AB: Drei Einkommensthemen für – Multi-Asset-Anleger für 2023
In einem der schwierigsten Jahre für die Märkte erlebten wir 2022 eine anhaltend hohe Inflation, eine aggressive geldpolitische Straffung der Zentralbanken und erhöhte geopolitische Risiken. Zu Recht sind viele Anleger verunsichert, was sie im Jahr 2023 erwarten wird.08.12.2022 | 12:05 Uhr
Einkommensoptionen sind breiter gefächert, als viele Anleger denken.
Das Umfeld für Multi-Asset-Anleger, insbesondere für solche, die auf
Einkommen setzen, hat sich dramatisch verändert. Die Umlaufrenditen
begannen das Jahr am unteren Ende ihrer 10-Jahres-Spannen, werden aber
wahrscheinlich in der Nähe der Zehnjahreshöchststände enden (Abbildung).
Hochverzinsliche Anleihen zum Beispiel boten Ende Dezember 2021 eine
Rendite von 4,2 %, nicht viel mehr als dividendenstarke Aktien.
Dieses Szenario trat bei allen Einkommen generierenden Anlagen
auf, einschließlich Investment-Grade-Anleihen, was die kurzfristigen
Erträge schmälerte. Aber es bietet Anlegern auch eine Vielzahl von
Möglichkeiten, vorausgesetzt, sie verfügen über die Flexibilität, ein
breites Spektrum von Anlageklassen zu berücksichtigen.
Mit Blick auf das Jahr 2023 sollten einkommensorientierte
Multi-Asset-Anleger unserer Meinung nach drei wichtige Themen
berücksichtigen:
1. Diversifizierte Ertragsquellen für Aktien suchen
Aufgrund ihrer defensiven Eigenschaften (stabile Einkommensströme und
ausgereiftere Geschäftsmodelle) erwiesen sich Dividendenwerte als
stabiler, als die Märkte im Laufe des Jahres unruhig wurden –
tatsächlich war der Kursrückgang bei dividendenstarken Aktien im Jahr
2022 nur halb so schlimm wie bei Aktien insgesamt.
Wenn die Marktvolatilität und die konjunkturelle Unsicherheit anhalten,
könnte sich die Überlegenheit dividendenstarker Aktien fortsetzen.
Andererseits kann sich die Marktführerschaft bei Aktien und Sektoren im
Laufe der Zeit ändern. Deshalb sind wir der Meinung, dass Anleger
dividendenstarke Aktien mit einem systematischen, faktorbasierten Ansatz
wählen sollten, um ein besseres Gleichgewicht zwischen Sektoren und
Stilen zu erreichen. So lässt sich das Konzentrationsrisiko vermeiden,
das bei eher simplen Dividendenstrategien häufig auftritt (Abbildung).
Abgesehen von dividendenstarken Aktien sollten Anleger auf
profitable, widerstandsfähige Unternehmen setzen, die zu attraktiven
Bewertungen gehandelt werden. Wir stellen immer wieder fest, dass
Unternehmen mit tragfähigen Gewinnen, stabilen Cashflows und einer
disziplinierten Kapitalverwendung besser abgeschnitten haben als der
Markt und angesichts der immer noch ungewissen künftigen Volatilität dazu beitragen können, den Abwärtstrend zu dämpfen.
Diese „Qualität, Stabilität und Preis“-Disziplin hat auch bei hoher und
schnell eintretender Inflation den Markt übertroffen. Denn
Qualitätsunternehmen mit starken Cashflows haben mehr Möglichkeiten,
ihre Margen zu schützen.
2. Hochzinsanleihen in Betracht ziehen
Weil die Zentralbanken weltweit die Zinsen aggressiv anheben, um die
Inflation einzudämmen, sind die Anleihenrenditen in die Höhe geschnellt,
und die Bewertungen sind wesentlich attraktiver als im vergangenen
Jahr.
Hohe Renditen sind jedoch nicht die ganze Geschichte; auch der
fundamentale Aspekt spielt eine Rolle. Normalerweise verstärkt sich der
Druck auf das Geschäftsergebnis in dieser späten Phase des
Konjunkturzyklus: Die schrumpfende Nachfrage sowie die sich
verschärfenden Finanzierungsbedingungen stellen die Unternehmen vor
erhebliche Herausforderungen.
Glücklicherweise sehen wir im derzeitigen spätzyklischen Umfeld keine
besonders hohen Ausfallquoten. Die Fundamentaldaten der Emittenten sind
nach wie vor solide, und sie haben die niedrigen Zinsen während der
Pandemie genutzt, um ihre Schulden umzustrukturieren und die Laufzeiten
zu verlängern. Und die Bewertungen sind nach wie vor sehr attraktiv –
vor allem im Vergleich zu Aktien (Abbildung).
Wir gehen davon aus, dass die Ausfallquoten, die sich derzeit auf einem
historischen Tiefstand befinden, zwar steigen, aber unter dem
Durchschnitt und deutlich unter dem Niveau vergangener Rezessionen
bleiben werden. Die Ratings von US-Hochzinsanleihen spiegeln das wider:
Mehr als die Hälfte der Emittenten nach Marktwert hat jetzt ein
BB-Rating, und die CCC-Ratings sind auf dem niedrigsten Stand seit mehr
als einem Jahrzehnt.
Darüber hinaus ist der Index für Hochzinsanleihen im Gegensatz zum
breiten Aktienmarkt strukturell auf Energie- und weniger auf
Technologieunternehmen ausgerichtet (Abbildung).
Die Anleihenbewertungen sind relativ günstig. Doch Vorsicht und Selektivität bleiben das Gebot der Stunde, wenn sich die erhöhte Volatilität, die steigenden Zinsen und die Dynamik des späten Zyklus Anfang 2023 fortsetzen.
3. Die Rolle von Staatsanleihen als Diversifizierer überdenken
Im zu Ende gehenden Jahr schmälerten hohe Inflation und steigende
Zinsen die Erträge von Staatsanleihen, während der Aktienmarkt einbrach,
wodurch der traditionelle Diversifizierungsvorteil des
Durationsengagements untergraben wurde.
Stark steigende Anleihenrenditen machten das Halten von Staatsanleihen
für den größten Teil des Jahres 2022 etwas schmerzhaft, aber wir
glauben, dass sie im Jahr 2023 immer noch eine Rolle innerhalb von
Multi-Asset-Einkommensstrategien spielen werden. Ihre Renditen sind so
hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr, was sie zu einer realistischen
Einkommensquelle macht. Unserer Ansicht nach haben die aktuellen
Renditen auch die Risiken einer weiteren geldpolitischen Straffung
weitgehend eingepreist.
Die Diversifizierungsvorteile von Staatsanleihen könnten jetzt, da die
Inflation Anzeichen für einen Gipfel zeigt, wieder Erträge erzielen,
wenn man die historische Entwicklung zugrunde legt. Wir gehen davon aus,
dass die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen erneut dazu beitragen
wird, die Erträge zu diversifizieren (Abbildung) und das Abwärtsrisiko zu verringern, wenn wir in eine Phase wirtschaftlicher Anspannung eintreten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Aussichten für 2023 etwas düster erscheinen, da sich das Wachstum möglicherweise verlangsamt, die Inflation immer noch hoch ist und die finanziellen Bedingungen schwieriger werden. Doch attraktive Bewertungen in Verbindung mit höheren Umlaufrenditen bei einer Reihe von festverzinslichen Wertpapieren und Aktien könnten das nächste Jahr zu einem besseren Jahr für Einkommensanlagen machen.
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