AXA IM: Referendum wird nicht das Ende des griechischen Dramas sein
„Selbst wenn das Ergebnis des Referendums lautet, die Bedingungen eines neuen Rettungspaketes zu akzeptieren und Griechenland in der Eurozone zu halten, gibt es noch viel zu tun, um in Griechenland wieder einen Anflug von wirtschaftlicher Stabilität herzustellen" sagt Chris Iggo.03.07.2015 | 16:01 Uhr
„Die größte Herausforderung ist dafür zu sorgen, dass die Arbeit der vergangenen Jahre, die das Eurosystem stärken sollte, nicht in sich zusammenfällt wie ein überfülltes Pita", sagt Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers. Die griechische Tragödie hält die Finanzmärkte seit Wochen in Atem. An diesem Wochenende steht nun der Klimax bevor – die Volksabstimmung in Griechenland: „Symbolisch könnte man das Referendum als Abstimmung über die Mitgliedschaft in der Eurozone, als Abstimmung für oder gegen Sparmaßnahmen oder als Vertrauensvotum für die Regierung von Alexis Tsipras sehen“, erklärt Iggo. „Das Referendum wird allerdings nicht das Ende der Geschichte sein.“ Daher dürfte auch die aus dem zweiten Quartal bekannte erhöhte Volatilität auf den Anleihemärkten vorerst andauern.
Die griechische Regierung ziele mit dem Referendum vermutlich darauf ab, dass ein „Nein“ zu einem neuen Rettungspaket die Europäische Union zurück an den Verhandlungstisch zwinge, wenn Griechenland in der Eurozone bleiben solle. Die EU auf der anderen Seite spekuliere darauf, dass ein „Ja“ eine Bestätigung für die Notwendigkeit weiterer Reformen und Einsparungen im Staatshaushalt darstelle. „Angesichts des erratischen Verhaltens der griechischen Regierung in den vergangenen Wochen erscheint allerdings vor allem eines klar“, so Iggo. „Eine Einigung wird wahrscheinlicher, wenn eine neue Regierungsmannschaft die Interessen Griechenlands vertritt.“ Daher könne ein positives Votum politische Veränderungen in Athen in Gang setzen und den Weg für intensive neue Verhandlungen ebnen, die es Griechenland erlauben, seine Schulden beim Internationalen Währungsfonds (IWF) zu bezahlen, einen Zahlungsausfall gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB) zu vermeiden sowie auf eine Abschaffung der Kapitalverkehrskontrollen und einen Verbleib in der Eurozone hinzuarbeiten.
Doch selbst ein „Ja“ bedeute nicht das Ende aller Probleme. „Angesichts der jüngeren Geschichte Griechenlands besteht bei allen Reformen ein Umsetzungsrisiko“, erläutert Iggo. „Es gibt nur eine geringe Chance, dass Griechenland in den kommenden Jahren die Kapitalmärkte anzapfen kann, also könnte es auf Jahre hinaus immer wieder Verhandlungen über neue Rettungspakete geben. Und wer sagt, dass Tsipras und Varoufakis irgendwann in der Zukunft nicht ein erneutes Regierungsmandat bekommen?“