BNP Paribas: Infrastructure Debt - Für eine bessere Welt nach Corona - Teil 1
Das Motto „Building back better” wird häufig angeführt, um die Maßnahmen zu umreißen, die die globale wirtschaftliche Erholung ankurbeln und die Gesellschaft wieder in die Normalität zurückführen sollen, sobald die Pandemie endlich unter Kontrolle ist.20.04.2021 | 07:20 Uhr
Die westlichen Regierungen nehmen dabei eine Vorreiterrolle ein, man denke nur an die milliardenschweren Konjunkturstimuli, die größtenteils auf „grüne“ Infrastrukturinitiativen zielen. Die Art und Weise, wie Regierungen heute der ökonomischen Krise entgegentreten, erinnert an den „New Deal“ der 1930er-Jahre, als unter Franklin D. Roosevelt als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise in den USA tiefgreifende Reformen stattfanden. Sogar der Internationale Währungsfonds (IWF) hat sein altbewährtes Plädoyer für finanzpolitische Vorsicht revidiert und mahnt nun die Regierungen, ihre Verbindlichkeiten nicht überstürzt zu reduzieren, sondern weiterhin für Konjunkturstimuli zu sorgen.
Die zu erwartenden hohen Ausgaben werden
unweigerlich Möglichkeiten für privates Kapital mit sich bringen. Aber
wie können Anleger auf diesen Zug aufspringen?
Bei Infrastructure Debt einsteigen
Obwohl viele Infrastrukturinitiativen staatlich initiiert sind, bestehen sie oft aus vielen kleineren, häufig privat finanzierten Projekten. Zu diesen privaten Finanzierungen gehört Infrastructure Debt – also die Finanzierung großer materieller Wirtschaftsgüter, die ein wesentliches Produkt oder eine wesentliche Dienstleistung bereitstellen. Solche Vermögenswerte können über Konjunkturzyklen hinweg einen langfristigen, qualitativ hochwertigen Cashflow bieten. Das bedeutet auch, dass sie eine der wenigen Anlagefelder sind, die das Potenzial haben, stabile Renditen und geringe Volatilität zu bieten.
Ihre Stabilität ist teilweise darauf zurückzuführen, dass Infrastrukturanlagen häufig hohe Eintrittsschwellen aufweisen. So kann der Bau eines Kraftwerks viele Jahre dauern und erhebliche Finanzmittel erfordern, und Marktlücken in diesem Bereich können meist nicht kurzfristig gefüllt werden. Zudem haben sie häufig eine Monopolstellung – in den meisten Gebieten braucht es nur eine Anlage für bestimmte Versorgungsleistungen oder einen Verkehrsknotenpunkt.
Hinzu kommt, dass Infrastrukturprojekte eine sehr heterogene Anlageklasse sind – die Pläne zum Wiederaufbau der globalen Wirtschaft nach Ende der Pandemie beziehen eine Vielzahl unterschiedlicher Sektoren ein, so etwa die Energieversorgung, das Transportwesen und die Baubranche. Daraus folgt, dass diese Anlageklasse auch attraktive defensive Eigenschaften bieten kann.
Aber: Wie hat diese häufig als sicherer Hafen bezeichnete Anlageklasse auf die Herausforderungen des Jahres 2020 reagiert?
Weitgehend Corona-resistent
Infrastructure Debt erwies sich in Pandemiezeiten als widerstandsfähig und war meistenteils weniger volatil als andere Anlageklassen, einschließlich Aktien. Der Sektor zeigte eine relativ geringe Korrelation mit dem makroökonomischen Umfeld – ein deutlicher Vorteil –, da viele der zugehörigen Vermögenswerte wesentliche Dienstleistungen anbieten, für die es weniger wahrscheinlich ist, dass sie in wirtschaftlichen Krisenzeiten eine geringere Nachfrage erfahren. Tatsächlich sorgte die vermehrte Inanspruchnahme von Homeoffice-Arbeitsplätzen sogar dafür, dass die Nachfrage nach grundlegenden Betriebsmitteln und Breitbandanschlüssen 2020 anstieg.
Allerdings ist der Sektor nicht homogen: Im Laufe des Jahres kristallisierten sich deutlich Gewinner und Verlierer heraus – was nochmals unterstreicht, wie wichtig es ist, bei Investitionen in Infrastructure Debt genau hinzuschauen.
Gewinner und Verlierer der Pandemie
Ohne die menschlichen Tragödien der Pandemie schmälern zu wollen – es gab 2020 klare Gewinner im Investmentumfeld. Ein Blick auf die Aktienmärkte verdeutlicht das. Zwei klare Markttreiber im Infrastrukturbereich sind die Energiewende und die Digitalisierung. Diese Trends gab es bereits vor der Corona-Krise, aber die Pandemie hat ihnen zusätzlichen Rückenwind gegeben.
Erneuerbare Energien und andere Wirtschaftszweige, die den Übergang zu sauberen und umweltfreundlichen Energiequellen befördern, sind von entscheidender Bedeutung, um die Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Sie erbringen nicht nur lebenswichtige Dienstleistungen, sondern meist konnten sie ihre Arbeit auch ohne viel Personal vor Ort ausführen und waren so in der Lage, die Zeit des Lockdown mit minimalen Ausfällen zu überstehen.
Die Umstellung auf das Homeoffice in Pandemiezeiten unterstreicht, warum der Telekommunikationssektor heute bei Regierungen und Regulierungsbehörden als existenzielle Dienstleistung gilt. Die Bereitstellung eines stabilen und schnellen Internetzugangs war entscheidend für den Erfolg der Lockdown-Maßnahmen. Ein Blick auf den DHL Global Connected Index für 2020 zeigt, dass der internationale Internetverkehr von Mitte 2019 bis Mitte 2020 um 48 Prozent angestiegen ist.1
Andererseits haben die pandemiebedingten Restriktionen einige Branchen erheblich beeinträchtigt. Hier geht es um Bereiche, die zuvor solide Fundamentaldaten aufwiesen und deren Geschäftsmodelle kurzfristig zwar weiterhin Problemen gegenüberstehen – die sich aber voraussichtlich erholen werden, sobald die Wirtschaft wieder in normalen Bahnen läuft.
So wurde etwa der Transportsektor durch die Mobilitätseinschränkungen erheblich belastet. Der Verkehr auf den Mautstraßen ging stark zurück, auch wenn die Verluste durch den anhaltenden LKW-Verkehr abgemildert wurden. Erfreulich ist, dass die Mautstraßen nach dem Ende des ersten Lockdown schnell wieder viel frequentiert waren. Dies weist auch darauf hin, dass die meisten Menschen Privatfahrzeuge den öffentlichen Verkehrsmitteln vorzogen.
Auch Flughäfen waren stark betroffen. Die internationale Nachfrage nach Flugreisen fiel 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 76 Prozent. Voraussichtlich wird es allerdings in diesem Sektor mehrere Jahre dauern, bis die Unternehmen das Niveau der Zeit vor Corona wieder erreicht haben – hier wirken sich strukturelle Veränderungen wie der Rückgang bei Geschäftsreisen und ein Wandel im touristischen Reisen aus.