Columbia Threadneedle: Topix erreicht nach Rücktrittsankündigung von Premierminister Suga 30-Jahre-Höchststand
Premierminister Yoshihide Suga wird nach ständig sinkenden Zustimmungsraten und dem Verlust des Rückhalts der Parteiführung zurücktreten.28.09.2021 | 07:40 Uhr
- Durch Sugas Abgang verringert sich die Wahrscheinlichkeit eines ungünstigen Ausgangs der Unterhauswahlen für die Regierungspartei, der in der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) befürchtet wurde, falls der Premierminister im Amt bleibt.
- Zu den wichtigsten Konkurrenten um seine Nachfolge zählen u. a. der zunehmend populäre, für die Impfkampagne zuständige Minister Taro Kono, der ehemalige Außenminister Fumio Kishida, die ehemalige Innen- und Kommunikationsministerin Sanae Takaichi und der ehemalige Verteidigungsminister Shigeru Ishiba. Da die Opposition schwach ist, gehen wir weiterhin davon aus, dass die LDP nach den Parlamentswahlen an der Macht bleibt.
Was ist passiert?
Nachdem die Zustimmungsraten mehrere Monate in Folge gesunken waren, kündigte Premierminister Suga an, dass er nicht mehr für die Wahl zum Vorsitz der Regierungspartei LDP zur Verfügung stehen und damit von seinem Amt als Premierminister zurücktreten werde. Neben der zunehmenden öffentlichen Kritik an seiner Reaktion auf die COVID-19-Pandemie und seinem Festhalten an der Olympiade in Tokio trotz der Einwände der Gesundheitsexperten haben auch mehrere Niederlagen bei Regionalwahlen die Unzufriedenheit der Öffentlichkeit mit der Regierung verdeutlicht.
Wegen der sinkenden Zustimmungswerte zu Sugas Kabinett wurde parteiintern eine Niederlage bei den Unterhauswahlen befürchtet, wenn der Premierminister im Amt bleibt. Die Nachricht von seinem Rücktritt verlängerte den Höhenflug japanischer Aktien und verhalf dem Topix-Index zu seinem höchsten Stand seit 30 Jahren.
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Wer kommt als nächstes?
Derzeit gibt es drei offizielle Kandidaten: den ehemaligen Außenminister Fumio Kishida, der letztes Jahr bei der Wahl zum Parteivorsitzenden den zweiten Platz belegte, die ehemalige Innen- und Kommunikationsministerin Sanae Takaichi und den derzeitigen für die Impfkampagne zuständigen Minister Taro Kono. Der ehemalige Verteidigungsminister Shigeru Ishiba teilte mit, dass er eine Kandidatur erwäge.
Abbildung 1: Politische und finanzpolitische Haltung der jeweiligen Regierungen
Quelle: Medienberichte, Finanzministerium, SMBC Nikko. Bei der politischen Haltung wird die Einstellung der einzelnen Personen zu Verfassungsänderungen berücksichtigt. Die finanzpolitische Haltung wird als die Abweichung vom historischen Durchschnitt des Verhältnisses der Staatsausgaben zum BIP mit einer Schwankungsbreite von -50 bis +50 ausgedrückt.
Aus Sicht des Marktes halten viele Anleger und Unternehmensleiter Kono wegen seiner reformistischen Ansichten für den vielversprechenderen Kandidaten. Er spricht fließend Englisch, ist allgemein sehr beliebt und befürwortet im Großen und Ganzen höhere Staatsausgaben. Politische Analysten gehen davon aus, dass seine Kandidatur von Suga unterstützt wird. Kono ist derzeit Minister für Verwaltungsreform und Regulierungsreform und spielte eine wesentliche Rolle bei der Reform des nationalen Rentensystems. Er sprach sich ferner für Kürzungen der Gesundheits- und Sicherheitsausgaben aus, die aufgrund der alternden Bevölkerung gestiegen sind, und schlug vor, mehr ausländische Arbeitnehmer ins Land zu lassen, um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen. In der Vergangenheit hatte er von der Bank of Japan (BoJ) konkretere Angaben zu einer Ausstiegsstrategie aus ihrer extrem lockeren Geldpolitik verlangt.
