Capital Group: Techniktrends 2030 - Von Flüssigbiopsie bis zur Live-Übersetzung

Das aktuelle Jahrzehnt steht bislang stark im Zeichen der Corona-Pandemie. Für Investoren lohnt es sich aber bereits jetzt darüber hinweg und auf das Jahr 2030 zu schauen.

20.05.2021 | 10:39 Uhr

Laut Christophe Braun, Anlagespezialist bei Capital Group, werden Technologische Entwicklung und Automatisierung in vielen Branchen eine wichtige Rolle spielen. Braun identifiziert drei Trends, die Investoren dabei besonders im Blick behalten sollten:

1. Gesundheitswesen

„Bis 2030 werden wir neue Geräte haben, die Blut analysieren, die Kardiologie überwachen und sogar unsere Atmung aus der Ferne überprüfen können,“ berichtet Braun. Bereits heute baue sich eine massive Innovationswelle im gesamten Gesundheitswesen auf. Dies biete Möglichkeiten für Unternehmen die Gesamtkosten zu senken und gleichzeitig die Ergebnisse für die Patienten zu verbessern. Der Umsatz von Geräten zur Fernüberwachung von Patienten könnte bis 2024 schätzungsweise auf 2,4 Milliarden US-Dollar ansteigen. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 lag dieser noch bei 866 Millionen US-Dollar.

Die sogenannte Flüssigbiopsie würde es beispielsweise möglich machen anhand einer Blutprobe eine Krebserkrankung früh zu erkennen: „Dadurch könnte Krebs als Todesursache weitestgehend ausgerottet werden“, so Braun. „Von Gentests abgeleitete Therapien haben sowohl das Potenzial, Leben zu verlängern als auch für die entwickelnden Unternehmen Umsatz zu generieren.“ Braun erwartet, dass viele der Blockbuster-Medikamente aus China kommen werden: „Schätzungen gehen davon aus, dass China seine F&E Ausgaben bis 2023 auf über 40 Milliarden US-Dollar verdoppeln wird.“ Neue Medikamente, die innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre entwickelt werden, könnten dann zu einem Zehntel des Preises weiterverkauft werden.

2. Virtual Reality und Autonomes Fahren

Laut Braun wird technologischer Fortschritt auch außerhalb des Gesundheitswesens eine wichtige Rolle für Investoren spielen: „Nach Angaben der International Data Corporation werden Hardware-Lieferungen in den Bereichen Virtual Reality und Augmented Reality ab 2021 jährlich um 46 beziehungsweise 136 Prozent steigen. In zehn Jahren könnte es Geräte geben, die Echtzeitübersetzungen ermöglichen“. Kabellose Ohrstöpsel könnten empfangene Sätze in Echtzeit übersetzen – smarte Brillen würden Ähnliches mit fremden Texten ermöglichen. Dies könnte sowohl die Tourismusbranche beleben als auch Menschen die Möglichkeit geben, in Länder zu ziehen, deren Landessprache sie nicht beherrschen. Auch Verbesserungen beim maschinellen Lernen und bei intelligenten tragbaren Geräten könnten weitere hilfreiche Funktionen ermöglichen.

Investoren sollten außerdem ein Auge auf den Automobilsektor haben: „Ich glaube, dass wir 2030 Flotten von selbstfahren Fahrzeugen in den Großstädten sehen werden,“ analysiert Braun. „Ein eigenes Auto wird dann zu einem Luxusgut werden.“ Dies sei ein Sektor, den der Markt noch nicht richtig zu schätzen wisse. Das liege daran, dass die Marktführer aktuell noch Sub-Unternehmen anderer Firmen sind. „Investoren können also nicht direkt in autonomes Fahren investieren,“ so Braun. „Wenn diese Flotten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, wird der Markt erkennen, dass dies kein wissenschaftliches Experiment, sondern ein gutes Geschäft ist.“ Da es bei autonomem Fahren mehr um technologische Komponenten und weniger um die traditionelle Produktion ginge, werden die Gewinner aus einer Vielzahl von Branchen hervorgehen.

3. Nachhaltigkeit

„Der Absatz von Elektrofahrzeugen soll in den nächsten zehn Jahren um 28 Prozent steigen,“ sagt Braun. „Ich halte diese Schätzungen aber noch für zu konservativ.“ Demnach könnten rasch sinkende Batteriekosten Elektrofahrzeuge mittelfristig konkurrenzfähig machen. „Die jüngste Ankündigung von GM, bis 2035 komplett auf Elektroantrieb umzusteigen steht stellvertretend für einen Wendepunkt in der Automobilindustrie“. Investoren sollten auf Unternehmen setzen, die nicht nur mit dem Verkauf der Autos Geld verdienen, sondern auch Abo-Pakete anbieten. Diese beinhalten, das Management der Batterie, Auto-Entertainment und selbstfahrende Technologie.

Auch erneuerbare Energien werden Investoren weiterhin beschäftigen: „Wir werden im nächsten Jahrzehnt eine dramatische Verschiebung hin zu erneuerbaren Energien erleben“, so Braun. 2020 wurden noch etwa 60 Prozent des Weltstroms aus fossilen Brennstoffen gewonnen. Laut dem New Energy Outlook 2020 von Bloomberg wird dieser Anteil bis 2050 auf weniger als ein Viertel schrumpfen. 56 Prozent werden demnach aus Solar- und Windenergie gewonnen werden. „Automatisierung und künstliche Intelligenz schaffen die Voraussetzungen für ein goldenes Zeitalter für erneuerbare Energien – dadurch sinken die Kosten und die Produktivität und Effizienz werden gesteigert.“

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