ASI: Infrastruktur – ein 50 Billionen Dollar Vorhaben, an dem sich der Privatsektor beteiligen will
Die Spiele in Tokio sind ein großes Sportereignis, das eine jahrelange sorgfältige Vorbereitung erfordert, darunter die rechtzeitige Fertigstellung umfangreicher Infrastrukturprojekte.04.08.2021 | 07:10 Uhr
Seit den 1980er Jahren wird die für Veranstaltungen dieser Größenordnung erforderliche Infrastruktur, sprich Sportstätten, Unterkünfte für die Athleten und die Verkehrsanbindung, durch einen Mix aus kommerziellem Sponsoring, Geldern privater Immobilienentwickler und staatlichen Zuschüssen finanziert.
Dieses Modell der öffentlich-privaten Partnerschaft dient seitdem den Veranstaltern dieses alle vier Jahre stattfindenden sportlichen Großereignisses als Vorbild. Trotz gelegentlicher Zweifel, ob auch alles rechtzeitig fertig werden würde, ist für die Eröffnungsfeier alles bestens vorbereitet.
Könnte dieses Finanzierungsmodell nicht auch für groß angelegte soziale und wirtschaftliche Infrastrukturprojekte in Zeiten wie diesen eine gute Idee sein, in denen der Staat sich keine großen Kostenüberschreitungen leisten und auf die Ausgabenbremse treten muss?
Ich glaube schon. Zudem bietet das Modell der öffentlich-privaten Partnerschaft attraktive Möglichkeiten für Investoren, die auf der Suche nach attraktiven langfristigen Renditen sind.
Infrastrukturdefizite rund um den Globus
Viele Länder stehen vor einigen der größten wirtschaftlichen Herausforderungen seit vielen Jahrzehnten. Um sie zu bewältigen, sind beispiellose Investitionen in die soziale und wirtschaftliche Infrastruktur, also in Verkehrs- und Energienetze, in Schulen und Krankenhäuser, erforderlich.
"Neue Infrastruktur muss gebaut und vorhandene modernisiert werden, um dem Bedarf einer wachsenden Bevölkerung, der zunehmenden Urbanisierung und Industrialisierung sowie dem verstärktem Wettbewerb Rechnung zu tragen. Schließlich sind die Regierungen überall auf der Welt bestrebt, den Lebensstandard der Menschen in ihrem Land zu verbessern."
Auch Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel, wie z.B. das Erreichen von Netto-Null-Emissionen, kosten viel Geld.
Die Schätzungen zu den Kosten gehen mitunter weit auseinander, aber eine Zahl wird in Diskussionen über dieses Thema immer wieder genannt: 50 Billionen US-Dollar. Und das sind nur die Kosten zur Deckung des globalen Infrastrukturbedarfs bis zum Jahr 2050.
Bedauerlicherweise sind die meisten Länder nicht in der Lage, diese Ausgaben alleine zu stemmen. Die üblichen staatlichen Einnahmequellen wie Steuern und Gebühren bringen nur einen Bruchteil dessen ein, was benötigt wird.
Öffentlich-private Partnerschaften
Angesichts der Zwänge im Hinblick auf den Zeit- und Kostenrahmen und die fachkundige Überwachung greift der Staat vielerorts mithilfe öffentlich-privater Konzessionspartnerschaften auf die Unterstützung des Privatsektors zurück.
Solche Partnerschaften ermöglichen Privatunternehmen die enge Zusammenarbeit mit Regierungs- oder staatlichen Stellen bei der Durchführung und dem Betrieb von Infrastrukturprojekten. Privates Kapital, verwaltet von Finanzinstituten, spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Für das von ihm bereitgestellte Kapital erhält der privatwirtschaftliche Partner einen Anteil an den Einnahmen aus dem Projekt. Konzessionen können ein Projekt durch finanzielle Unterstützung nicht nur vorantreiben, sie können es auch effizienter machen. Hinzu kommt, dass solche Projekte in der Regel schneller abgeschlossen werden.
Private Unternehmen können auch einen Teil der mit solchen Projekten verbundenen Risiken tragen wie das Fertigstellungsrisiko und das Risiko, dass die tatsächliche Auslastung hinter den Prognosen zurückbleibt.
Der Privatsektor kann und sollte einen Beitrag zur Schaffung einer soliden Grundlage leisten, auf der Länder ihre Wirtschaft für eine bessere Zukunft umgestalten können.
