Deutschland, deine Erben

Titel der Publikation: Deutschland: Ein Volk von Erben
Veröffentlichung: 08/2011
Autor: Michael Meyer
Auftraggeber: Deutsche Postbank AG, Institut für Demoskopie Allensbach (Website)
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Mehrheit der Menschen befasst sich mit Erbschaften. Anlage bei der Bank ist häufigste Verwendung. Nur jeder vierte Erbe lässt sich professionell beraten.

16.08.2012 | 17:37 Uhr

„Nie zuvor hatten die Deutschen mehr Vermögen, und nie waren sie im Schnitt so alt wie heute“, stellt Michael Meyer, Vorstand Retail bei der Deutschen Postbank AG, fest. Künftig werde die Zahl der Sterbefälle dauerhaft die der Geburten übersteigen, weshalb die Mehrheit der Bevölkerung durch das Thema „Erbschaften“ betroffen sei. Die Postbank hat gemeinsam mit dem Institut für Demoskopie Allensbach eine bundesweit repräsentative Umfrage dazu durchgeführt. Die Studie „Deutschland: Ein Volk der Erben“ ist die erste Studie dieser Art in Deutschland. Befragt wurden insgesamt 1.811 Bundesbürger.

Der Studie zufolge habe jeder Dritte in Deutschland ab 16 Jahren schon mindestens einmal geerbt. Hochgerechnet entspreche das 20 Millionen Menschen. Fast jeder Vierte (mehr als 14 Millionen) erwarte zudem ein Erbe – größtenteils in den kommenden zehn bis 20 Jahren. Etwa zwei Drittel der Deutschen hätten sich bereits damit beschäftigt, ob, wie und an wen sie etwas vererben werden. „Auf den Punkt gebracht heißt dies: Das Thema Erbschaften betrifft und beschäftigt schon heute eine klare Mehrheit der Deutschen“, bewertet Meyer die Ergebnisse. Durch die Erbschaftsstudie ist ersichtlich, welche Personenkreise die heutigen Erben in Deutschland bilden. Die Bundesbürger ab 16 Jahren, die schon mindestens einmal geerbt haben, seien zu 35 Prozent Frauen und nur zu 29 Prozent Männer. Erklärbar mache dies die unterschiedliche Lebenserwartung. Da Frauen ihre Partner meist überlebten, steige für sie insgesamt die Wahrscheinlichkeit, zu erben. In den weit überwiegenden Fällen werde innerhalb der Familie geerbt. Zumeist handele es sich um Geld, Immobilien und Möbel. „Im Schnitt liegt das Alter beim Erhalt einer Erbschaft zwischen 45 und 46 Jahren“, so Meyer.

Frauen erben durchschnittlich häufiger als Männer

Die Höhe der einzelnen Erbschaften konnte ebenfalls ermittelt werden. Dabei ist festzustellen, dass Bezieher höherer Einkommen zumindest von der Häufigkeit einer Erbschaft her nicht bevorzugt sind gegenüber Beziehern niedriger Einkommen. Am häufigsten seien bislang kleinere Erbschaften. So habe knapp die Hälfte aller deutschen Erbschaften einen Wert von unter 25.000 Euro. Eine gewisse Häufung von Erbschaften werde aber auch im Wert zwischen 100.000 und 250.000 Euro sichtbar. „Die Wahrscheinlichkeit, ein Erbe in Deutschland zu erhalten, ist besonders hoch, wenn Personen Mitte 40 Jahre alt und weiblich sind. Das Volumen einzelner Erbschaften ist in Westdeutschland tendenziell größer als in Ostdeutschland“, fasst Meyer zusammen.

 

Erbschaften bis 25.000 sind am häufigsten

Verwendet werden Erbschaften in Deutschland am häufigsten als Anlage bei einer Bank. Allerdings lasse sich jeder sechste Erbe dabei nicht beraten. „Fast jeder zweite konsultiert nur Partner, Familienangehörige oder Bekannte“, so Meyer. Professionelle Beratung durch einen Bank-, Versicherungs-, Vermögens- oder Steuerberater nehme nur jeder vierte Erbe in Anspruch.

Die meisten Erben legen ihr Geld (noch) bei der Bank an

In der Erbschaftsstudie wird auch der Frage nachgegangen, ob und wie sich die Befunde zu faktischen Erben in Deutschland künftig verändern könnten. Interessant dabei: „Genau doppelt so viele der künftigen Erben glauben, Erbschaftssteuern zahlen zu müssen, als dies bei denen der Fall war, die bereits geerbt haben – nämlich nur 16 Prozent“, kommentiert Meyer. Dies könnte seiner Ansicht nach auf im Umfang deutlich größere Erbschaften hindeuten. Zahlen des Statistischen Bundesamt legten dies nahe: Allein aus demografischen Gründen seien im Jahr 2020 elf Prozent mehr Sterbefälle zu erwarten als 2010. Errechnen lasse sich auch, dass zwischen 2010 und 2020 das Erbvolumen um fast eine Billion Euro – oder rund 50 Prozent – höher liegen werde als im Zeitraum zwischen 2000 und 2010. Auch der Studie zufolge werden Erbschaften von mehr als 100.000 Euro in Zukunft deutlich häufiger erwartet. Die Gründe dafür lägen am steigenden Anteil von Immobilienvermögen bei erwarteten Erbschaften – sowohl bei Eigenheimen als auch bei vermietetem Grundbesitz. „Künftige Erben erwarten fast doppelt so häufig Eigenheime zu erben, wie dies unter den bisherigen Erben in Deutschland der Fall“, so Meyer.

Für Banken und Berater sieht die Zukunft in Sachen Erben der Studie zufolge wenig rosig aus: Zwar seien Bankanlagen nach wie vor das häufigste Verwendungsziel. Geplant werde es aber deutlich seltener. Zudem wolle nicht einmal jeder Dritte unter den künftigen Erben einen Bank-, Versicherungs-, Vermögens- oder Steuerberater konsultieren, um sich professionell beraten zu lassen. Allerdings ist diese Zahl unter den heutigen Erben ähnlich klein.

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