Columbia Threadneedle: Aktienanteil auf "übergewichtet" erhöht

Erstmals seit Sommer 2016 hat Columbia Threadneedle Investments Aktien von „neutral“ auf „bevorzugt“ hochgestuft und in ihren Multi-Asset-Portfolios übergewichtet.

26.05.2017 | 11:10 Uhr

Seit vergangenem Sommer hatten wir in Bezug auf Aktien eine neutrale Haltung eingenommen, dabei jedoch Titel aus Japan, Asien und Europa bevorzugt. Seit März dieses Jahres stehen wir dem US-Markt negativ gegenüber. Da die Unternehmensgewinne zwei Jahre lang rückläufig waren und sowohl in Europa als auch in den USA erhebliche politische Unsicherheiten bestanden, erschienen die Bewertungen zwar angemessen, doch nicht gerade attraktiv, zumal andere Anlageklassen verschiedenste Anlagechancen boten. Bei einer erneuten Überprüfung dieser Faktoren haben wir jedoch festgestellt, dass inzwischen einige Veränderungen stattgefunden haben.

In Europa war die Gewinndynamik in den letzten zehn Jahren verhalten, und die in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und Italien anstehenden Wahlen stellten in diesem Jahr auf kurze Sicht ein ernstzunehmendes politisches Risiko dar. Das von den niederländischen und französischen Wahlen ausgehende Risiko hat sich inzwischen sicherlich verringert. Denn weder Geert Wilders in Holland noch Marine Le Pen in Frankreich erhielten genügend Unterstützung, um die nationalistischen Tendenzen zu verstärken, die in der Wahl von Donald Trump und dem Ergebnis der Brexit-Abstimmung zum Ausdruck gekommen waren. In Deutschland scheint die CDU ihre Position zu festigen, doch die voraussichtlich im nächsten Jahr anstehende Wahl in Italien ist nach wie vor ein Risikofaktor.

Da die mit den Wahlen verbundenen Risiken gesunken sind, könnte die beeindruckende Entwicklung der Fundamentaldaten an der Unternehmensfront nun die gebührende Aufmerksamkeit erhalten. Die im vergangenen Quartal veröffentlichten Ergebnisse waren die besten seit zehn Jahren, und da wir von einer wieder leicht anziehenden Inflation ausgehen, dürfte sich die Hebelwirkung der Fixkosten bei europäischen Unternehmen für die Anleger nun nicht mehr nachteilig, sondern vorteilhaft auswirken. Hinzu kommt, dass am europäischen Aktienmarkt nach jahrelangen Kapitalabflüssen ein deutlicher Nachholbedarf zu bestehen scheint. Besonders stark steigt die Nachfrage bei Anlegern aus Asien und den USA, die der Region seit der Griechenlandkrise den Rücken zugewandt hatten.

Und damit kommen wir zur Entwicklung in China. Die chinesische Wirtschaft sollte stets im Blick behalten werden. Am stärksten beschäftigte uns die Gefahr einer spürbaren Währungsabwertung oder einer starken Konjunkturabkühlung. Doch unsere jüngsten Analysen der Region deuten auf einige positive Indikatoren hin. Zum einen sorgt die chinesische Wirtschaft trotz höherer Erwartungen für positive Überraschungen. Dabei zeichnete der Binnenkonsum erneut für den Großteil des BIP-Wachstums im 1. Quartal 2017 verantwortlich (zwei Drittel der Wachstumsrate von 6,9 %). Außerdem scheint der Immobilienmarkt weniger Anlass zur Sorge zu bieten, und der Währungsdruck hat weiter nachgelassen. Zu guter Letzt sieht auch die Leistungsbilanz nicht mehr ganz so besorgniserregend aus, da sowohl die Gesamtexporte als auch die Gesamtimporte stark steigen und im April die Erwartungen in Yuan und in US-Dollar deutlich übertroffen wurden.

In den USA war Präsident Trump bislang nicht in der Lage, seine geplanten politischen Maßnahmen umzusetzen, was sich teils positiv, teils negativ auf die Aktienmärkte auswirkt. Positiv ist, dass die Wahrscheinlichkeit gravierender Negativeffekte durch die Verfolgung einer stark protektionistischen Agenda gesunken ist. Andererseits stellt sich nun die Frage, ob eine signifikante Senkung der Körperschaftsteuer durchgesetzt werden kann, die der Markt in vielerlei Hinsicht bereits eingepreist hat. Die US-Notenbank Fed hat begonnen, die geldpolitischen Zügel zu straffen, doch es ist unseres Erachtens unwahrscheinlich, dass Zinserhöhungen der Fed zu einer Verkaufswelle an den Aktienmärkten führen werden.

All diese Faktoren tragen zu einem günstigeren Anlageumfeld bei, in dem sich die Bevorzugung von Aktien positiv auf die Portfolios auswirken dürfte.Was die Währungsallokation anbelangt, haben wir den US-Dollar auf „neutral“ herabgestuft, den Euro von „abgeneigt“ auf „bevorzugt“ hochgestuft und den Yen auf „neutral“ angehoben. In Bezug auf den australischen Dollar und das Pfund Sterling sind wir weiterhin abgeneigt. Unsere strategische Entscheidung, den US-Dollar auf „neutral“ herabzustufen, basiert sowohl auf der Bewertung als auch auf fundamentalen Faktoren. Nachdem der US-Dollar eine Zeit lang stark zugelegt hat, erscheint die Bewertung nun genauso wie beim australischen Dollar ausgereizt zu sein.

Der komplette Marktkommentar als PDF-Dokument.

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