China im Umbruch

Die neue chinesische Führung strebt niedrigeres, aber gesünderes Wachstum an

12.07.2013 | 14:16 Uhr

Wachstumsenttäuschung im zweiten Quartal in China wahrscheinlich
Chinas Wirtschaftswachstum dürfte sich im zweiten Quartal von 7,7 % im ersten Quartal auf unter 7,5 % abgeschwächt haben. Insgesamt scheint die chinesische Führung  zunehmend einen niedrigeren Wachstumspfad zu akzeptieren, wenn damit geringere Risiken für die Finanzmarktstabilität verbunden sind. So sagte gestern der chinesische Finanzminister Lou Jiwei, dass ein Wirtschaftswachstum von 6,5 % kein großes Problem für sein Land sei. Die chinesische Führung machte jedoch gleichzeitig deutlich, dass sie eine zu starke Abschwächung der Wirtschaft nicht tolerieren werde. So sagte der chinesische Premierminister Li Keqjang am 10. Juli, dass die Wirtschaft weiterhin so stark wachsen müsse, dass ein stabiler Arbeitsmarkt gewährleistet sei. Damit konnte er den Investoren die Ängste vor einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft im Verlauf dieser Woche etwas nehmen. Derzeit rätseln die Finanzmärkte jedoch noch, wo die kritische Wachstumsschwelle für die chinesische Führung liegt und welche Schritte konkret unternommen werden sollen, wenn diese erreicht wird.

US-Wirtschaft weiter im Aufschwung
In den USA dürften sich die zuletzt mehrheitlich guten Nachrichten auch in der kommenden Woche fortsetzen. So haben die Einzelhandelsumsätze (Montag) aufgrund der guten Verfassung des Arbeitsmarktes und der niedrigen Inflation das Potenzial, den gemeinhin erwarteten Anstieg von 0,7 % zu übertreffen. Auch dürften die guten Nachrichten vom Wohnimmobilienmarkt anhalten: NAHB-Index (Dienstag), Baubeginne und -genehmigungen (Mittwoch), der Geschäftsklimaindex der Philadelphia Fed (Donnerstag) und der Empire State Index (Montag) dürften sich in die Schlange guter Konjunkturdaten einreihen. Die Konjunktur erholt sich in einem Umfeld niedriger Preissteigerung – auch wenn die Inflation von 1,4 % im Mai auf 1,6 % im Juni gestiegen sein dürfte.

Vor diesem Hintergrund sind kaum neue bahnbrechende Aussagen von Ben Bernanke in seiner Rede vor dem Kongress (Mittwoch) zu erwarten. Der US-Notenbankchef dürfte dabei betonen, dass die Fed aus ihrer ultralockeren Geldpolitik nur sehr langsam und zögerlich aussteigen wird. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass der chinesische Finanzminister die Fed gebeten hat, bei ihrem Exit auch die internationalen Folgen zu beachten. Bisher stand China der Geldpolitik der Fed sehr kritisch gegenüber.

Kräftige Erholungstendenzen in Großbritannien
Die Wirtschaft in Großbritannien zeigte zuletzt überraschend kräftige Erholungstendenzen. So stieg der Einkaufsmanagerindex für die Industrie im Juni auf 52,5 und für den Dienstleistungssektor sogar auf 56,9. Auch gibt es Anzeichen dafür, dass sich der Wohnimmobilienmarkt merklich zu beleben beginnt. Die Daten vom Arbeitsmarkt (Mittwoch) dürften das sehr positive Konjunkturbild komplettieren.

Eurozone im Aufwind
Auch die Daten aus der Eurozone verbesserten sich zuletzt in der Tendenz – wenn auch von einem sehr niedrigen Niveau. Insgesamt bleibt der Ausblick konstruktiv, sodass der ZEW-Index (Dienstag) mehr oder weniger stabil auf dem bisher erreichten hohen Niveau geblieben sein dürfte.

In dieser Woche stufte Standard & Poor’s Italiens Bonität auf BBB herab und belegte interessanterweise Irland als erstes Land an der Peripherie der Europäischen  Währungsunion mit einem positiven Ratingausblick. In diesem Zusammenhang zeigt eine neue Studie von Prof. Beatrice Weder di Mauro, dass eine europäische Ratingagentur
wohl kaum nennenswerte Vorteile bringen würde. Darin vergleicht Weder di Mauro die Entscheidungen der drei großen US-Ratingagenturen mit denen der deutschen Ratingagentur Feri. Feri stufte in der Staatsschuldenkrise die Bonität der europäischen Länder sogar deutlich schneller und aggressiver herunter als die US-Ratingagenturen.
Dieses Ergebnis ist sicherlich nicht im Sinne derer, die eine europäische Ratingagentur fordern.

Die Kapitalmarktausblick im pdf-Dokument.

Diesen Beitrag teilen: