AB: Aktiv oder passiv? Lösungen für Unklarheiten rund um ESG-Kriterien
Aktives Management kann Anlegern helfen, Lösungen für einige der größten Herausforderungen im Zusammenhang mit nachhaltigen Aktienanlagen zu finden.21.05.2024 | 06:41 Uhr
Anleger mit Fokus auf Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung
(ESG) setzen zunehmend auf passive Portfolios, die in einem komplexen
Marktumfeld offenbar Einfachheit versprechen. Passive Anlagen sind
jedoch mit einigen Risiken verbunden. Dies gilt insbesondere für
nachhaltige Strategien.
Passive Portfolios gewinnen zunehmend an Bedeutung. Laut Daten von
Morningstar überstieg das von passiven Aktienfonds verwaltete Vermögen
2023 erstmals das der aktiv verwalteten Fonds. Bei nachhaltigen
Portfolios war der Trend weniger deutlich. Nach Angaben von Morningstar
flossen 2023 jedoch weltweit 52,6 Milliarden US-Dollar in passive
nachhaltige Aktienfonds, während 16,7 Milliarden US-Dollar aus aktiven
nachhaltigen Fonds abgezogen wurden (Abbildung).
Steht ein Boom passiver Nachhaltigkeitsfonds bevor? Für die Beantwortung dieser Frage ist es noch zu früh. Der Großteil des weltweit verwalteten Vermögens bei nachhaltigen Aktienanlagen in Höhe von 1,87 Billionen US-Dollar entfällt nach wie vor auf aktive Fonds. Ein Vergleich aktiver Strategien ist angesichts unterschiedlicher Nachhaltigkeitsdefinitionen und Investmentprozesse jedoch mitunter schwierig. Darüber hinaus trägt die ESG-Regulierung, die eigentlich nachhaltiges Investieren vereinfachen soll, oft zur Verwirrung bei. Für Anleger, die ein nachhaltiges Investment wünschen, lohnt sich ein genauer Blick auf die Vor- und Nachteile der verschiedenen Ansätze.
Attraktivität passiver Strategien: kostengünstig und einfach
Die Vorzüge passiver Anlagestrategien sind allgemein bekannt. Bei
passiven Portfolios fallen geringere Kosten an als bei ihren aktiven
Pendants und sie basieren üblicherweise auf klaren Regeln der
Indexzusammensetzung. Das ermöglicht eine einfache Partizipation an
Markterträgen. Spezialisierte Benchmarks sind in den letzten Jahren wie
Pilze aus dem Boden geschossen, sodass Anleger leicht eine passive
Strategie finden können, die ihren Vorstellungen entspricht.
Nachhaltige Anleger könnten passive Anlagestrategien aufgrund ihrer
vermeintlichen Einfachheit als geeignete Lösung betrachten, die ihnen
die nähere Auseinandersetzung mit verwirrenden ESG-Vorschriften,
komplexen aktiven Anlagestrategien und einer Vielzahl unterschiedlicher
Methoden erspart. Die Einfachheit passiver Portfolios wird jedoch
möglicherweise überschätzt. In einem sich schnell verändernden Umfeld
bietet ein aktiver Ansatz für nachhaltige Aktienportfolios aus unserer
Sicht mehrere deutliche Vorteile.
Bewertung der Vorteile einer aktiven Auswahl nachhaltiger Aktien
Nicht zurück, sondern nach vorne blicken. Passive
Portfolios bilden typischerweise einen Index nach. Benchmarks sind
jedoch von Natur aus rückwärtsgerichtet, da die Gewichtung der Aktien
anhand ihrer Marktkapitalisierung erfolgt, die die Wertentwicklung in
der Vergangenheit widerspiegelt. Infolgedessen bieten die Titel mit der
größten Gewichtung nicht unbedingt die besten Chancen. Aus unserer Sicht
haben aktive Manager Zugang zu besseren Research-Tools, um strukturelle
Wachstumschancen zu erkennen und strategische Perspektiven für einzelne
Unternehmen zu entwickeln. Deshalb sind sie in der Lage, sich gezielt
in nachhaltigen Unternehmen mit starken ESG-Profilen zu positionieren,
die zukunftsgerichtet sind, zur Anlagestrategie passen und ein
attraktives langfristiges Ertragspotenzial bieten.
Die Fundamentalanalyse bietet einen Mehrwert bei ESG-Anlagen.
Externe ESG-Kennzahlen sind hilfreich, haben aber gut dokumentierte
Schwächen. Die verschiedenen Anbieter geben zum Teil sehr
unterschiedliche ESG-Bewertungen für ein und dasselbe Unternehmen ab.
Darüber hinaus kann die Gewichtung der drei ESG-Komponenten das Ergebnis
verzerren. So kann beispielsweise ein gutes Governance-Ergebnis ein
schlechtes Umweltergebnis ausgleichen und ein Unternehmen in einem
besseren Licht erscheinen lassen, als angebracht wäre – oder umgekehrt.
Passive Strategien stützen sich bei der Portfoliokonstruktion auf diese Ratings.
ESG-Ratings können aktiven Managern aus unserer Sicht als hilfreiches
Instrument und Ausgangspunkt für weitere Analysen dienen, um anhand
einer klaren Anlagephilosophie die Nachhaltigkeit von Unternehmen zu
bestimmen und zu entscheiden, wie diese unter
Risiko-Rendite-Gesichtspunkten in die Gesamtstrategie passen.
