Franklin Templeton: Eine Analyse: Deutschland—die wichtigsten Wahlen des Jahres 2025

Franklin Templeton: Eine Analyse: Deutschland—die wichtigsten Wahlen des Jahres 2025
BUNDESTAGSWAHL

Am 23. Februar haben 60 Millionen Deutsche in 299 Wahlkreisen in 16 Bundesländern gewählt. Wir analysieren die vorläufigen Ergebnisse und untersuchen die Bedeutung für Anleger.

25.02.2025 | 08:22 Uhr

Warum sind diese Wahlen so wichtig?

Deutschland ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt und die größte Europas und wird seit jeher von einer starken Riege von Industrieunternehmen getragen, die erfolgreich in die ganze Welt exportieren. Die politische Richtung Deutschlands in den nächsten vier Jahren wird die Parameter für die Europäische Union vorgeben und in der Folge erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben.

Was waren die vorrangigen Themen im Wahlkampf?

2021 stand der Klimawandel für die Wähler obenan, aber nach mehreren tödlichen Terroranschlägen auf Zivilisten im vergangenen Jahr hat nun die Frage der Sicherheit Priorität. Die Situation hat sich durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine und neuerliche Signale, dass die USA keinen Schutzschild für Europa mehr bereitstellen wollen, noch verschärft.

In Umfragen vor den Wahlen1 nannten die Befragten Frieden und Sicherheit (45 %), Wirtschaft (44 %) und soziale Gerechtigkeit (39 %) als die wichtigsten Anliegen. Danach folgten Renten und Alterssicherung (22 %) und Klimaschutz (ebenfalls 22 %).

Für Anleger waren die vorrangigen Themen das schwache Wirtschaftswachstum, die geringe Produktivität, das verfassungsrechtliche Hindernis für die Emission von Schuldtiteln (die für öffentliche Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung dringend benötigt werden) und die Anfälligkeit Deutschlands für mögliche Zölle auf Exporte in die USA – zu einer Zeit, in der sich die Beziehungen der EU zu China verschlechtern.

Was waren die Ergebnisse?

Wie erwartet werden die Christdemokraten (CDU/CSU) mit ihrem Parteivorsitzenden Friedrich Merz mit 28,6 % der Stimmen die nächste deutsche Regierung leiten. An zweiter Stelle folgt die rechtsgerichtete AfD, die mit 20,8 % ihre Stimmenzahl gegenüber der letzten Wahl verdoppelt hat. Dahinter rangierten die Sozialdemokraten (SPD) mit 16,4 %, die Grünen mit 11,6 % sowie Die Linke mit 8,8 %. Das BSW (links) mit 4,97 % und die FDP (Liberaldemokraten) mit 4,3 % werden nicht in den Bundestag einziehen, da sie die Hürde von 5 % nicht erreicht haben. Alle anderen Parteien kamen zusammen auf 4,4 %.

Trotz der erwarteten Zugewinne des rechten Flügels durch die AfD, die 20,8 % der Wählerstimmen und 152 Sitze für sich beanspruchen konnte, war eine Kombination aus CDU/CSU und SPD mit insgesamt 45 % der Wählerstimmen und 328 Sitzen der erwartete Gewinner (316 Sitze bilden die Mehrheit).

Die Wahlbeteiligung betrug 82,5 % und lag damit um über 9 % über dem Niveau von vor vier Jahren und war die höchste Wahlbeteiligung seit der deutschen Wiedervereinigung.

Wie wird die neue Regierung aussehen?

Das deutsche Verhältniswahlrecht soll kleineren Parteien den Einzug in den Bundestag erleichtern und die Kontrolle durch eine Partei verhindern. Das erklärt, warum es in Deutschland 41 politische Parteien gibt, von denen zehn in jedem Wahlkreis kandidierten.

Aufgrund dieses Systems wird Deutschland häufig von Koalitionen regiert. Da die sehr erfahrene CDU/CSU und SPD insgesamt 45 % der Sitze erringen konnten, könnten sie eine Regierungskoalition bilden. Allerdings verfügen sie nicht über die erforderliche Zweidrittelmehrheit für strukturelle Änderungen wie etwa die Schuldenbremse.

Die Bedeutung der kleineren Parteien nimmt unverhältnismäßig zu, wenn sie die Hürde von 5 % für den Einzug in den Bundestag überwinden. Außerdem wird die Koalitionsbildung dadurch wesentlich erschwert.

Was ist die Bedeutung für die Märkte?

Die politischen Vorschläge während des Wahlkampfs umfassten eine gewisse Reform der Schuldenbremse, wenn auch wahrscheinlich nicht in dem Ausmaß, wie es die Kapitalmärkte wünschen würden. Die Märkte werden auch auf die Einrichtung eines Sonderfonds (oder mehrerer Fonds) achten, der schnell aufgelegt werden könnte, um höhere Ausgaben für Verteidigung, Infrastruktur und Energie zu ermöglichen.

Anleger hoffen auf eine niedrigere Körperschaftssteuer und stabile Stromkosten für Industriekunden, sollten aber bedenken, dass Strukturveränderungen Zeit brauchen und die Vorteile erst ab 2026 zum Tragen kommen können.

Aktienanleger setzen auf die Vorschläge der CDU/CSU, den Körperschaftssteuersatz über vier Jahre von 30,8 % auf 25 % zu senken. Laut Analystenschätzungen könnte dies die Aktienerträge 2027 um 1,1 % und im Jahr 2029 um bis zu 1,9 % ansteigen lassen. Die Sektoren, die wahrscheinlich am meisten profitieren würden, sind Verteidigung, Versorger, Investitionsgüter, Autos, Immobilien und in geringerem Ausmaß Banken und Chemie.

Unabhängig von ihrem Ausgang haben Wahlen in Deutschland in der Vergangenheit nicht zu Schwankungen beim Euro geführt. Der Fokus an den Devisenmärkten liegt fast ausschließlich auf der möglichen Reform der Schuldenbremse, für die eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag erforderlich wäre. Wenn jedoch die anderen Reformen (darunter Steuern, Finanzierung von Verteidigungsmaßnahmen und Energiesicherheit) realisiert werden, dürfte das den Euro stützen.


Fußnoten

  1. Quelle: Wahlanalysten Forschungsgruppe Wahlen 14. Februar 2025

WO LIEGEN DIE RISIKEN?

Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Verlusts des Anlagekapitals.

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Internationale Anlagen sind mit besonderen Risiken verbunden. Hierzu gehören Währungsschwankungen sowie gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Unsicherheiten, die zu erhöhter Volatilität führen können. Diese Risiken sind in Schwellenländern noch größer. Anlagen in Unternehmen eines bestimmten Landes oder einer bestimmten Region können einer größeren Volatilität unterliegen als Anlagen, die geografisch breiter gestreut sind.

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