Allianz GI: Volatilität im Auge behalten

Globale Konjunkturindikatoren sind unverändert positiv. Gefahr könnte vom chinesischen Immobilienmarkt drohen.

06.12.2013 | 14:25 Uhr von «Patrick Daum»

„Die Volatilitäten an den Aktienmärkten befinden sich aktuell an einem neuen Tief“, sagt Dennis Nacken, Vice President Capital Markets & Thematic Research bei Allianz Global Investors. Ob dies als Zeichen des Vertrauens in die Märkte oder als Indiz für Nachlässigkeit zu werten ist, lasse sich nur schwer beantworten. Vertrauensbildenden Entwicklungen stünden einige Risiken gegenüber. Letztere würden jedoch von den Marktteilnehmern vielfach vernachlässigt.

„Zu den positiven Treibern zählten in den letzten Wochen vielfach besser als erwartete Konjunkturindikatoren“, so Nacken. Der Index des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) stieg auf ein Vierjahreshoch von 54,6 Punkten. „Die Leistungsbilanz Europas kletterte in den ersten neun Monaten mit einem kumulierten Überschuss von 130 Milliarden Euro auf ein neues Rekordniveau.“ Der positive Wachstumstrend  könnte zum Jahreswechsel sogar noch zunehmen, sollte sich der fiskalische Gegenwind weiter abschwächen und die Entspannung im Finanzsektor weiter voranschreiten. „Angesichts der zyklischen Erholung und der vergleichsweise moderaten Bewertungen (historisch wie auch regional) kann sich eine Übergewichtung europäischer Titel empfehlen“, rät der Experte.

ZEW-Index für Deutschland: Im November 2013 auf einem Vierjahreshoch

Quelle: ZEW

Auch aus Deutschland kommen gute Zahlen: Mit einer Verbesserung auf 112,2 Punkte wusste der Ifo-Geschäftsklimaindex bei der Beurteilung der aktuellen Lage im November zu überraschen (sehen Sie hier ein Video des TV-Senders N24 zum Ifo-Index). „Der Konjunkturmotor läuft auf mehreren Zylindern und war dank eines robusten Arbeitsmarktes zuletzt von privatem Konsum und Bau getragen“, so der Experte. „Die leicht verbesserten Wachstumsaussichten für die europäischen Peripherieländer und die Schwellenländer sollten zudem der deutschen Exportindustrie helfen.“ Vor diesem Hintergrund hält Nacken die Hoffnung der Investoren, die Unternehmensgewinne könnten den vorauseilenden Aktienkursen nachlaufen, für berechtigt. Trotz hoher Bewertungen für den deutschen Aktienmarkt im europäischen Vergleich hält er an einer Übergewichtung deutscher Titel fest. Die „Zyklizität des Marktes“ spreche dafür.

Dennoch könnte die Volatilität an den Aktienmärkten wieder aufkeimen. Dafür könnten Risiken sorgen, die derzeit in den Hintergrund getreten sind. Sie kommen aus China. „Zum einen verdeutlichen die November-Zahlen zum chinesischen Immobilienmarkt, dass sich – im Gegensatz zum Aktienmarkt – eine Blase aufbaut“, so Nacken. In 69 von 70 Städten seien die Preise seit Jahresanfang bis zu 27 Prozent gestiegen. Darüber hinaus überstiegen die im Bau befindlichen Immobilien die fertigen Neubauten inzwischen um das Neunfache. „Das gefeierte Reformpaket der kommunistischen Partei Chinas hat unsrer Meinung nach zudem das eigentliche Problem zu hoher Verschuldungen privater Unternehmen nur ungenügend adressiert“, bemängelt Nacken. „Ein Thema, das auch für Staatsschulden in den Industriestaaten gilt, wo der nachlassende Reformdruck zum Schuldenabbau nicht unkritisch betrachtet werden darf.“

Dass die Anleger kaum Marktschwankungen erwarten, könnte aber auch als „Notenbank-Put“ angesehen werden. Denn sollte es zu Turbulenzen kommen, rechnen viele Investoren mit einem Einspringen der Notenbanken. „Das Risiko an den Börsen scheint begrenzt“, sagt Nacken. Liquidität und Hoffnungen seien derzeit die Haupttreiber der Märkte. „Der Konjunktur und den Gewinnen vorauslaufende Märkte sind sicher nicht ungewöhnlich“, meint der Allianz-Experte. „Wichtig ist nur, dass die Realität hinterherkommt, sonst könnten Gewinnmitnahmen zum Jahresende eventuell für Volatilität sorgen.“

(PD)

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