Sich für positive Veränderungen engagieren. Aktive
Aktienmanager sind in der Regel langfristig orientierte Investoren, zu
deren Strategie es gehört, mit dem Management der Unternehmen in ihrem
Portfolio in den Dialog zu treten. Ein gezielter Dialog mit dem
Management über finanziell relevante ESG-Themen bietet die Möglichkeit,
das Verhalten von Unternehmen zu beeinflussen und positive Veränderungen
zu fördern, die den Unternehmenswert langfristig steigern können.
Dieser Ansatz in Kombination mit einer aktiven Stimmrechtspolitik ist
unseres Erachtens bei aktiven Managern erfolgversprechender. Auch wenn
passive Investoren über Stimmrechte verfügen, haben sie aufgrund ihres
breit gestreuten Engagements und der kürzeren Haltedauer in der Regel
nicht die gleichen Anreize zur Einflussnahme.
Stärkere Diversifizierung der Ertragsströme. Über die
Dominanz der „Glorreichen Sieben“ am Aktienmarkt ist viel gesagt worden.
In einigen Fällen sind ESG-orientierte Benchmarks, die passive
Strategien nachbilden wollen, sogar noch konzentrierter – vor allem in
den USA. So vereinen beispielsweise die zehn größten Aktien in den
beiden wichtigsten ESG-Benchmarks von S&P mehr als 40% des
Indexgewichts auf sich – deutlich mehr als die 31%, die auf die zehn
größten Aktien im breiten S&P 500 entfallen. Beliebte globale
ESG-Benchmarks sind weniger konzentriert, unter ihren größten Positionen
finden sich aber viele bekannte Schwergewichte, darunter mehrere
US-Mega-Caps (Abbildung).
Passive Portfolios, die einen konzentrierten Index nachbilden, halten ebenfalls große Positionen in einer kleinen Gruppe von Unternehmen. Eine hohe Konzentration setzt Anleger aus unserer Sicht Klumpenrisiken aus, die dann zum Tragen kommen, wenn sich die Stimmung gegenüber der Gruppe dominierender Aktien verschlechtert. Die Konzentration kann auch zu einer unbeabsichtigten Übergewichtung bestimmter Sektoren und Aktienstile führen. Aktive Manager können Portfolios mit diversifizierteren Ertragsquellen zusammenstellen, um diese Anfälligkeiten zu verringern.
Entspricht das Portfolio Ihren Nachhaltigkeitsanforderungen?
Angesichts der Ähnlichkeiten zwischen ESG-Indizes und traditionellen
Benchmarks kann es sein, dass Anleger ihre definierten
Nachhaltigkeitsziele mit einem Indexfonds nicht erreichen. Passive
Portfolios haben zwar durchaus ihren Platz in einer breiteren
nachhaltigen Allokation, aber wir glauben nicht, dass sie diese Aufgabe
allein übernehmen können. Aktive Strategien eignen sich unserer Ansicht
nach als eigenständiges ESG-Portfolio oder als ergänzende Komponente im
Rahmen einer Core-Satellite-Struktur für Anleger, die einen passiven
Anker für Markterträge bevorzugen.
Bei der Festlegung der Allokation sollten Anleger zunächst ihre
Nachhaltigkeits- und Finanzziele klar definieren. Dann sollten sie nach
aktiven Managern suchen, deren Philosophie mit diesen Zielen
übereinstimmt und die Transparenz durch klare und nachvollziehbare
Investmentprozesse bieten.
Nicht jeder aktive Manager verfügt über die zur Erzielung nachhaltiger
Aktienerträge erforderlichen Fähigkeiten. Aktive Strategien müssen aus
unserer Sicht ESG-Research mit Fundamentalanalyse kombinieren, um
Unternehmen mit langfristigen Wettbewerbsvorteilen zu identifizieren.
Mit einem klar definierten Ansatz können Aktienstrategien die Quellen
für überdurchschnittliche Erträge gezielt nutzen, indem sie die Hürden
für den Erfolg nachhaltiger Anlagen aktiv überwinden.
In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden.
Verweise auf spezielle Wertpapiere dienen lediglich der Veranschaulichung und sind nicht als Empfehlungen von AB zu verstehen.
Dies ist eine Marketing-Anzeige. Diese Informationen werden von AllianceBernstein (Luxemburg) S.à.r.l. gegeben, einer im Luxemburger Handels- und Unternehmensregister (R.C.S.) eingetragenen Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Luxemburg B 34 305, 2-4, rue Eugène Ruppert, L-2453 Luxemburg. AllianceBernstein S.à.r.l. unterliegt der Aufsicht durch die Aufsichtskommission des Finanzsektors (CSSF). Dies wird nur zu Informationszwecken angegeben und ist nicht als Anlageberatung oder Aufforderung zum Kauf eines Wertpapiers oder einer sonstigen Anlage zu verstehen. Die hier geäußerten Ansichten und Meinungen basieren auf unseren internen Prognosen und geben keine zuverlässigen Hinweise auf die zukünftige Marktperformance. Die Fondsanlagen können an Wert gewinnen und verlieren, und es kann vorkommen, dass die Anleger nicht den vollen angelegten Betrag zurückerhalten. Die Performances der Vergangenheit bieten keine Gewähr für zukünftige Ergebnisse.
Diese Informationen richten sich lediglich an Privatpersonen und sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.
© 2024 AllianceBernstein L.P.