AXA: Es wird heiß

Die USA und China wachsen wie erwartet, aber Europa leidet unter der Krise in Osteuropa sowie unter der beunruhigend schwachen Konjunktur in Frankreich und Italien.

18.08.2014 | 11:11 Uhr

Zwar erholt sich die Weltwirtschaft wie erwartet, aber die Risiken nehmen weltweit zu, vor allem in Europa. Wir halten es deshalb für notwendig, unsere Asset-Allokation anzupassen.

Die Weltwirtschaft: Sie wächst wirklich

Im Juli wurden die Wachstumsschätzungen für das 2. Quartal insgesamt angehoben. Mit annualisierten 4% ist die US-Wirtschaft stärker gewachsen als erwartet, und der Wert für das 1. Quartal wurde von -2,9 auf -2,1% heraufrevidiert. Zu verdanken war die Dynamik dem privaten Sektor, vor allem dem privaten Verbrauch und den Unternehmensinvestitionen. Hohe Importe ließen allerdings das Außenhandelsdefizit steigen.

Als erste große Volkswirtschaft veröffentlichte China die BIP-Zahlen für das 2. Quartal und meldete ein unerwartet starkes Wachstum von 2% sowie bessere Zahlen aus der Industrie. Der Staat hat mit gezielten Kreditprogrammen den kränkelnden Immobilienmarkt gestützt und öffentliche Ausgaben vorgezogen. Eine wieder bessere Konjunktur in China dürfte über die Handelsverflechtungen allmählich auch den übrigen Emerging Markets zu Gute kommen.

Auch das britische BIP ist gestiegen – um 0,8% zum Vorquartal. Der rasche Aufschwung seit Anfang 2013 setzt sich also fort. Sechs Jahre nach der Krise steht das Land schließlich wieder besser da als bei seinem Vorkrisenhoch Anfang 2008.

Wir rechnen aber nicht in allen Ländern mit so guten Zahlen. Dabei haben wir vor allem den Wachstumsrückgang in Deutschland im Blick, der aber zum Teil die Folge der sehr guten Entwicklung zu Jahresbeginn ist. Auch in Frankreich dürfte das Wachstum sehr schwach ausfallen oder die Wirtschaft sogar schrumpfen.

Die USA dürften weiter an der Spitze stehen, auch wenn das Wachstum wohl nicht mehr so stark sein wird wie in den letzten Monaten. Der Abstand zum Euroraum wird sich aber vergrößern. Wir erwarten eher eine Phase mit einem langsamen, aber stabilen Wachstum als einen kräftigen Aufschwung. Nach dem leichten Konjunkturrückgang im 2. Quartal dürfte Japan seine moderate Erholung in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen. In den Emerging Markets hat die Konjunktur wieder Fahrt aufgenommen, was günstig für die derzeit gute Marktstimmung ist. Die Einkaufsmanagerindizes sind im Juli gestiegen und signalisieren einen weiteren Aufschwung im Verarbeitenden Gewerbe.

Zentralbanken bleiben großzügig

Trotz der ermutigenden Konjunkturdaten hat sich an der Geldpolitik in den letzten Wochen nur wenig geändert. In ihrer Juli-Sitzung änderte die Fed ihre Konjunktureinschätzung etwas. Sie verwies auf den Rückgang der Inflationsrisiken und eine etwas stärkere Erholung des Arbeitsmarkts. Abgesehen von einer weiteren Rückführung der Wertpapierkäufe auf nur noch 25 Mrd. US-Dollar monatlich (im Oktober sollen sie ganz auslaufen) soll sich aber an der Zinspolitik nichts ändern.

Auch die EZB scheint vor allem abzuwarten – obgleich die Inflation im Euroraum im Juli mit 0,4% z.Vj. auf den niedrigsten Stand im laufenden Konjunkturzyklus gefallen ist. Wir erwarten den Tiefpunkt aber erst im September, so dass die EZB in den nächsten Monaten stärker unter Handlungsdruck geraten wird. Der Oktober könnte ein besonders schwieriger Monat werden, mit einer sehr niedrigen Inflation, den ersten gezielten Langfristtendern (TLTROs) und den Ergebnissen der umfassenden Prüfung der europäischen Banken. Dennoch wird die EZB wohl kaum noch vor dem Ende des Jahres den nächsten Schritt tun können. Zuerst wird sie wissen wollen, was die ersten TLTROs bewirken. In den Emerging Markets ist die Geldpolitik weiter expansiv. 

Vor allem in Osteuropa wurden die Leitzinsen gesenkt. Wir gehen von einer weiter lockeren Geldpolitik aus. Die Inflation dürfte unter Kontrolle bleiben und zurückgehen, wenn sich in den ersten Industrieländern Zinserhöhungen abzeichnen. Aufgrund der zuletzt guten US-Konjunkturdaten machen die fragilen Fünf (indische Rupie, indonesische Rupiah, südafrikanischer Rand, brasilianischer Real und türkische Lira) Sorgen. Unserer Ansicht nach hat dies aber nichts mit den höheren politischen Risiken oder mit Argentinien zu tun. Stattdessen dürften die Investoren beginnen, eher nach Alpha als nach Beta zu streben, und daher allmählich wieder stärker zwischen den einzelnen Emerging Markets zu unterscheiden. Dies wird eine Neuauflage der Zeit ab Mai 2013 sein, als die Emerging Markets geradezu verrücktspielten.

Der vollständige Bericht im pdf-Dokument

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