Deka: 2014 kein leichtes Jahr für Rohstoffe

Titel der Publikation: Rohstoffmärkte 2014 mit wenig Dampf im Kessel
Veröffentlichung: 12/2013
Autor: Bastian Hepperle
Auftraggeber: DekaBank (Website)
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Rohstoffe werden im kommenden Jahr starken Preisschwankungen unterliegen. Öl bleibt überbewertet, Gold schafft nicht mehr als den Inflationsausgleich.

13.12.2013 | 15:39 Uhr

Viele Rohstoffe verzeichneten im zu Ende gehenden Jahr Preisrückgänge. Trotz eines deutlich verbesserten makroökonomischen Umfelds in der zweiten Jahreshälfte 2013 – im Vergleich zur ersten Hälfte – blieb der Wachstumspfad flach. „Deshalb zieht die globale Nachfrage nach Rohstoffen nur verhalten an“, sagt Bastian Hepperle, Rohstoffexperte der DekaBank in seinem aktuellen Ausblick. „Da im Zuge des vorangegangenen Rohstoffbooms in einigen Segmenten Produktkapazitäten stark ausgeweitet waren, drücken bestehende Angebotsüberschüsse zum Beispiel auf die Preise von Industriemetallen.“ Zudem gehe die Nachfrage nach sicheren Häfen durch die Beruhigung an den Finanzmärkten und ersten Anzeichen für ein Zurückfahren der ultra-expansiven US-Geldpolitik zurück. Der Deka-Experte erwartet im kommenden Jahr ein verhaltendes Anziehen der Weltkonjunktur mit leicht steigender Rohstoffnachfrage.

„Die Entwicklung der Rohstoffpreise wird langfristig vom Zusammenspiel zwischen physischem Angebot und Nachfrage bestimmt“, erläutert Hepperle. Insbesondere in den Schwellenländern nehme die Rohstoffnachfrage aufgrund des wirtschaftlichen Aufholprozesses seit Jahren zu. „Inzwischen wurden die Produktionskapazitäten bei vielen Rohstoffen entsprechend ausgeweitet, sodass die steigende Nachfrage ohne größere Verspannungen bedient werden kann.“ Mit der fortschreitenden Erholung der Weltwirtschaft sollten die Preise langsam wieder ansteigen. „Die Anlageklasse Rohstoffe eignet sich weiterhin als Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio“, empfiehlt der Volkswirt. „Allerdings muss beachtet werden, dass die Rohstoffe auch weiterhin starken Preisschwankungen unterliegen können.“

Rohöl: Hohe Liquidität führt zu Überbewertungen

Der Preis für Rohöl ist in den vergangenen vier Wochen gestiegen: „Der hohe Brent-Preis von rund 110 US-Dollar je Fass wird durch die seit Monaten anhaltenden Lieferstörungen in Libyen gestützt“, begründet Hepperle. „Für etwas höhere Preise bei der US-Sorte WTI sorgte der spürbare Rückgang bei den US-Rohölreserven.“ Der Preisabstand zwischen beiden Sorten habe sich zwar eingeengt, bleibe aber vergleichsweise groß. Der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge, werden die USA im Jahr 2015 aufgrund der raschen Produktionsausweitung bei Schieferöl („Fracking“) zum weltgrößten Ölproduzenten aufsteigen. Diese Angebotsausweitung drücke auf den WTI-Preis. Angebotssorgen im Zuge der Entwicklung in Afrika (Nigeria, Libyen, Sudan) und im Nahen Osten (Iran, Irak, Syrien) hingegen stützten den Brent-Preis. „Für die kommenden Monate rechnen wir für Brent mit einer Notierung um 110 US-Dollar je Barrel“, so Hepperle. „Der WTI-Preis dürfte mit rund 100 US-Dollar deutlich darunter liegen.“

     

Auch die langfristige Rohölpreisentwicklung ist von fundamentalen Faktoren – Angebot und Nachfrage – abhängig. Auf der Angebotsseite spiele die OPEC mit ca. 40 Prozent der globalen Rohölproduktion eine wesentliche Rolle. „Die fundamentalen Einflussfaktoren können jedoch immer wieder durch politische Risiken oder den nicht-physisch orientierten Handel überlagert werden“, erläutert der Deka-Volkswirt. „Letzterer verursacht zum Teil starke Preisschwankungen, ist aber nicht verantwortlich für den grundsätzlichen Preistrend.“ Im Vergleich zum fundmental gerechtfertigten Ölpreis von knapp 100 Euro, werde vor allem Brent aufgrund der enormen Liquidität überbewertet bleiben.

 

Gold: Ein Preisverfall droht nicht

Der Goldpreis ist seit Monaten rückläufig. Dass sich diese Entwicklung vorerst nicht ändern wird, führt Hepperle auf drei entscheidende Faktoren zurück: „Erstens belastet die Debatte um eine baldige Verringerung der Anleihekäufe durch die US-Notenbank sowie die Frage nach der ersten Leitzinserhöhung in den USA.“ Darüber hinaus hielten die Abflüsse aus Gold-ETFs an, da Anlagen zunehmend in ertragreichere Anlagen wie Aktien umgeschichtet würden. „Drittens setzen offenbar spekulative Finanzinvestoren verstärkt auf einen fallenden Goldpreis.“ Zwar sei die Nachfrage vor allem aus Asien unverändert hoch. Doch sie reiche nicht aus, um den Goldpreis auf ein höheres Niveau zu heben. „Wir rechnen mit weiter nachgebenden Notierungen und einem abebbenden Interesse der Marktteilnehmer an Gold als sicherem Hafen.“

    

Die Krisenwährung Gold habe zudem mit der nachlassenden Brisanz der europäischen Staatsschuldenkrise zu kämpfen. Ein Ende der ultra-lockeren Geldpolitik der Notenbanken werde ihn weiter sinken lassen. „Eine solche Wende zeichnet sich bis Ende 2015 jedoch nur in den USA ab“, erwartet Hepperle. „Nach der im Frühjahr 2013 erfolgten kräftigen Preiskorrektur rechnen wir nicht mit einem weiteren dramatischen Absturz der Goldnotierung.“ Dass die Notenbanken der Schwellenländer ihre Goldbestände zur Diversifizierung ihrer Währungsreserven weiter aufstockten, wirke stützend auf den Preis des Edelmetalls. Die physische Goldnachfrage verlagere sich zudem verstärkt von Nordamerika und Europa nach Asien. „Auch dies spricht gegen einen ausgeprägten Preisverfall“, begründet Hepperle. Dennoch: „Auf lange Sicht trauen wir dem Goldpreis nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu.“ In sechs Monaten erwartet der Deka-Experte den Preis je Feinunze bei 1.220 US-Dollar, in einem Jahr bei 1.150 US-Dollar.

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