Ausblick 2. Halbjahr 2012: Weltwirtschaft schwächt sich weiter ab

Léon Cornelissen, der Chefvolkswirt der Robeco Gruppe, kommt in seinem aktuellen Halbjahresausblick für den Finanzmarkt zu dem Schluss, dass die Weltwirtschaft sich im zweiten Halbjahr 2012 zunächst weiter abschwächen wird.

18.07.2012 | 10:47 Uhr

Cornelissen geht jedoch nicht von einer globalen Rezession aus. Er erwartet vielmehr, dass die Weltwirtschaft bereits im vierten Quartal gestärkt aus der Krise hervorgehen könnte. Gute Perspektiven sieht Robeco für Schwellenländeranleihen in lokalen Währungen.

„Wir erwarten, dass die Weltwirtschaft erst im vierten Quartal 2012 wieder stärker wächst. Zuvor dürfte sich das globale Wachstum im dritten Quartal 2012 jedoch weiter abschwächen “, so Léon Cornelissen. Der sinkende Ölpreis verringert seiner Ansicht nach den Inflationsdruck und ebnet den Weg für weitere geldpolitische  Stimulierungsmaßnahmen. In diesem Szenario besteht Grund zu der Annahme, dass das inflationsbereinigte, reale Einkommen in den Industrienationen steigen könnte. „Was die europäische Schuldenkrise betrifft, spielen Europas Politiker weiter auf Zeit. Das verringert – wenigstens vorübergehend – die Spannungen in der Eurozone“, so Cornelissen.

Auch in den Schwellenländern sieht der Robeco-Experte Anzeichen für eine weitere Abkühlung des Wachstums. „Die chinesische Wirtschaft leidet unter sinkenden Exporten als Folge der eskalierenden europäischen Schuldenkrise“, so Cornelissen. „Aber auch die chinesische Wirtschaftspolitik hat dazu beigetragen, dass sich der Export abgeschwächt hat. China ist bestrebt den Wohnungsmarkt in den Griff zu bekommen und will Überkapazitäten in bestimmten Sektoren abbauen, wie zum Beispiel in der Stahlindustrie.“ Auch Indien musste im ersten Quartal 2012 einen deutlichen Rückgang des Wirtschaftswachstums auf 5,6 Prozent hinnehmen, was für indische Verhältnisse ein sehr niedriges Niveau ist. Die brasilianische Regierung wird nach Ansicht von Cornelissen weiterhin gemeinsam mit der brasilianischen Notenbank eine sehr aktive Rolle in der Wirtschaftspolitik spielen. „Für die russische Wirtschaft ist der sinkende Ölpreis eine schlechte Nachricht, die zuvor durch die Erhöhung der Staatsausgaben vor den Wahlen im März einen Schub erfahren hatte. Jetzt ist das Wachstum rückläufig“, so Cornelissen. Was bedeuten diese Aussichten für einzelne Anlageklassen?

Schwellenländeranleihen in lokalen Währungen attraktiv
„Im Hinblick auf Anleihen sind wir für Schwellenländeranleihen optimistischer als für Staatsanleihen aus den Industrienationen“, so Cornelissen. Schwellenländer zeichnen sich – im Vergleich zu Industrienationen – durch eine weiterhin wesentlich geringere Staatsverschuldung und durch niedrigere Haushaltsdefizite aus. „Unser langfristiger Ausblick für Schwellenländerwährungen ist positiv. Derzeit bieten Schwellenländeranleihen, die in Lokalwährungen notiert sind, durchschnittlich 6,1 Prozent Rendite, was im Vergleich zu Staatsanleihen aus den Industrieländern attraktiv ist. Allerdings bevorzugen wir jedoch weiterhin Investment-Grade-Credits vor Schwellenländer-Anleihen, da diese ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis aufweisen.“

Bei Aktien zögert Cornelissen weiter, seine immer noch etwas negative Einschätzung in Bezug auf Finanz-Titel anzupassen. „Außerhalb des Finanzsektors präferieren wir weiterhin ausgewählte zyklische Sektoren, IT-Aktien und Verbrauchsgüter. Bis vor kurzem haben sich diese Sektoren besser entwickelt als der Gesamtmarkt und die Revision der Gewinnerwartungen liegt immer noch über dem Marktdurchschnitt. Allerdings erfordern die aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen einen zurückhaltenderen Ansatz.“

Die Pressemitteilung im pdf-Dokument.

Das Original in englischer Sprache.

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