Carmignac: Die Schwellenländer sind zurück

Nach einem starken Einbruch im Januar profitierten Schwellenländer von einem günstigeren Wirtschaftsklima und verzeichneten nach dem Rekordtief im Januar eine deutliche Erholung. Grund hierfür waren gestiegene Rohstoffpreise, ein schwächerer US-Dollar, ein expansiverer Kurs der Fed und ein allgemein verbessertes wirtschaftliches Umfeld in China.

27.10.2016 | 10:22 Uhr

- Dank der Reformen in Lateinamerika und Indien hat sich das makroökonomische Klima für Anleger verbessert.

- Unternehmen mit einer guten Ertragsvisibilität und Bilanz mit Nettoliquidität können auch unter unsicheren Rahmenbedingungen erfolgreich agieren.

- Schwellenländer sind noch immer von der Entwicklung in China abhängig.

- Die strukturellen Probleme der Schwellenländer sind weiterhin ungelöst: schwacher globaler Handel und allgemeine Marktunsicherheit.

Lichtblick Lateinamerika

In Brasilien deuten die Wirtschaftsindikatoren insgesamt auf eine Verbesserung hin. Hinzu kommt, dass sich aufgrund eines schwächeren Reals der aktuelle Leistungsbilanzsaldo weniger dramatisch darstellt: Das Defizit konnte auf weniger als 3 Prozent des BIP gesenkt werden. Dieser willkommene Rückgang ging Hand in Hand mit mehr Direktinvestitionen aus dem Ausland - Ein Zeichen dafür, dass das Vertrauen der Anleger wiederhergestellt wird. Gleichzeitig konnten in Argentinien Präsident Macri und sein Team einige Fortschritte erzielen. Außerdem haben sich die Fundamentaldaten des Landes sichtbar verbessert. Insofern stellt sich das Investitionsklima in beiden südamerikanischen Staaten deutlich verbessert dar.

Die Zahlungsbilanz Mexikos hat sich aufgrund anhaltend niedriger Rohölpreise und einer geringeren Fördermenge hingegen weiter verschlechtert. Darüber hinaus haben die anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA, insbesondere die jüngsten Aussagen von Donald Trump, zu einem Wertverlust des Peso geführt. Dadurch erscheint allerdings das Risiko-Rendite-Profil für Mexiko und den mexikanischen Peso attraktiver, da mittlerweile eine übermäßig hohe Wahrscheinlichkeit eines Wahlerfolgs von Trump eingepreist ist - wenngleich dieser Wert mittlerweile leicht zurückgegangen ist. In jedem Fall ist es zentral, sich auf Unternehmen mit einer hohen Ertragsvisibilität, einer soliden Bilanz und attraktiven, freien Cashflow-Renditen zu konzentrieren, die ihr Wachstum selbst und somit unabhängig von Wachstumsaussichten finanzieren können.

Hoffnungsträger Indien

Allgemein werden die Schwellenländermärkte nach wie vor stark von China geprägt. Noch vor wenigen Monaten herrschte unter den Anlegern große Sorge hinsichtlich Chinas Zahlungsbilanz und der makroökomischen Indikatoren im Land der Mitte. Bei beiden Aspekten haben sich die Bedenken aber mittlerweile gelegt, was die aktuelle Rallye erklärt. Die Regierung in Peking hat eine Vielzahl an – mitunter drakonischen – Maßnahmen eingeleitet, um dem Risiko der Kapitalflucht zu begegnen. Außerdem hat die Zentralbank ein breit angelegtes Anreizprogramm gestartet, das einen schwindelerregenden Anstieg des Kreditvolumens ausgelöst hat.

Von Indien sind wir weiterhin mit am stärksten überzeugt. Reformen im Inland wurden klar priorisiert und die Zahlungsbilanz sowie die Wirtschaftsindikatoren bleiben robust. Möglicherweise wird ein neuer geldpolitischer Kurs eingeschlagen, da der Vertrag des indischen Zentralbankchefs Rajan nicht verlängert wurde. Eine möglicherweise auf die Förderung eines kräftigeren Wachstums ausgerichtete Politik könnte sich positiv auf die Ergebnisse indischer Unternehmen auswirken. Dies gilt insbesondere für Unternehmen in schwach abgedeckten Sektoren mit Wachstumsmöglichkeiten unabhängig vom allgemeinen Wirtschaftszyklus.

Der komplette Marktkommentar als pdf-Dokument.

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