AXA IM: Warum die Digitalisierung neue Jobs bringt

Neue Technologien haben das Potenzial, mehr als 40 Prozent der heute existierenden Berufe zu automatisieren. Das muss aber nicht zwangsläufig in die Massenarbeitslosigkeit führen, da neue Technologien auch neue Jobs schaffen.

04.08.2017 | 11:02 Uhr

Trotz der Herausforderungen, die sie mit sich bringt, sollte die Digitalisierung grundsätzlich als positive Entwicklung verstanden werden, betont Ano Kuhanathan, Diplom-Ökonom bei AXA Investment Managers (AXA IM). 

„Die Automatisierung kurbelt das Produktivitätswachstum an. Das wiederum kann sich positiv auf andere Bereiche auswirken und dort Arbeitsplätze schaffen“, so der Experte. Vor allem hochqualifizierte Tätigkeiten, für die Soft Skills wichtig sind, könnten von dieser Entwicklung profitieren. „Berufe, die zwischenmenschliche Interaktion oder einen flexiblen Umgang mit neuen Situationen erfordern, werden auch in Zukunft benötigt. Neben Tätigkeiten im Service-Sektor, den so genannten Pink Collar Jobs, zählen hierzu Aufgaben in der Entwicklung, der Technik und der Überwachung von Technologien – beispielsweise erfordern Roboter Menschen, die sie programmieren. Hingegen werden Berufe, die vor allem mit Routinetätigkeiten verbunden sind, wie die des Fabrikarbeiters oder Telefonverkäufers, schrittweise an Bedeutung verlieren. 

Das erhöhe den Wert von Bildung und das Ausmaß der Spezialisierung auf dem Arbeitsmarkt, so Kuhanathan: „Die digitale Ära macht Bildung offener, zugänglicher und erschwinglicher. Software schneidet Kurse auf Studenten zu, indem sie die Übungen an das Individuum anpasst und jedem ermöglicht, in seinem eigenen Tempo zu arbeiten. Der Praxisbezug, also die Anknüpfung des Gelernten an den Arbeitsmarkt, gewinnt dabei weiter an Bedeutung.“

Die Arbeit von Morgen
Die Arbeit selbst wird sich voraussichtlich im Zuge der Digitalisierung ändern. „Die steigende Qualität von Kommunikationstechnologien, die Entstehung von Cloud-Computing und Remote Sensor Technologies ermöglichen Menschen, von überall auf der Welt zu arbeiten“, betont Kuhanathan. Die Arbeitsstelle von morgen bestehe aus vielen Aufgaben, die unterschiedlich komplex seien und oft verschiedene Fähigkeiten erforderten. 

„Unternehmen werden also dazu gezwungen sein, die Aktivitäten, die einen Job ausmachen, zu analysieren und zu entscheiden, ob es sinnvoll ist, die Arbeit zu automatisieren. In den meisten Fällen werden die Stellen nicht komplett wegfallen. Stattdessen wird der Aufgabenschwerpunkt verlagert werden“, erklärt der Experte. Das habe man in der Vergangenheit beispielhaft bei Bankangestellten beobachten können, deren Arbeit seit der Einführung des Geldautomaten weniger von Routineaufgaben, sondern mehr von Kundenservice und Vertrieb geprägt sei. 

Automatisierung und künstliche Intelligenz trügen somit entscheidend zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts bei, erklärt der Ökonom und zitiert Ergebnisse einer Studie von McKinsey: „Die Dampfmaschine hat die Produktivität zwischen 1850 bis 1910 um 0,3 Prozent erhöht. Bei der IT waren es zwischen 1995 und 2007 0,6 Prozent. Automatisierung und künstliche Intelligenz könnten hingegen zwischen 0,8 und 1,4 Prozent Produktivitätswachstum pro Jahr schaffen. Arbeiter benötigen folglich weniger Arbeitsstunden und können mehr konsumieren.“

Die Automatisierung ist ein langwieriger Prozess, der schrittweise verläuft. Auf lange Sicht gesehen werden technologische Entwicklungen wie digitale Ökonomie, Robotertechnik und künstliche Intelligenz den Arbeitsmarkt umstellen. Kuhanathan ist jedoch überzeugt, dass die neuen Berufe sich besser an die Bedürfnisse von Menschen anpassen und die Wirtschaft von Routinetätigkeiten befreien werden.

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