Bellevue: Positives aus Ostafrika

Zu Monatsbeginn trafen wir uns in Kenia und Ruanda mit Vertretern privater und halbstaatlicher Unternehmen. Diese Treffen und unsere Feldforschung in Nairobi und Kigali ermöglichten uns eine Neueinschätzung der beiden dynamischen Volkswirtschaften, denen wir trotz kurzfristiger Herausforderungen weiterhin positiv gegenüberstehen.

29.10.2015 | 09:13 Uhr

Kenia und Ruanda überzeugten in den letzten drei Jahren mit einem durchschnittlichen Wachstum von 5.3% und 6.8%, für 2015-16f werden 6-7% erwartet. Die zwei Länder (BIP 2014: USD 60.9 Mrd. und USD 7.9 Mrd.) haben ihre Entwicklungsinvestitionen aufgestockt, halten ihre laufenden Ausgaben jedoch unter Kontrolle. Ersteres führte zu einem Zwillingsdefizit, da Exporte und Einnahmen für eine ausgeglichene Bilanz nicht ausreichten. Daher mussten beide Staaten im Verlauf der Jahre verstärkt auf externe Finanzierungsquellen zurückgreifen.

Der Infrastrukturausbau nimmt Form an ...

Kigali verfügte schon immer über ein qualitativ hochwertigeres Strassennetz als andere ostafrikanische Städte. Auch in Nairobi hat sich die Verkehrssituation in den letzten Jahren deutlich verbessert und auch ausserhalb wurde mit der Umsetzung milliardenschwerer Pipelineprojekte begonnen. Beeindruckende Fortschritte wurden auch im Elektrizitätssektor erzielt.

Kenia will bis 2018 die Zahl der Stromanschlüsse mit Hilfe zahlreicher Investitionen privater und halbstaatlicher Unternehmen auf 70% verdoppeln. Letztere haben ihre Stromerzeugungskapazität zuletzt kräftig ausgebaut. Zudem wurden seit 2010 mehr als 1.2 Mio. Haushalte an das Stromnetz angeschlossen. Dieser Trend dürfte anhalten. Auch der private Sektor dürfte von der steigenden Nachfrage profitieren und baut seine Erzeugungskapazität bereits aus.

... fungiert als langfristiger Wachstumstreiber ...

Ein besserer Energiemix, eine höhere Energieverfügbarkeit, ein leistungsfähigerer Transport und engere Wirtschaftsbeziehungen zu Binnenländern sind die Hauptimpulsgeber, die Kenia darin unterstützen, ein reales BIP-Wachstum von über 5% aufrechtzuerhalten. Kenias Binnenmarkt sollte einerseits vom allgemeinen Rückgang der Geschäftskosten profitieren, andererseits vom politischen Willen, Anreize für die heimische Produktion anstelle des Imports von Fertigwaren zu setzen. Dies dürfte auch einen positiven Effekt auf die Exporte haben und somit die künftigen Wachstumsaussichten begünstigen. Ausserdem unterstrich das lokale IWF-Team während eines gemeinsamen Treffens, dass Ruandas langfristiges Wachstum von einer Stabilisierung Ost-Kongos abhänge, einem Schlüsselmarkt für in Ruanda produzierte oder in Transit befindliche Erzeugnisse, was uns allerdings in absehbarer Zeit unwahrscheinlich erscheint. Unseres Erachtens lassen sich attraktive Renditen eher in Kenia erzielen. Daher verfolgen wir sehr aufmerksam die Auswirkungen der Infrastrukturentwicklung auf die dortige Realwirtschaft.

... birgt aber auch Risiken

Die anhaltende Verschlechterung des Haushalts- und des Leistungsbilanzdefizits der zwei ostafrikanischen Volkswirtschaften und der steigende Druck auf die Devisenreserven vor dem Hintergrund einer schwächelnden Währung veranlassten Ruanda zur Kürzung seiner Malek Bou-DiabLead Portfolio ManagerInvestitionsausgaben. Kenia ist demselben Konsolidierungsbedarf ausgesetzt, verfügt allerdings noch über „angemessenen“ Kreditspielraum zur Finanzierung seines Haushalts. Derzeit bleibt beiden Staaten nichts anderes übrig als der Ausbau ihrer wiederkehrenden Steuereinnahmen und Devisenquellen, um sich vor externen Negativfaktoren zu schützen, die zu einer Verschlechterung der bereits fragilen Bilanzen führen würden. Wir behalten daher vor allem die Auswirkungen im Auge, die eine US-Zinsanhebung, die Gefahr höherer internationaler Ölpreise oder extreme Wetterbedingungen auf die lokale Makrosituation haben könnten.

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