BNP-Ökonom: „2015 wird ein wichtiges Jahr“

Beim €uro-Roundtable in Köln erläutert Reinhold Knaus, Europavolkswirt bei BNP Paribas, warum im kommenden Jahr die Weichen für die Zukunft gestellt werden.

26.11.2014 | 09:16 Uhr von «Patrick Daum»

Beim €uro-Roundtable von €uro Advisor Services in Köln stand das kommende Jahr im Mittelpunkt. Die Experten von fünf Fondsgesellschaften diskutierten über die „Trends 2015“. Reinhold Knaus, European Economist bei BNP Paribas Investment Partners, erläutert, warum 2015 ein entscheidendes Jahr wird, welche Rolle der Ölpreis dabei spielt und warum Anleger vor schwierigen Entscheidungen stehen.

FundResearch: Es war in diesem Jahr auffällig, dass sich viele Volkswirte mit ihren Ausblicken geirrt haben. Nahezu alles verlief anders als vorhergesagt. Wie konnte das passieren? 

Reinhold Knaus: Hier sind mehrere Punkte zu nennen. Die Aufarbeitung der globalen Finanzkrise und auch der Eurokrise ist immer noch nicht abgeschlossen. Eng damit verbunden ist eine strukturelle Veränderung der Weltwirtschaft, die in vielen Prognosen der Volkswirte und Marktteilnehmer noch nicht angekommen ist. Wir befinden uns in einem Umfeld mit sinkendem Trendwachstum der Weltwirtschaft. Aber vielfach prägen noch die alten Muster über wirtschaftliche Entwicklung und  Erholungsphasen unsere Vorstellungen. Der Aufschwung fällt nicht mehr so dynamisch aus wie früher. Vergleichsweise kleine Schocks reichen aus, um Volkswirtschaften an den Rand der Rezession zu bringen und nervöse Reaktionen an den Finanzmärkten auszulösen. 

FundResearch: Geht die Aktien-Hausse 2015 weiter? 

Reinhold Knaus: Wenn man auf Europa schaut, ist man geneigt zu fragen, welche Aktienhausse gemeint ist? Im Gegensatz zu den USA konnten keine starken Kursgewinne geschweige denn neue Höchststände erreicht werden. Im Gegenteil: Trotz sehr mäßigen Wachstums der Wirtschaft und der Gewinne ist dies in insbesondere in der Eurozone nicht mit steigenden Kursen entlohnt worden. Insofern besteht durchaus Raum für steigende Aktienkurse in Europa. Die globalen Aktienmärkte können mit nachlassenden, aber positiven Impulsen durch die Geldpolitik rechnen. Der Zinswende in den USA steht mehr Liquidität durch die EZB und der Bank von Japan gegenüber. 

FundResearch: Die Krise im Euroraum ist nach wie vor nicht ausgestanden. Wird es 2015 besser? 

Reinhold Knaus: 2015 wird ein wichtiges Jahr, weil es Weichen für die Zukunft stellen wird. Die EZB sorgt für weiteren Zeitgewinn und angesichts schwachen Wachstums ist eine Streckung von Konsolidierungszielen vertretbar. Entscheidend wird sein, dass die Regierungen im Gegenzug Reformen liefern. Gelingt dies, kann die Wirtschaft wieder wachsen – wie es derzeit in Spanien zu beobachten ist – die politische Lage sich stabilisieren und die Haushalte wieder gesunden. Werden Hausaufgaben trotz reichlicher Liquidität und niedriger Zinsen jedoch nicht gemacht, könnte sich die Lage erneut zuspitzen. Für einen gedämpften Optimismus sprechen dagegen positive Entwicklungen in der Peripherie, der gestiegene Reformdruck auf andere Länder und die Fortschritte bei der Bankenunion. 


Reinhold Knaus, Senior Economist bei BNP Paribas.

FundResearch: Die Inflation im Euroraum ist derzeit sehr niedrig. Ist eine Deflation im kommenden Jahr wahrscheinlich? Und wenn ja, hat das negative Auswirkungen? 

Reinhold Knaus: Deflation ist möglich, wobei insbesondere dem Ölpreis eine Schlüsselrolle zufallen wird. Deflationäre Prozesse halten wir für aber für unwahrscheinlich. Sinkende Löhne waren in Japan einer der Treiber der Deflation. Das ist für die meisten Länder in der Eurozone nicht zu erwarten. In einzelnen Ländern besteht dieser Druck, aber dies ist eher als eine einmalige Anpassung zur Wiedererstellung der Wettbewerbsfähigkeit im Euro zu sehen und muss einer Rückkehr zu Wachstum sowie wieder steigenden Löhnen nicht im Wege stehen. 

