Degroof Petercam AM: Kein Ende der Subventionspolitik im Jahr 2021

Regierungen auf der ganzen Welt konzentrieren sich darauf, die Auswirkungen der Pandemie im Jahr 2020 abzufedern. Die Zusammenarbeit zwischen Geld- und Fiskalpolitik seit März hat zum Ziel, die durch teilweise oder komplette Lockdowns verursachten Schäden abzumildern.

29.10.2020 | 12:10 Uhr

Maßnahmen für die wirtschaftliche Erholung sind allgegenwärtig, wie zum Beispiel der erfolgreiche Start des SURE-Programms (Support to mitigate Unemployment Risks in an Emergency).

Nach Ansicht von Peter De Coensel, CIO Fixed Income bei DPAM, werden die Marktteilnehmer einschätzen müssen, wann aus dieser Subventionspolitik eine produktive Investitionspolitik wird. Er geht davon aus, dass sich die Politik im Laufe des Jahres 2021 diesbezüglich umstellen wird. Es braucht flächendeckende Impulse, um eine Normalisierung im öffentlichen und privaten Sektor zu ermöglichen. Bis dahin wird der finanzielle Rahmen auf einem äußerst akkommodierenden Niveau gehalten werden. Derweil wird das Nettoangebot an Anleihen auf einem Minimum bleiben, da die Flexibilität der Zentralbanken die Programme zum Kauf von Vermögenswerten verstärken wird, um den Finanzierungsbedarf der Regierungen zu decken. Das Argument, der Anstieg der US-Zinsen in der vergangenen Woche sei auf einen parteiübergreifenden Kompromiss über ein viertes fiskalisches Unterstützungsprogramm zurückzuführen, ist nicht stichhaltig. Wir meinen, dass die Positionierung auf der Sellside, die Stärke der Market-Maker und das schnelle Shorten durch Hedge-Fonds die Renditen steigen ließ, ohne dass es größere Gegengewichte gab.

Ein stetiger Anstieg der Inflationserwartungen ist angesichts der Unsicherheit darüber, wann Endverbraucher die eingeschränkten Kapazitäten zu spüren bekommen, gerechtfertigt. Ein kontinuierlicher Anstieg der realen Laufzeitprämien ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch nicht zu beobachten. Die Qualität der fiskalpolitischen Maßnahmen, die auf produktive Investitionen in die öffentliche Infrastruktur, die Energiewende oder die Bildung abzielen, wird zum Zeichen für das Potenzial einer nachhaltigen und integrativen Wachstumsbeschleunigung. Etwa 6 bis 18 Monate bevor die Zentralbanken eine Straffung der Leitzinsen beschließen, könnten die realen kurz- und langfristigen Renditen den Schwenk zu einem höheren Niveau einschlagen. Angesichts der starken „Forward Guidance“, dass die Leitzinsen in den nächsten drei (FED) bis fünf (EZB) Jahren und darüber hinaus unverändert bleiben werden, ist keine anhaltende Versteilerung der Zinskurve erkennbar. Je länger es dauert, bis die multilaterale Zusammenarbeit wiederhergestellt ist und der Welthandel sich erholen kann, desto länger werden wir mit Nominalzinsen auf dem derzeitigen oder sogar auf einem noch niedrigeren Niveau leben.

Schlussfolgerung

  • Das Unterscheiden zwischen den Treibern des Wandels bei den Leitzinsen und den langfristigen Zinssätzen ist bei Anleiheinvestments ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
  • Die derzeitige Phase ist durch Konjunkturmaßnahmen gekennzeichnet, die die Auswirkungen der tiefen Rezession abmildern und eine längere Erholung ermöglichen.
  • Um zu beurteilen, wohin sich die Kernzinsen entwickeln werden, müssen wir ausloten, welchen wirtschaftspolitischen Weg die Industrie- und Entwicklungsländer einschlagen werden, um das Wachstumspotenzial zu erhöhen. Derzeit ist die Lage unklar.


Den ausführlichen aktuellen Kommentar von Peter De Coensel finden Sie hier im PDF-Format.

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