Barings: Brasilien schließt das Kapitel Dilma Roussef

Nachdem der Kongressausschuss eine Absetzung empfohlen hat, scheint die Amtsenthebung von Präsidentin Dilma Rousseff fast sicher. In Erwartung eines neuen Kapitels für Brasilien hellt sich die Marktstimmung erheblich auf.

25.04.2016 | 11:31 Uhr

In der vergangenen Woche trafen wir uns mit Unternehmensführern in Brasilien - genau rechtzeitig zu einer Zeit, in der sich das Land für die wahrscheinliche Amtsenthebung der linksgerichteten Präsidentin Dilma Rousseff bereit macht. Das Anlegervertrauen nimmt indes weiter zu. Der brasilianische Aktienmarkt stieg dieses Jahr kräftig und zählt mit einer Rendite von 34% weltweit zu den Gewinnern. Im Vergleich dazu erwirtschafteten Schwellenländeraktien 7% und globale Aktien 2%.

Am 17. April befürwortete das Unterhaus des Parlaments das Amtsenthebungsverfahren gegen die Präsidentin. Sie ist in einen Bestechungs- und Korruptionsskandal in Zusammenhang mit Petrobras, dem staatlichen Ölkonzern, verwickelt, wo sie vor ihrer Präsidentschaft Vorsitzende des Aufsichtsrats war.

Im Kampf der Präsidentin und der Arbeiterpartei um den Machterhalt könnte es zu politischen Auseinandersetzungen kommen und das Schicksal der Präsidentschaft von Dilma Rousseff hängt nun von einer bevorstehenden Abstimmung im Senat ab. Auch wenn eine Amtsenthebung noch nicht beschlossene Sache ist, so ist es doch eher unwahrscheinlich, dass Rousseff bis zum Ende ihrer offiziellen Amtszeit im Jahr 2018 im Amt verbleiben wird.

Die Vorteile für Brasilien

Positiv zu werten ist, dass dieser Umbruch der politischen Handlungsunfähigkeit und dem Stillstand ein Ende setzen könnte, die die Regierung über Jahre hinweg behinderten. Darüber hinaus könnte eine neue Landesführung womöglich die strukturellen und marktfreundlichen Reformen einleiten, die für eine Wiederbelebung der Konjunktur notwendig sind. Dies wäre ein deutlicher Gegensatz zu der statischen Politik, die Rousseff über die vergangenen sechs Jahre verfolgte.

Kurzfristig sorgt die Erwartung an eine solche Veränderung für eine erhebliche Verbesserung der Anlegerstimmung. Durch die Reduzierung des wahrgenommenen Risikoniveaus lassen sich abnehmende Kapitalkosten beobachten.

Strategie und Ausblick

Wir investieren in Unternehmen, nicht in Volkswirtschaften oder Regierungen. Dennoch arbeitet kein Unternehmen in einem Vakuum. Brasilianische Unternehmen machen im Hinblick auf unsere Strategie beinahe die Hälfte aller Positionen aus, wobei alle Investitionen unsere strengen Kriterien in Bezug auf Qualität, Wachstum und Aufwärtspotenzial erfüllen.

Das kürzlich von uns erworbene Unternehmen Banco do Brasil ist das hochwertigste Staatsunternehmen in Brasilien und es bietet eine relativ gesunde Eigenkapitalrendite. Ebenso wie andere Finanztitel in unserem Bestand, darunter Itaú Unibanco und Banco Bradesco, agiert es in einem starken, auf langfristiges Wachstum ausgerichteten Geschäftsfeld. In diesem sich wandelnden Umfeld könnte es außerdem zunehmend das Interesse anderer internationaler Investoren auf sich ziehen.

EcoRodovias ist ein weiteres Unternehmen mit stabilen Ertragsaussichten. Das Unternehmen betreibt Autobahnkonzessionen im Rahmen von Verträgen über 20 bis 30 Jahre. Dies bietet einen gewissen Grad an Sicherheit sowie eine von uns bevorzugte längerfristige Ertragstransparenz. Als Privatunternehmen trägt es zur Bereitstellung eines öffentlichen Gutes bei, nachdem die Regierung jahrelang zu wenig in Autobahnen investierte.

Auch AES Tiete haben wir dem Portfolio hinzugefügt. Der Konzern erfüllt all unsere Kriterien im Hinblick auf Qualität, Wachstum und Aufwärtspotenzial, was für ein Versorgungsunternehmen eher ungewöhnlich ist. Unserer Einschätzung nach zählt es zu den Besten in seiner Kategorie. Es wird von einer glaubwürdigen Geschäftsleitung geführt und zahlt eine vergleichsweise hohe Dividende, was vor dem Hintergrund sinkender Renditen am Markt zusätzliches Anlegerinteresse hervorrufen dürfte.

Fazit

Für die Zukunft sind wir zuversichtlich, dass unsere Anlagen langfristig eine starke Wertentwicklung erzielen können. Ein Wechsel der politischen Führung wäre unseres Erachtens positiv für Brasilien. Dies würde vor allem Behörden die Einführung dringend benötigter struktureller und marktfreundlicher Reformen ermöglichen. Für Investoren wäre dies eine vorteilhafte Entwicklung, für die wir entsprechend positioniert sind.

Den vollständigen Bericht lesen Sie hier

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