AB: Zusammenhang zwischen Klimawandel und moderner Sklaverei
Traditionell wird der Klimawandel als ein Umweltthema betrachtet. Aber der Klimawandel bedroht auch die Menschenrechte. Das hat wesentliche Auswirkungen für Anleger.09.10.2023 | 07:52 Uhr
Obwohl er eine der dringendsten Herausforderungen unserer Zeit ist,
wird der Klimawandel oft als ein reines Umweltthema angesehen. Wir
glauben, dass sich das ändern muss. Denn der Klimawandel ist auch ein
Problem für den Schutz der Menschenrechte, das das Leben und die
Existenzgrundlage eines jeden gefährdet und gleichzeitig die
Bedürftigsten Gefahren wie Menschenschmuggel und moderner Sklaverei
aussetzt.
Außerdem könnten auf Anleger erhebliche finanzielle Risiken zukommen,
wenn sie klimabedingte Gefahren moderner Sklaverei nicht
berücksichtigen. AllianceBernstein hat kürzlich zusammen mit Walk Free,
einer internationalen Menschenrechtsgruppe, die sich für das schnelle
Ende aller Formen moderner Sklaverei einsetzt, den Bericht Bridging ESG Silos: The Intersection of Climate Change and Modern Slavery erstellt, der sich ausführlich mit klimabedingten Risiken moderner Sklaverei auseinandersetzt.
Zusammenhang zwischen Klima und Menschenrechten
2021 lebten Tag für Tag 50 Millionen Menschen in moderner Sklaverei.
Trotz dieser schockierend hohen Zahl besteht ein mangelndes Verständnis
des Zusammenhangs zwischen Klimawandel und moderner Sklaverei. Laut
einer Prognose der Weltbank werden bis 2050 216 Millionen Menschen
allein aus Gründen des Klimawandels gezwungen sein, innerhalb ihrer
Heimatländer umzuziehen. Diese Zwangsmigration macht sie anfälliger für
die Risiken von Menschenschmuggel und moderner Sklaverei.
Wir haben Empfehlungen formuliert und Tools entwickelt, mit denen
Anleger klimabedingte Risiken moderner Sklaverei bewerten, offenlegen
und steuern können. Der erste Schritt ist das Erkennen der Risiken.
Physische und Übergangsrisiken für die Menschenrechte
Der Klimawandel bringt vor allem zwei Arten von Risiken für die Menschenrechte mit sich:
Physische Risiken Akute physische Risiken beziehen sich auf „plötzlich einsetzende“ Ereignisse wie Stürme und Waldbrände. Chronische
physische Risiken umfassen allmähliche Veränderungen oder „langsam
einsetzende“ Ereignisse, beispielsweise Dürren, Wüstenbildung, steigende
Meeresspiegel und Übersäuerung der Meere.
Sowohl plötzlich als auch langsam einsetzende Ereignisse können Häuser,
Infrastruktur, Nahrungsmittel- und Wasserversorgung sowie
Existenzgrundlagen zerstören. Menschen, die von Unwettern betroffen
sind, können gezwungen sein, schlechte Arbeitsbedingungen zu akzeptieren
oder auszuwandern, um eine neue Arbeit zu finden. Dies kann sie in die
Hände von Menschenschmugglern treiben und womöglich dazu führen, dass
sie Opfer von Ausbeutung werden.
Übergangsrisiken Der Übergang von fossilen Brennstoffen mit hohem Kohlenstoffgehalt zu CO2-freien erneuerbaren Energien bringt zwei Arten von Übergangsrisiken mit sich:
- Unter dem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen können die Arbeitnehmer leiden, denen es entweder an den Fertigkeiten für die grüne Wirtschaft mangelt oder die nicht am richtigen Ort sind. Dies bedeutet, dass sie eher unter schlechten Arbeitsbedingungen leiden und eher Opfer von Menschenschmuggel werden.
- Der Einstieg in erneuerbare Energien kann Risiken für die Menschenrechte bei der Projektumsetzung und in der Lieferkette schaffen, beispielsweise in den Bereichen Landkauf, Rohstoffförderung, Materialverarbeitung und Anlagenbau. Beispiele hierfür sind öffentlich gemachte Praktiken von Kinderarbeit in Kobaltminen und Zwangsarbeit in der Polysiliziumherstellung.
Zudem können klimabedingte Risiken für moderne Sklaverei und die
Missachtung der Menschenrechte auch Risiken für Unternehmen und Anleger
schaffen. Dazu gehören Rechtsrisiken (Verstoß gegen Bestimmungen zur Offenlegung moderner Sklaverei oder die Menschenrechts-Due-Diligence), Reputationsrisiken (Imageschaden für eine Marke durch Nichterfüllung der Erwartungen von Kunden oder Aktionären) und operationelle Risiken (Destabilisierung des Betriebs und der Lieferketten eines Unternehmens).
Diese Risiken können Anwaltskosten, Bußgelder, Strafzahlungen und einen
Rückgang des Shareholder Value nach sich ziehen und bedeuten, dass
Ressourcen vom Kerngeschäft eines Unternehmens abgezogen werden (Abbildung).
In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden.
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