Allerdings muss jedes Land dazu eine gut durchdachte Vision für seine Wirtschaft, seine Gesellschaft und sein politisches System haben. Benötigt wird außerdem ein realistisches Konzept mit detaillierten Finanzplänen, aus dem hervorgeht, wie die Ziele langfristig erreicht werden sollen.
Argumente für eine Anlage
Richtig strukturiert, können Infrastrukturanlagen langfristig attraktive Renditen bieten.
Infrastrukturprojekte unter Beteiligung des öffentlichen Sektors und privater Investoren beinhalten in der Regel Verträge mit einer Laufzeit von mindestens 25 Jahren. Sie legen fest, mit welchen Erträgen Investoren rechnen können, wenn die Planung abgeschlossen ist.
Ein gut gemanagtes Projekt sollte auch nach der Fertigstellung verlässliche Erträge liefern. Solche risikobereinigten Erträge sind stabil, langfristig und zum Teil inflationsgeschützt.
Wir wissen, dass dieses Modell funktioniert. Ein aktuelles Beispiel aus der Welt des Sports ist das Optus-Stadium im australischen Perth. In dieser mit Preisen ausgezeichneten Sportstätte finden große Kricket-, Rugby- und Football-Spiele sowie Konzerte statt. Vor der Pandemie wurden dort regelmäßig Football-Spiele vor 60.000 Zuschauern ausgetragen.
Nach einer Ausschreibung im Jahr 2013 erhielt Mitte 2014 ein privates Unternehmen den Zuschlag für die Konzession. Mit dem Bau wurde gegen Ende desselben Jahres begonnen. Trotz der technischen Herausforderungen verbunden mit dem Bau auf einem ehemaligen Überschwemmungsgebiet, das der Stadt als Mülldeponie gedient hatte, wurde das Stadion Ende 2017 innerhalb der angesetzten Bauzeit fertig. Im Januar des Folgejahres fand in ihm die erste Veranstaltung statt.
Und wir sind stolz, eine Anlage in diese öffentlich-private Konzessionspartnerschaft zu verwalten.
Risikomanagement
Projekte, die mehrere Hundert Millionen – wenn nicht Milliarden – Dollar kosten und deren Lebensdauer in Jahrzehnten gemessen wird, gehen mit erheblichen Risiken einher.
Wir konzentrieren uns daher darauf, diese Risiken angemessen zu steuern. Was dies alles beinhaltet, das zu beschreiben würde diesen Rahmen sprengen. Daher nur fünf Beispiele für Verfahren, die sich dabei bewährt haben:
- eindeutige Projektspezifikationen im Vorfeld, um die kurzfristigen gegenüber den längerfristigen Kosten zu optimieren;
- diszipliniertes Vorgehen, das sich aus der Lebenszykluskostenrechnung und der Risikoanalyse über die gesamte Lebensdauer des Projekts ergibt;
- Auftragnehmer aus der Privatwirtschaft und Investoren sollten mit eigenem Kapital ins Risiko gehen;
- wenn die Projekte stimmen, sind die höheren Kapitalkosten im Vergleich zur öffentlichen Finanzierung gerechtfertigt;
- sicherstellen, dass das Risiko bei der Partei liegt, die es am besten steuern kann und die den größten Anreiz hat, das Projekt umzusetzen.
Und zu guter Letzt ...
Privates Kapital für Infrastrukturprojekte wurde noch nie so dringend benötigt wie heute. Wirtschaftshistoriker werden auf die aktuelle Ära als die zurückblicken, in der im Infrastruktursektor Finanzinstitute enge Beziehungen zu privaten Sponsoren, Entwicklern, Investoren und dem öffentlichen Sektor knüpften.
Das Motto der Spiele „schneller, höher, stärker“ sollten sich auch der öffentliche und private Sektor zu eigen machen, wenn es darum geht, die Infrastrukturprojekte für kommende Generationen in Angriff zu nehmen. Es könnte als Richtschnur für die Ziele dienen, die sie anstreben müssen:
- „schneller“ bei der Beschaffung und Ausführung:
- „höher“, wenn es um die Ambitionen mit Blick auf Innovationen insbesondere zum Erreichen der Klimaneutralität geht; und
- „stärker“ bei der langfristigen Planung und der Festlegung realistischer Ziele.
© abrdn
Investitionen beinhalten Risiken. Der Wert von Anlagen und die daraus entstehenden Erträge können sowohl fallen als auch steigen, und es ist möglich, dass ein Investor weniger als den investierten Betrag zurückerhält. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf zukünftige Ergebnisse zu.