DJE-Marktausblick November
Der Oktober brachte weltweit unterschiedliche Entwicklungen an den Kapitalmärkten. Während der MSCI World und der S&P 500 in EUR zulegten, gerieten europäische Märkte unter Druck.08.11.2024 | 07:27 Uhr
Die US-Dollar-Aufwertung kam den US-Indizes zugute, wohingegen der DAX und der breite europäische Markt (Stoxx 600) Verluste hinnehmen mussten. Ebenso gab der japanische Markt in EUR gerechnet nach. Weltweit waren vor allem (US-)Technologie-, Kommunikationsservice-Titel und Finanzwerte gefragt, während vor allem Rohstoff- und Gesundheitstitel unter Druck gerieten. In Europa schwächelten zudem der Technologiesektor, defensive Konsumtitel und Immobilienwerte.
Mit dem klaren Wahlsieg von Donald Trump hat sich die Unsicherheit über den Ausgang der US-Wahlen gelegt. Eine Rezession oder Finanzmarktkrise in den USA erscheint weiterhin unwahrscheinlich. Ein Szenario wie Mitte der 90er Jahre – also moderate US-Zinssenkungen bei Ausbleiben einer Rezession – bleibt realistisch. Wir bleiben daher kurz- und mittelfristig konstruktiv für die Märkte. Während in den USA weitere Zinssenkungen zu erwarten sind, erscheinen die Zinssenkungserwartungen des Marktes für das Fiskaljahr 2025 jedoch zu optimistisch. Ein insgesamt etwas höheres US-Zinsniveau spricht weiterhin für den Banken bzw. den Finanzsektor, den wir unverändert als positiv einstufen. Darüber hinaus sehen wir weiterhin Chancen im Bausektor sowie in Japan. Generell stufen wir die USA und Japan attraktiver ein als Europa. Die europäische Konjunktur bleibt durch strukturelle Probleme in Deutschland und das Risiko neuer US-Zölle belastet. Die EZB wird voraussichtlich auf der Zinsseite mehr unternehmen müssen als die Fed, was den US-Dollar weiter stützen sollte.
Chancen, die wir sehen
- Das strukturelle Wachstumspotenzial der USA bleibt höher als in Europa, wodurch die US-Region mittelfristig daher weiterhin die besseren Anlagechancen bietet.
- Monetär: Der globale bzw. US-Finanz-/-Bankensektor ist strukturell gut aufgestellt, profitiert von weniger Regulierung in den USA und auch die Zinserträge könnten aufgrund langfristig höherer US-Zinsen besser als erwartet ausfallen. Die M&A-Aktivität dürfte 2025 zunehmen, und Krypto-Investitionen erhalten unter Trump zusätzlich Rückenwind.
- Der Bausektor weist in den USA und Europa eine volle Pipeline an Infrastrukturprojekten auf. Neue Aufträge für den Ukraine-Aufbau könnten bei einem möglichen Waffenstillstand oder Friedensschluss hinzukommen.
- Japan bietet eine der höchsten Marktrisikoprämien und verzeichnet starkes Wachstum bei Aktienrückkäufen. Fundamental positiv ist, dass Japan das einzige Land ist, in dem die kurzfristigen Zinsen deutlich unter den langfristigen Zinsen liegen. Japanische Finanztitel dürften zudem zusätzlich von höheren US-Zinsen profitieren.
- Eine verbesserte Marktbreite in den USA dürfte US-Small- und Mid-Caps zugutekommen.
- Europäische Unternehmen mit starkem Kostensenkungspotenzial könnten ebenfalls interessante Chancen bieten.
Risiken, die wir beobachten
- Die US-Zinssenkungserwartungen des Marktes erscheinen aktuell zu aggressiv.
- Ein erneuter Handelskrieg zwischen USA und China ist nicht auszuschließen. Sollte Donald Trump massive Zölle auf chinesische Importe einführen, könnte China auch mit einer deutlichen Abwertung des RMB reagieren. Die Aussichten für chinesische Aktien sind vorerst eingetrübt.
- Trumps geplante Zollmaßnahmen könnten die Inflation erneut anfachen und damit höhere Zinsen am langen Ende mit sich bringen.
- Europa und insbesondere Deutschland kämpfen weiterhin mit strukturellen Wachstumsproblemen. In Deutschland gefährden hohe Energiekosten, hohe Löhne, Bürokratie und mangelnde Flexibilität die Wettbewerbsfähigkeit vieler Industriekonzerne. Die Schlüsselindustrien Automobil, Chemie und Maschinenbau verlieren international an Wettbewerbsfähigkeit.
Markttechnisch
Der Optimismus der Marktteilnehmer nahm im Vorfeld der US-Wahl ab. Die Kursreaktion am Wahltag dient traditionell als Trendindikator für die folgenden Wochen, und so bleiben die Aussichten für den Rest des Jahres 2024 positiv.
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