BNP Paribas AM: Anlagechancen der “Neuen Seidenstraße”

Auf dem ersten Gipfeltreffen zur Seidenstraßeninitiative in Peking hat Xi Jinping 29 ausländische Staats- und Regierungschefs empfangen, um seine Pläne zur Förderung von Handel und Investitionen zu konkretisieren. Die Initiative wird von mehr als hundert Ländern aus fünf Kontinenten unterstützt.

08.08.2017 | 10:29 Uhr

Das Interesse an einer globalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit ist also groß – trotz der zunehmenden protektionistischen Bestrebungen in Europa und den USA. Unser Investmentteam hat analysiert, welche Sektoren von dem Vorhaben besonders profitieren dürften.

Die Seidenstraßeninitiative
Die Seidenstraßeninitiative ist eines der wichtigsten Projekte von Xi Jinping. Mit der Schaffung neuer Handels- und Investitionsmöglichkeiten verfolgt China sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene langfristige wirtschaftliche und politische Ziele. Zudem soll die internationale Akzeptanz der chinesischen Währung gestärkt werden.

Worum geht es?
Beim ersten Gipfeltreffen zur Neuen Seidenstraße hat Xi Jinping deutlich gemacht, welch große Bedeutung er dem Handels- und Infrastrukturprojekt beimisst. Zunächst geht es darum, die langfristige Finanzierung des Projekts zu sichern, die finanzielle Integration voranzutreiben und die politische Zusammenarbeit zu intensivieren.
Das ambitionierte Vorhaben, das der chinesische Staatschef bereits im Jahr 2013 zunächst unter dem Namen „Ein Gürtel, eine Straße“ ins Leben gerufen hatte, findet mittlerweile weltweit Unterstützung. Im Wesentlichen geht es um den Wiederaufbau der alten Handelsstraßen, die einst China, Europa und andere Regionen miteinander verbanden, und um die Erschließung neuer Seewege.

Xi Jinping hat dafür Investitionen im Volumen von umgerechnet 70 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Außerdem sollen die staatseigenen Banken ausländisches Kapital in Höhe von 40 Milliarden Euro beisteuern. Da die Initiative in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte gemacht hat, ist zu erwarten, dass die chinesische Regierung ihre finanziellen Zusagen erfüllt und mit weiteren Handelspartnern Rahmenverträge abschließt.

Welche Ziele verfolgt die Initiative?
China will mit dieser Initiative eigene Überkapazitäten abbauen, indem es für die heimischen Bauunternehmen und Investitionsgüterhersteller neue Märkte erschließt. Wir gehen davon aus, dass das Projekt die inländische Konjunktur, die Investitionsrenditen in China sowie das Wachstum in weniger weit entwickelten Regionen des Landes beflügeln wird. Vorgesehen sind der Bau von Straßen, Eisenbahnlinien und Pipelines sowie die Errichtung von Handelskorridoren in 67 Ländern. Dafür braucht es tonnenweise Stahl und Zement sowie unzählige Arbeiter, Kräne, Bagger, Dämme, Kraftwerke und Stromnetze. China hält Währungsreserven in Höhe von drei Billionen US-Dollar – das ist mehr als ein Viertel der weltweiten Gesamtmenge. Damit hat das Land enorme Ressourcen, um diese Initiative zum Erfolg zu führen.

Die Schaffung neuer Land- und Seeverbindungen zwischen China, Asien, Europa und Afrika dürfte einen weltweiten Infrastrukturboom auslösen. Zudem könnte die chinesische Währung international an Bedeutung gewinnen, wenn das Volumen der in Renminbi ausgeführten Handels- und Finanzgeschäfte steigt. Während die EU nach dem Brexit einer ungewissen Zukunft entgegensieht und die USA mit der Aufkündigung der Transpazifischen Partnerschaft einen protektionistischen Kurs eingeschlagen haben, gewinnt die Seidenstraßeninitiative zunehmend an Dynamik.

Welche Sektoren profitieren von dem Projekt?
Wir sehen Anlagechancen vor allem bei den chinesischen Bau- und Maschinenbauunternehmen, aber auch bei den Herstellern von Investitionsgütern, die mit höheren Auftragsvolumina rechnen können. Da die Initiative die globale Nachfrage nach Rohstoffen stützen wird, sollten darüber hinaus die in diesem Sektor tätigen Unternehmen profitieren.

Wir bei BNP Paribas Asset Management gehen nicht davon aus, dass der Fortschritt des Projekts an unserer Investmentthese für China kurzfristig etwas ändern wird. Denn die Initiative ist schon seit Längerem im Gespräch, und unser Aktienteam für Großchina investiert schon seit einiger Zeit in die betreffenden Unternehmen. Das Projekt dürfte die wirtschaftliche Entwicklung in den beteiligten Regionen auf breiter Front beflügeln. Davon werden vor allem die chinesischen Zementhersteller profitieren sowie die Unternehmen, die die für den Ausbau der Infrastrukturen erforderlichen Rohstoffe bereitstellen.

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