Comgest: Unter dem Radar - Effizienz-Spezialisten als Investition
Angesichts von Rekordinflation, einer drohenden Rezession und einem allgemeinen Klima der Unsicherheit sehen sich Anleger vor eine ungewisse Zukunft gestellt. Selbst einige der leistungsfähigsten US-Unternehmen sind in jüngster Zeit ins Trudeln geraten und stehen vor neuen Herausforderungen. Louis Citroën, Portfoliomanager für US-Aktien bei der internationalen Fondsboutique Comgest, gewährt in diesem Umfeld Einblicke in eine Nische, die von Investoren bislang oft übersehen wird.04.07.2023 | 10:33 Uhr
Angesichts von Rekordinflation, einer drohenden Rezession und einem allgemeinen Klima der Unsicherheit sehen sich Anleger vor eine ungewisse Zukunft gestellt. Selbst einige der leistungsfähigsten US-Unternehmen sind in jüngster Zeit ins Trudeln geraten und stehen vor neuen Herausforderungen. Louis Citroën, Portfoliomanager für US-Aktien bei der internationalen Fondsboutique Comgest, gewährt in diesem Umfeld Einblicke in eine Nische, die von Investoren bislang oft übersehen wird.
Als akribischer Bottom-up Stock-Picker wissen wir nur zu gut, dass es gewisse Branchen gibt, die ihr Potential erst auf den zweiten Blick offenlegen. Unternehmen, die hinter den Kulissen agieren und sich aus großen Schlagzeilen heraushalten, laufen oft unter dem Radar des unaufmerksamen Beobachters. Das wiederum bietet Potential für jene, die sich eingehender mit der Aktienanalyse befassen. Eine Sparte, die häufig unterschätzt wird, sind Unternehmen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Effizienzen in verschiedenen Bereichen zu steigern – wie beispielsweise Avery Dennison, J.B. Hunt und Eli Lilly.
Avery Dennison, J.B. Hunt und Eli Lilly
Avery Dennison ist ein in Kalifornien ansässiges Marktforschungsunternehmen, das sich auf Klebe-Etiketten, Verpackungsmaterialien und Warenkennzeichnung durch Radiofrequenztechnologie (RFID) spezialisiert hat. J.B. Hunt nutzt als Logistik- und Transportunternehmen seine Online-Plattform „360“, um Versender und Spediteure zusammenzubringen. Damit rationalisiert das Unternehmen nicht nur die Logistik und macht den Transport kostengünstiger, sondern bietet seinen Kunden innovative Lösungen. Eli Lilly hingegen ist ein Pharmaunternehmen, das ein neues Medikament namens Mounjaro gegen Adipositas entwickelt hat. Mounjaro kann dabei nachweislich einen Gewichtsverlust bei Patienten um bis zu 22 Prozent bewirken. Es könnte demnach einen Lösungsansatz für die weltweite Adipositas-Epidemie sein, was dem Gesundheitssystem erlauben würde, die ohnehin knappen Ressourcen anderweitig einzusetzen.
Deflationäre Kraft
Solche Produkte und Dienstleistungen wirken wie eine natürliche deflationäre Kraft für Unternehmen, da sie die Kosten erheblich reduzieren können. So können Firma, die das intermodale Verkehrsnetz von J.B. Hunt nutzen, ihre Transportkosten um 30 bis 40 Prozent reduzieren. Ein Unternehmen, das seine Produkte im Store mit den RFID-Etiketten von Avery Dennison versieht, spart wertvolle Zeit seiner Mitarbeiter, da die Kontrolle der Warenbestände vereinfacht wird, und reduziert Kosten, die aufgrund der Veralterung des Inventars angefallen wären. Bei Eli Lilly: Fettleibigkeit verursacht bis zu 14 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben in den USA. Das Medikament Mounjaro könnte zu erheblichen Einsparungen führen und für das globale Gesundheitssystem Spielraum schaffen. Diese Unternehmen halten sich nicht nur im aktuell schwierigen Marktumfeld gut, sondern sind unseres Erachtens auch langfristig eine gute Wahl. Angesichts der demografischen Krise in den USA, verstärkt durch Überalterung der Bevölkerung, und der Brisanz der Thematik „Energiewende“, die die Preise in die Höhe treibt, sind wir überzeugt, dass immer mehr Unternehmen auf Produkte und Dienstleistungen setzen werden, die ihre Effizienz steigern und Kosten senken. Noch attraktiver wird das, wenn sie damit gleichzeitig nachhaltiger werden – wie im Fall des intermodalen Netzwerks von J.B. Hunt, das bis zu 60 Prozent weniger CO2 ausstößt.
Mögliche Fallstricke
Wir wollen allerdings nicht unerwähnt lassen, dass eine Investition in solche „missionskritischen“ Unternehmen auch mit gewissen Risiken einhergehen kann. Das Hauptrisiko besteht unserer Meinung nach im „Rent Seeking“ – sprich, dem Bestreben, Einkommen zu erzielen, dem keine entsprechende produktive Leistungsabgabe gegenübersteht. Das würde unweigerlich Wettbewerber anziehen und strukturelle Vorteile gefährden. Alle drei genannten Unternehmen konzentrieren sich jedoch auf große Märkte mit geringer Durchdringung, die in der Regel für so ein Verhalten nicht geeignet sind. Ein weiteres mögliches Risiko ist die Zunahme technologischer Fehlschläge, die die Wettbewerbsvorteile der Unternehmen gefährden könnten.
Um Wettbewerbsvorteile aufrecht zu erhalten und die Marktposition nicht zu gefährden, ist eine gut finanzierte F&E- („Forschung und Entwicklung“) sowie Innovations-Pipeline von entscheidender Bedeutung – und das sehen wir bei allen drei Firmen. Avery Dennison entwickelt aktuell RFID-Etiketten, bei denen die Energieversorgung kabellos über Mobilfunk, WLAN oder Bluetooth funktioniert. J.B. Hunt arbeitet mit dem zu Alphabet gehörenden Unternehmen Waymo an einer Technologie für selbstfahrende LKWs. Eli Lilly investiert 25 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung, was dem Unternehmen eine Pipeline von sechs Medikamenten gegen Fettleibigkeit ermöglicht hat, die dem erfolgreichen Diabetes-Medikament Mounjaro folgen könnten.
Unser Fazit: Diese produktivitätssteigernden Unternehmen werden zwar nicht völlig von einer möglichen Rezession verschont, dürften aber aufgrund ihrer starken Position weniger sensibel reagieren als viele andere. Sie sind also sehr gut positioniert, um auch bei einem möglichen Wetterumschwung eine überdurchschnittliche Performance zu liefern. Dies stellt wiederum starkes, nachhaltiges Gewinnwachstum in Aussicht, was sie zu einem verborgenen Juwel für langfristige Anleger macht.