Die besten HealthCare-Fonds

Aktien aus der Gesundheits- und Pharmabranche haben eine Berg- und Talfahrt hinter sich. Nun sieht es so aus, als ob sich erneut eine Trendwende abzeichnen würde. Mit den passenden Fonds könnten Anleger davon profitieren.

11.10.2024 | 07:15 Uhr

HealthCare-Aktien waren lange Zeit ein Nischenthema. Kein Wunder: Unter dem Schlagwort werden, je nach Interpretation, viele Branchen zusammengefasst. Pharma- und Biotech-Unternehmen finden in HealthCare-Fondsportfolios zuweilen ebenso Platz wie Krankenhausketten, spezialisierte Softwareanbieter, Hersteller von Stützstrümpfen oder Entwickler moderner Prothesen. Wer hier als privater Investor sein Glück sucht, muss sich tief in die vielen Themen einarbeiten – oder auf Fonds vertrauen, deren Manager und Analysten sich tagtäglich damit beschäftigen.

Wobei auch diese es in den vergangenen zweieinhalb Jahren nicht leicht hatten. Denn im Laufe der Covid-19-Pandemie wurden die Aktienkurse vieler Unternehmen aus der Gesundheitsbranche nach oben getrieben – um danach von der Börse massiv abgestraft zu werden. So verlor etwa der Global HealthCare Index seit seinem Höchststand im Dezember 2021 rund 20 Prozent seines Wertes. Zum Vergleich: Der Kurs des MSCI World Index legte im gleichen Zeitraum bis heute rund 14 Prozent an Wert zu. Fast 34 Prozentpunkte Performanceunterschied in zweieinhalb Jahren im Vergleich zum Gesamtmarkt ist nicht unbedingt eine Werbung für HealthCare-Fonds.

Trendumkehr möglich

Doch gerade die eher moderate Kursentwicklung der beiden vergangenen Jahre lässt viele Anleger nun wieder optimistischer auf Aktien der Gesundheitsbranche schauen. Chancen bietet der nichtzyklische Sektor auf fundamentaler Ebene schließlich genug. Das Gewinnwachstum im breiten Aktienmarkt liegt bei über sechs Prozent pro Jahr. Im Medtech-&-Services-Sektor sind es rund zwölf Prozent. Die Dynamik der Entwicklungen in diesem Bereich ist enorm. „Ich würde den Sektor heute als deutlich diversifizierter und technologisch fortschrittlicher beschreiben als vor 15 Jahren. Während der Fokus früher hauptsächlich auf klassischen Medizintechnikunternehmen lag, umfasst der Sektor heute ein breiteres Spektrum, einschließlich digitaler Gesundheitslösungen und Dienstleistungen, die durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und datengetriebenen Technologien revolutioniert wurden“, sagt Stefan Blum, Manager des Bellevue Medtech & Services Fonds. „Der Sektor ist nicht nur robuster gegenüber Marktschwankungen geworden, sondern bietet auch ein höheres Wachstumspotenzial dank innovativer Produkte und einer stetig wachsenden Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen weltweit“, so Blum. Die Firmen investierten massiv in markterweiternde Medizintechnikprodukte wie beispielsweise robotergestützte Chirurgie. Heute seien diese Märkte milliardenschwer, beschreibt Marcel Fritsch die rasante Entwicklung. Ein entscheidender Faktor für die Zukunft des Sektors sei der Einsatz von Generative AI (GenAI), wo im besonderen Masse die roboterunterstützte Chirurgie profitiere. Unternehmen wie Intuitive Surgical setzten bereits KI-basierte Robotertechnologie ein, um Operationen präziser und sicherer zu machen. „Dessen kürzlich zugelassenes AI-basiertes Chirurgiesystem da Vinci 5 nutzt diese Technologie, um minimalinvasive Eingriffe weiter zu optimieren“, so Blum.

