Barings: „It’s the earnings, Dummkopf!“

Marino Valensise, Head of Global Multi Asset Group bei Barings, erläutert die aktuelle Investmentstrategie sowie die ihr zugrunde liegenden Gedanken.

06.08.2015 | 13:19 Uhr

Der amerikanische Verbraucher ist zurück. Ermutigt von einem stabilen Arbeitsmarkt und den ersten Anzeichen von Lohnsteigerungen, geben die Amerikaner endlich das Geld aus, das sie durch den niedrigeren Benzinpreis eingespart haben.

Dennoch fallen die Investitionsausgaben in den USA weiterhin enttäuschend aus. Nachdem sich die Anzahl der Bohranlagen in Amerika mittlerweile stabilisiert hat, dürften die Auswirkungen der Energiekrise auf Investitionen nachlassen. Das Problem ist allerdings, dass Vorstandschefs den Großteil des Kapitals nach wie vor für Fusionen und Übernahmen sowie für Aktienrückkäufe einsetzen, anstatt neue Anlagen und Betriebseinrichtungen zu kaufen, wodurch das Wachstum angekurbelt würde.

Trotzdem gestaltet sich das Bild für die US-Wirtschaft insgesamt gesund, und das zukünftige Wirtschaftswachstum dürfte sich in einer Bandbreite zwischen 2,5% und 3,0% bewegen. Eine Verschlechterung der Lage in Griechenland hätte ein Grund dafür sein können, Veränderungen in der Geldpolitik zu verschieben. Da die Krise mittlerweile jedoch abgewandt ist, dürfte sich die US-Notenbank Federal Reserve befreiter fühlen und könnte mit einer Anhebung der Zinsen wahrscheinlich bereits im September beginnen.

Für viele Anleger käme dies vermutlich überraschend. Die allgemeine Markteinschätzung spricht nach wie vor gegen zeitnahe Maßnahmen. Das Ertragswachstum von Unternehmen stellt ein weiteres Problem dar, denn es ist wahrscheinlich das langsamste, mit dem je ein geldpolitischer Straffungszyklus eingeleitet wurde.
Die Bewertungen des Aktienmarktes hängen sowohl von Erträgen als auch vom „Markt-Multiple“ ab - also wie viel Anleger bereit sind, für jeden eingenommenen Dollar zu bezahlen.

Da es unwahrscheinlich ist, dass dieser Wert im Fall von Zinserhöhungen weiter ansteigen wird, hängt die Richtung des US-Marktes vom Ertragswachstum  der Unternehmen ab.

Aktuell liegt die Prognose für das durchschnittliche Ertragswachstum in den USA nur knapp im positiven Bereich. Die allgemeine Schätzung für das zukünftige Wachstum liegt bei über 10%. Vor dem Hintergrund der Stärke des US-Dollars, einem rückläufigen Welthandel, einer leichten Verschlechterung der Gewinnspannen und höherer Finanzierungskosten ist dies ein ziemlich starker Anstieg. Die USA könnten uns überraschen, dies wird sich zeigen.In der Eurozone haben wir, im Hinblick auf Politik und Diplomatie, eine der außergewöhnlichsten Zeiten erlebt. Die Situation in Griechenland wurde erneut auf die lange Bank geschoben und so können wir uns auf die Fundamentaldaten konzentrieren.

Ein schwacher Euro, die geldpolitische Lockerung, eine Ausweitung der Geldmenge, ein niedriger Ölpreis und ein zunehmend zuversichtlicher Verbraucher unterstützen das Wirtschaftswachstum. Die Herausforderung wird allerdings darin bestehen, die Wirtschaft neu auszurichten, weg vom exportgetriebenen Modell zu distanzieren und mit stärkerer Verbraucher-Orientierung. Mit Blick auf den nach heutigem Stand rückläufigen Welthandel dürfte dieser Punkt an Bedeutung gewinnen. Aufgrund des angemessenen Bewertungsniveaus bleiben wir vorerst investiert und zuversichtlich.

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