöhten Zölle auf verschiedene aus China stammende Exporte
legen nahe, dass der weltweite Trend zu stärkeren Handelsrestriktionen
vorerst anhalten wird. Zudem entwickeln sich gerade chinesische
Unternehmen in vielen Bereichen von Zulieferern zu Konkurrenten. Nach
einer Umfrage der deutsch-chinesischen Handelskammer sehen sich in China
tätige deutsche Unternehmen in den Kategorien Produktqualität,
Technologie und Innovationsstärke weiter vorn.
Im Wettbewerb mit chinesischen Unternehmen werden aber bei der Kosteneffizienz, Innovationsgeschwindigkeit und aufgrund einer längeren Zeit bis zur Marktreife eines neuen Produkts Nachteile gesehen. In diesem Umfeld wiegen strukturelle Schwächen von Unternehmen und Volkswirtschaften – wie eine niedrigere Produktivität – deutlich schwerer.
Einer Erhebung der EZB zufolge steigt die Produktivität pro
Arbeitsstunde bei europäischen Volkswirtschaften seit der
Jahrtausendwende deutlich langsamer als in den USA, unter anderem weil
der IT-bezogene Kapitalstock in den USA stärker gestiegen ist. Die OECD
berichtete erst vor Kurzem dazu, dass die Anzahl der weltweiten Patente
im Bereich Künstlicher Intelligenz in den letzten Jahren deutlich
angestiegen ist, allerdings vor allem aus China, den USA und Japan
stammend.
Um künftig wieder wettbewerbsfähiger zu werden, müssen europäische Unternehmen daher verstärkt in die Entwicklung und die Integration von Technologien in ihre Geschäftsprozesse investieren. Vonseiten der Politik müssen dafür die entsprechenden Rahmenbedingungen gesetzt werden, bspw. eine stärkere Marktintegration innerhalb Europas und der Ausbau notwendiger Infrastruktur, die Förderung von Bildung und Forschung sowie eine Steigerung der Attraktivität als Zielstandort für ausländische Fachkräfte.
Wenn Unternehmen und Politik gemeinsam eine Agenda der technologischen Erneuerung erstellen, könnte der befürchteten Tendenz zur Deindustrialisierung am effektivsten begegnet werden.
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Eva Fiedler
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