Die Erzeugerpreise in Deutschland sind im Oktober im Vergleich zum Vormonat erstmals seit April 2020 gesunken – und das unerwartet und deutlich um 4,2 Prozent. Vor allem die Energiepreise gaben mit 10,4 Prozent stark nach.
22.11.2022 | 12:05 Uhr
Allerdings sind diese im Vergleich zum Vorjahresmonat durchschnittlich immer noch rund 85 Prozent höher. Auch der Erzeugerpreisanstieg fällt auf Jahressicht mit knapp 35 Prozent weiterhin sehr hoch aus. Dennoch sind das bemerkenswerte Zahlen, denn ähnlich wie bei den kürzlich veröffentlichten Oktober-Inflationsdaten in den USA wurden die Erwartungen erstmals seit Monaten negativer Überraschungen unterboten.
Zusammen mit ebenfalls zuletzt sinkenden Großhandelspreisen in Deutschland deutet sich damit ein nachlassender Preisdruck auf Ebene der Unternehmen an, der perspektivisch auch mildernd auf den Verbraucherpreisanstieg durchschlagen sollte. Damit rückt das Überschreiten der Inflationsspitze in Deutschland und der Eurozone etwas näher und könnte schon mit dem Jahreswechsel eintreten.
Vor diesem Hintergrund rücken die Schnellschätzungen der S&P-Global-Einkaufsmanagerindizes für Deutschland, die Eurozone und die USA sowie des ifo-Geschäftsklimaindex in den Fokus. Dabei deutet sich an, dass die derzeitige wirtschaftliche Abkühlung mit einem nachlassenden Preisdruck einhergeht.
Zwar werden sowohl die EZB als auch die Fed im Dezember wahrscheinlich noch einmal an der Leitzinsschraube drehen, allerdings könnte schon am Jahresanfang 2023 eine Leitzinserhöhungspause auf der Agenda stehen, um die wirtschaftliche Dynamik nicht zu sehr abzuwürgen.
Denn geldpolitische Straffungen brauchen einige Monate, um in der Realwirtschaft Wirkung zu zeigen. Angesichts der sehr deutlichen Zinsanhebungen innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit bestünde ansonsten die Gefahr einer zu starken wirtschaftlichen Vollbremsung, die auch die Notenbanken nicht ohne weiteres in Kauf nehmen sollten.
Ihr Carsten Mumm
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