Die Staatsschuldenkrise in Europa bleibt bestimmend - Politik bewegt sich in kleinen Schritten in Richtung einer Lösung

Auch diese Woche lässt sich keine Entwarnung im Hinblick auf die Staatsschuldenkrise in Europa geben. Die Anzeichen für eine globale Wachstumsverlangsamung verstärken sich. Ein Ende der geldpolitischen Straffung in China und des „Quantitative Easing“ (QE3) in den USA wird immer wahrscheinlicher.

24.06.2011 | 15:21 Uhr

Europäische Staatsschuldenkrise

Die Wahrscheinlichkeit für ein zweites Rettungspaket für Griechenland ist in dieser Woche gestiegen. Die griechische Regierung konnte die Vertrauensabstimmung für sich entscheiden, viele Banken in Europa scheinen ihre Kredite an Griechenland freiwillig verlängern zu wollen, und die EU hat sich deutlich hinter Griechenland gestellt. Leider führte diese eher positive Entwicklung auf politischer Ebene nicht zu einer Entspannung an den Finanzmärkten. Ganz im Gegenteil: Die Anleihen von Spanien und Italien gerieten weiter unter Druck. Die Finanzmärkte scheinen zunehmend das Vertrauen in eine nachhaltige Lösung der Staatsschuldenkrise zu verlieren – zumal die Konjunkturindikatoren eine Verlangsamung der Wachstumsdynamik signalisieren und damit die Sparziele der Regierungen in Europa gefährdet sein könnten. Die Geldmenge M1 (Do) und die Kreditvergabe (Do) sind dabei gute Indikatoren zur Einschätzung der Konjunktur-risiken. Sollte sich die Lage weiter verschlechtern, wäre die EZB einmal mehr gezwungen, die Normalisierung der Geldpolitik abzubrechen und Staatsanleihen von Spanien und Italien zu kaufen.

Globale Wachstumsverlangsamung

Der Rückgang der vorläufigen Einkaufsmanagerindizes in Europa und China sowie der Einbruch bei den regionalen Geschäftsklimaindizes signalisieren eine Wachstumsverlangsamung auf globaler Ebene. Die endgültigen Einkaufsmanagerindizes aus den USA (Fr), China (Fr) und Europa (Fr) dürften die Wachstumsverlangsa-mung bestätigen. In den USA sehen wir sogar ein gewisses Risiko, dass der Einkaufsmanagerindex ISM auf unter 50 fällt. Die Wachstumsverlangsamung scheint in China positiv gesehen zu werden, da dadurch der Preisdruck sinkt. So weckte Premier Wen mit seinen Aussagen über nachlassende Inflationsrisiken Hoffnungen auf ein Ende der Straffung der Geldpolitik in China. Die japanische Wirtschaft scheint wieder auf einem Erholungspfad zu sein und sich von der globalen Wachstumsabschwächung abkoppeln zu können. So rechnen wir zwar mit einem Rückgang bei der Tankan-Umfrage (Fr), sehen jedoch gute Chancen für einen Anstieg der Erwartungskomponente.


Ölpreis nach Freigabe der Ölreserven auf neuem Tief
Ölpreis der Marke Brent in USD pro Barrel

 
Quellen: Thomson Reuters Datastream, Berechnungen Metzler

Die erste Schätzung für die Inflation in der Eurozone (Do) dürfte im Juni noch keine Entspannung signalisieren und auf dem Vormonatsniveau von 2,7 % verharrt sein. In den kommenden Monaten dürfte die Inflation temporär deutlich fallen, da die überraschende Freigabe der Ölreserven einen deutlichen Verfall beim Ölpreis verursacht hat. Wir erwarten jedoch nur eine zeitlich begrenzte Ölpreisschwäche, da sich an der grundsätzlich angespannten Angebots-Nachfrage-Situation am Ölmarkt nichts geändert hat. Der niedrigere Ölpreis ist darüber hinaus auch ein Konjunkturprogramm für die Industrienationen und dürfte zu einer moderaten Erholung der Geschäftsklimaindizes in den kommenden Monaten beitragen. Auch beim Konsumentenvertrauen (Di) in den USA sehen wir vor diesem Hintergrund gute Chancen für eine Erholung.

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