Fumio Kishida ist ehemaliger Banker und hat die letztjährige Wahl zum Vorsitzenden gegen Suga verloren. Kishida hatte eine weiterhin expansive Haushalts- und Geldpolitik in Aussicht gestellt, obgleich er zuvor Zweifel an der übermäßig lockeren Geldpolitik der BoJ angemeldet hatte. Voraussichtlich wird der Markt seinen wirtschaftspolitischen Ansatz bevorzugen, wo er stärkere Unterstützung für Unternehmen im Bereich Technologie und Innovation einforderte, um eine „Digitalisierungsgesellschaft“ zu schaffen. Außerdem legte er Pläne für Konjunkturmaßnahmen in Höhe von mehr als 30 Billionen Yen vor, die zur Bewältigung der Coronakrise erforderlich seien.Die ehemalige Innenministerin Sanae Takaichi verfolgt eine den sogenannten „Abenomics“ sehr ähnliche Wirtschaftspolitik, die u. a. eine Kombination aus beherzten geldpolitischen Lockerungen, den Rückgriff auf Haushaltsmittel im Notfall und Ausgaben für Krisenmanagement und Wachstum vorsieht. In einem Interview ließ sie verlauten, dass Japan die Zielvorgabe eines ausgewogenen Haushalts auf Eis legen sollte, bis die Inflation das Ziel der BoJ von 2% erreicht habe, und man nicht davor zurückschrecken sollte, nötigenfalls Staatsanleihen für das Krisenmanagement auszugeben. Wenn sie neue Premierministerin werden sollte, dürften die haushaltspolitischen Anreize größer ausfallen als bei den übrigen Mitbewerbern.
Der ehemalige Verteidigungsminister Shigeru Ishiba kann als der Kandidat bezeichnet werden, von dem der Markt das Wenigste zu erwarten hat. Er vertrat eine eher populistische Wirtschaftspolitik und sprach sich für die Wiederbelebung der Binnennachfrage (vor allem auf regionaler Ebene) anstelle des Außenhandels als Wachstumsmotor aus. Er äußerte sich ferner kritisch zu den extrem niedrigen Zinsen der BoJ und hat in der Vergangenheit eine Senkung der Verbrauchssteuern befürwortet.
Auswirkungen auf den Markt
Trotz des Wechsels des Premierministers sollten Anleger die Aussichten für die politische Landschaft Japans positiv sehen, denn wahrscheinlich wird die Regierungskoalition (LDP und Komeito-Partei) weiterhin die Mehrheit behalten. Wir gehen davon aus, dass die Wirtschafts-, Außen- und Haushaltspolitik im Kern erhalten bleibt und weiterhin stark zu einer anhaltenden Konjunkturerholung beitragen wird.
Aus historischer Sicht reagiert der japanische Aktienmarkt sensibel auf die Wahlen zum Repräsentantenhaus, weil diese maßgeblich für die künftige Stabilität der Regierung sind. Falls die LDP ihre einfache Mehrheit behauptet, können wir mit einer heftigen Reaktion des Marktes rechnen. Unter der Voraussetzung, dass die Koalitionspartei nicht mehr als 72 Sitze verliert – ein Szenario, das wir nun in Anbetracht des bevorstehenden Rücktritts des zunehmend unbeliebten Suga für unwahrscheinlich halten, – können wir damit rechnen, dass sich japanische Aktien aufgrund der globalen Konjunkturerholung, eher günstiger Bewertungen und steigender Impfraten mehr oder weniger gut entwickeln werden. Da sich der Markt bei den letzten 14 Parlamentswahlen seit 1979 stets positiv entwickelt hat, könnte dies nach unserem Dafürhalten dem japanischen Index Auftrieb geben, sodass er vielleicht seinen diesjährigen Rückstand gegenüber den USA und Europa aufholen kann.
Auch der bevorstehenden Ankündigung des Ergänzungshaushalts von voraussichtlich 30 Billionen Yen sehen wir positiv entgegen und erwarten, dass er die Wirtschaft zusätzlich unterstützt. Wir können zudem mit Gewissheit davon ausgehen, dass die BoJ ungeachtet dessen, wer der nächste Premierminister sein wird, vorerst bei ihrer lockeren Geldpolitik bleibt, und dies zumindest bis zum Ende der Amtszeit des derzeitigen Zentralbankchefs im April 2023. Gleichzeitig erörtert die Regierung die Möglichkeit der Lockerung der COVID-19-Beschränkungen in der Gastronomie- und Unterhaltungsbranche. Wenn die Abstandsregeln weiter gelockert werden, können wir mit beschleunigten Wiedereröffnungen rechnen, die dem Dienstleistungssektor Auftrieb geben werden.