Baker Steel: Die Post-US Wahl-Rally ist nicht überzeugend

Die Rally an den US-Aktienmärkten, die seit der Wahl den Dollar gestärkt und die Rentenmärkte geschwächt haben, deuten aus unserer Sicht auf eine falsche Interpretation der Wirtschaftspolitik von Donald Trump hin. Gold wurde in den Marktturbulenzen als „unbeteiligter Dritter“, trotz des langfristigen unterstützenden Umfelds, in Mitleidenschaft gezogen.

21.11.2016 | 08:15 Uhr

Die Reaktion der Finanzmärkte auf die Wahl von Donald Trump vor etwas mehr als einer Woche war fast ebenso unerwartet wie das Wahlergebnis selbst. Trotz der Vielzahl der negativen Prognosen für den Fall eines Trump-Sieges von Marktteilnehmern im Vorfeld der Wahl, scheint der Markt augenblicklich an Trumps Versprechen eines Wirtschaftswachstums zu glauben, das durch Staatsausgaben und Steuersenkungen und die Rückkehr von Inflation angeheizt wird. 

Die Rentenmärkte verloren in den Tagen nach der Wahl stark, während die Aktienmärkte signifikante Zuwächse verzeichneten konnten. Industriemetalle stiegen im Preis da Anleger positive Erwartungen in Bezug auf erhöhte industrielle Produktion hegten; während Gold, eine „Sicherer Hafen Anlage“ und Portfolio-Diversifizierer, zu einem fünfmonatigen Tief fiel. Zusammenfassend reflektieren diese Entwicklungen einen sogenannten „Risk On“ Ausblick. 

Wir sind nicht davon überzeugt, dass die Aktienrallye und der starke US-Dollar von einer wirklichen positiven Veränderung der Aussichten für die US-Wirtschaft nach Trumps Wahl untermauert wird. Stattdessen scheint es wahrscheinlich, dass die Märkte durch den wahrgenommenen Optimismus nach den Wahlen bei den Anlegern gestärkt wurden, da Trumps Rhetorik nach der Wahl moderater war als noch im Wahlkampf. Dazu gehörten Aussagen zu einer wachstumsorientierten Agenda und die Aussöhnung und Unterstützung von Führern beider großer Parteien.

Inflationäre Signale sind zurück, aber die Implikationen für Investoren bleiben unklar. Anleihen-renditen sind stark gestiegen, wenn auch von einer sehr niedrigen Basis, während der US-Dollar-Index ein 13-Jahres-Hoch erreicht hat. Allerdings erscheinen steigende Renditen und ein starker Dollar nicht nachhaltig und stehen im Widerspruch zu Trumps Wirtschaftsplänen. Insbesondere ein starker Dollar schadet Trumps Vision eines Amerikas mit einer wachsenden Produktionsbasis und einer günstigen Handelsbilanz.    Steigende Renditen am Rentenmarkt stellen einen kurzfristigen Gegenwind für Gold, das sich in der ersten Jahreshälfte diesen Jahres in einem Bullenmarkt befand, dar. Die längerfristigen Aussichten unter einer Trump-Administration scheinen allerdings höhere Goldpreise zu unterstützen. Sollte der Präsident Elect in der Lage sein, seine wirtschaftliche Agenda erfolgreich umzusetzen, wird die bereits jetzt viel zu hohe US-Staatsverschuldung noch weiter ausgebaut. Das zentrale Thema des Trump-Plans ist ein Anstieg der Infrastrukturausgaben von über1 Billionen US Dollar nach aktuellen Schätzungen, finanziert durch Staatsschulden und öffentlich-private Partnerschaften. Während diese Infrastrukturpläne von Trump mit Hindernissen konfrontiert sind, wie dem Widerstand von konservativen Haushaltspolitikern im Kongress und der in sich widersprüchlichen Politik, große Bauprojekte durchzuführen, aber gleichzeitig die Zuwanderung von gering qualifizierten Arbeitskräften zu senken, ist der Inflationsdruck seiner Pläne klar.

Außerdem begünstigt die von Trump favorisierte protektionistische Wirtschaftspolitik die Rückkehr der "Stagflation", wobei gleichzeitig die Inflation und die Arbeitslosenquote steigen - ein sehr negatives Szenario für die US-Wirtschaft. Die Opposition gegen internationale Handelsabkommen, mögliche Streitigkeiten mit Handelspartnern und die Einführung von Einfuhrzolltarifen werden die Preise für Konsumgüter erhöhen und negative Auswirkungen auf die Einstellung und Investitionen von US-Unternehmen haben.

In den kommenden Monaten, und nachdem es die schon eingepreiste FED-Zinserhöhung gegeben hat, werden sich viele Anleger nach der jetzigen Reflationseuphorie einem Kater der Realität stellen müssen. Längerfristige Realrenditen dürften niedrig bleiben, da selbst ein geringer Anstieg der Nominalrenditen schwere Risiken für die US-Wirtschaft darstellen wird. Die US-amerikanische Aktienmärkte scheinen bereits überbewertet und ein hoher Verschuldungsgrad von Unternehmen, sowie privaten Haushalten erhöht das Risiko, dass jedwede marginale Anhebung der Zinssätze die Wirtschaftstätigkeit nachteilig beeinflusst. Wir glauben deshalb, dass die FED für viele weitere Jahre in ihrer Zinspolitik sehr vorsichtig sein wird. Die ist ein unterstützendes Umfeld für Edelmetalle.

Es ist natürlich noch zu früh, um konkrete Vorhersagen über die Auswirkungen der Trumpf-Präsidentschaft auf die Finanzmärkte zu machen, insbesondere mit so wenig Klarheit über seine Politik oder seine Fähigkeit, seine Ankündigungen in Maßnahmen umzusetzen. Sogar mit einem von Republikanern kontrollierten Kongress kann Trump kein hohes Unterstützungsniveau genießen, insbesondere nicht von den konservativen Haushaltspolitikern, die vehement gegen neue hohe Staatsausgaben sind. Es ist daher wahrscheinlich, dass es nach seinem Amtsantritt Monate politischer Auseinandersetzungen gibt, was sich durch die bevorstehende Entscheidung über die Schuldenobergrenze im März 2017 noch verschlimmern wird.

Die Risiken für die US-Wirtschaft sind wesentlich stärker, als die jüngste Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten suggeriert. Investoren müssen die langfristigen Auswirkungen einer vier- bis achtjährigen Trump-Politik berücksichtigen.

Eine Allokation zu Gold bietet Portfolio-Diversifizierung und eine Art Versicherung für Anleger und ist von besonderer Bedeutung zu einem Zeitpunkt, in dem die Aussichten für die Weltwirtschaft zutiefst unsicher sind und die geopolitische Situation weiterhin volatil bleibt.

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