FundResearch: Die EZB hat 2014 den Leitzins bis auf 0,05 Prozent abgesenkt. Weniger geht kaum. Wird sie 2015 beim Anleihenkauf richtig Gas geben und Liquidität in den Markt schieben? 

Reinhold Knaus: Die EZB hat ihren Willen bekundet das Wachstum zu stützen und die Bildung von Deflationserwartungen zu bekämpfen. Insofern wird sie zweifelsohne Liquidität in den Markt pumpen. Tempo und Umfang der Liquiditätsführung wird in starkem Maße von der Wachstums- und Inflationsentwicklung getrieben werden. 

FundResearch: Was wird die Fed im kommenden Jahr machen? 

Reinhold Knaus: Die Fed wird bestrebt  sein, wie im Jahre 2014 den Märkten ein Gefühl von Berechenbarkeit zu geben. Im Auf und Ab der Wirtschaftsdaten hat die Fed kontinuierlich das Tapering bis zum Ende der Anleihekäufe durchgezogen. Ähnliches wird sie 2015 durch moderate Zinserhöhungen versuchen, die auch das Ziel haben einen abrupten und starken Zinsanstieg am langen Ende zu vermeiden. Allerdings erscheint eine höhere Volatilität wahrscheinlich, im Auf und Ab der Wirtschaftsdaten werden sich Erwartungen über Timing und Ausmaß des Straffungsprozesses entsprechend hin- und her bewegen. 

FundResearch: Wo bzw. wie sollten Anleger 2015 ihr Geld investieren? 

Reinhold Knaus: Die Unterstützung aller Assetklassen durch die Geldpolitik wird nachlassen, weil die Divergenz zwischen den einzelnen Regionen zunehmen wird und – getrieben durch die USA – mehr Volatilität zu erwarten ist. Fundamentaldaten und die Frage, ob eine Assetklasse relativ eher billig oder teuer ist, gewinnen an Bedeutung. Bei Renten sehen wir das Ende der Rallye, aber kein Ende des Niedrigzinsumfeldes. Für risikoreichere Assetklassen sind wir konstruktiv, insbesondere auch für  Aktien. In einer Weltwirtschaft mit niedrigerem Wachstum und mehr Volatilität sind Megatrends und auch Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen interessant. Insgesamt ist es wichtig, dass Anleger ihre Prioritäten klar definieren. Je nachdem ob dies Kapitalerhalt, laufender Ertrag oder Wertzuwachs ist, muss die Anlagestrategie und der Umgang mit Risiken unterschiedlich definiert werden.

Im kommenden Jahr könnten Anleger mit dem Parvest Equity USA Mid Cap (ISIN: LU0154245673) auf einem guten Weg sein. Der Fonds besticht seit Jahren durch eine gute Performance: 2014 steht er bisher bei einem Plus von starken 15 Prozent, über die vergangenen drei Jahre steigerte er seinen Wert um 86,2 Prozent und über fünf Jahre sogar um 154,7 Prozent. Die Peergroup kann da nicht mehr folgen. Fondsmanagerin Thyra Zerhusen verwaltet ein Vermögen von 1,1 Milliarden Euro. Ein Viertel davon entfällt auf gehobene Konsumgüter, ein weitere knappes Viertel auf Technologieaktien und 13,4 Prozent auf Rohstoff- und Verarbeitungsunternehmen. Größte Einzeltitel sind der Einzelhandelskonzern für Bürobedarf Staples (3,7 Prozent), der weltgrößte Glasfaserhersteller Owens Corning (3,3 Prozent) und der Spielzeugkonzern Mattel (3,2 Prozent). Zerhusen blickt optimistisch auf den US-Markt: „Wir erkennen weiterhin Anzeichen, die unseren positiven Ausblick für die US-Wirtschaft unterstützen“, sagt die Fondsmanagerin. „Die sinkende Arbeitslosigkeit wird das Vertrauen und die Konsumnachfrager stärken und das Wachstum im verarbeitenden Gewerbe weiterhin ankurbeln.“ 

Parvest Equity USA MidCap: In einer starken Peergroup setzt sich der Fonds durch

Quelle: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

(PD)

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