Kein politischer Gegenwind nach den US-Wahlen zu erwarten

Ein Thema, das die Branche immer wieder verunsichert, sind die Diskussionen um eine Senkung der Gesundheitskosten in den USA, dem größten Markt für Gesundheitsdienstleistungen. Auch im Vorfeld der Wahlen im November blickt man gespannt auf die Aussagen der beiden Präsidentschaftsanwärter Harris und Trump. Sowohl die Demokratin als auch der Republikaner haben geäußert, die Gesundheitskosten senken zu wollen. Doch erstens setzen beide Lager mehr oder weniger nur darauf, Preisnachlässe für Arzneimittel gegen die Pharmabranche durchzusetzen – und dies auch nur im Rahmen der Gesetzlichen Versicherung. Zweitens ist nicht damit zu rechnen, dass Harris oder Trump ihre Vorstellungen gegen den parteipolitisch gespaltenen Kongress durchboxen können. Schließlich stehen auch für den Kongress im November Wahlen an. Die Wall Street lässt das Thema deshalb kalt. Für die Börsianer zählen zunächst einmal die US-Notenbank und ihre Zinsentscheidungen im September und den Monaten danach. Sinken die Zinsen, würde das die Finanzierung von Innovationen und Übernahmen erleichtern. Das könnte Gesundheitsaktien und insbesondere die Kurse kleiner und mittelgroßer Unternehmen begünstigen.

Unterschiede in der Anlagestrategie und in der Performance

Wie komplex der Bereich Gesundheit tatsächlich ist, lässt sich an den unterschiedlichen Strategien einzelner HealthCare-Fonds ablesen. Vergleicht man zum Beispiel aus dem Top-10-Ranking der performancestärksten aktiv gemanagten Produkte den ersten und den zehntplatzierten Fonds der Ein-Jahres-Wertung, fällt auf, dass der HSBC GIF Global Equity Sustainable Healthcare AC sowohl seit Jahresbeginn als auch über den Zeitraum der vergangenen drei Jahre hinweg deutlich besser performt hat als der Bellevue Digital Health B CHF. Dieser hat auf Dreijahressicht sogar über zwölf Prozent Wertverlust zu beklagen. 

Beim Blick in die beiden Portfolios werden Unterschiede deutlich. Der HSBC-Fonds weist eine deutlich breitere Streuung über verschiedene Gesundheitssektoren auf, setzt stärker auf Biotechnologie und gewichtet Aktien von Medizinprodukte-Herstellern nur mit rund 22 Prozent. Der Bellevue-Fonds setzt im Gegensatz dazu insbesondere hier einen Anlageschwerpunkt: Fast zwei Drittel des Fondsvermögens ist in Unternehmen aus dem Bereich Medizinprodukte investiert. 

Auffällig ist auch die Entwicklung des LO Funds - Golden Age. In der Jahresbewertung top, fällt die Performance im laufenden Jahr gegenüber anderen Top-10-Fonds deutlich ab. Und auch in der 3-Jahres-Wertung reißt der Fonds keine Bäume aus. Im Vergleich dazu strotzt der Janus Henderson Global Life Sciences geradezu mit Kontinuität. Der Fonds steht mit seinem Investmentansatz über alle betrachteten Zeiträume hinweg in den Top-10. Zu 35 Prozent investiert der Fonds in Aktien von Arzneimittelherstellern und zu rund einem Viertel des Fondsvermögens in den Bereich Biotechnologie.

Gleichklang bei HealthCare-ETFs

Auch bei den Gesundheits-ETFs sind Performance-Differenzen erkennbar. Diese sind allerdings nicht so groß wie bei den aktiv gemanagten Fonds. Es macht zwar zum Beispiel schon einen Unterschied, ob der Kurs eines ETFs innerhalb eines Jahres 17 Prozent zulegt – oder nur 14 Prozent. Wenn dieselben beiden Fonds im Performancevergleich im laufenden Jahr jedoch eine zueinander genau umgekehrte Entwicklung aufweisen, wie es beim iShares US Medical Devices ETF und dem SPDR MSCI Europe Health Care UCITS ETF der Fall ist, gleichen sich diese Effekte wieder aus.

Fazit: HealthCare-Fonds können als konjunkturresistentes Investment gerade jetzt für eine gewisse Stabilität sorgen. Anleger sollten sich insbesondere bei den aktiv gemanagten Fonds die Anlageschwerpunkte jedoch genau ansehen. Denn der Begriff HealthCare lässt weite Interpretationen bei der Auswahl der Aktien zu.

Diesen Beitrag teilen: