DJE: Technologiewerte - Der Mut wächst
Im Kurzinterview erklärt Moritz Rehmann, Fondsmanager des DJE Multi Asset & Trends bei der DJE Kapital AG, warum Technologiewerte nicht gleich Technologiewerte sind und worauf es bei der Auswahl ankommt.21.09.2023 | 13:42 Uhr
Am 21. September 1983, auf den Tag genau vor 40 Jahren, hat mit dem DynaTAC 8000X von Motorola das erste kommerzielle Mobiltelefon seine Marktzulassung in den USA erhalten. Seither haben der technische Fortschritt und die vielen Einsatzmöglichkeiten der neuen Technik dazu beigetragen, dass das Mobiltelefon heute aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken ist. Ähnlich an Popularität haben in den letzten Jahrzehnten auch die Technologiewerte gewonnen, die gerade in diesem Jahr wieder verstärkt in den Mittelpunkt des Anlegerinteresses gerückt sind. Doch nicht alle Tech Assets versprechen gleich gute Zukunftsaussichten. Vielmehr bedarf es einer systematischen Auswahl. Im Kurzinterview erklärt Moritz Rehmann, Fondsmanager des DJE Multi Asset & Trends bei der DJE Kapital AG, warum Technologiewerte nicht gleich Technologiewerte sind und worauf es bei der Auswahl ankommt.
Worauf ist die neue Liebe der Anleger gegenüber Technologiewerten nach dem eher schwachen Jahr 2022 zurückzuführen?
Das Interesse wird sehr stark vom Trend der Künstlichen Intelligenz getrieben, wobei vor allem die „Glorious 7“ – also Alphabet, Amazon & Co. – hier im Fokus stehen. In der ersten Jahreshälfte haben vor allem diese Unternehmen zur Performance beigetragen. Seit Juli gilt dies aber auch für Tech-Aktien aus der zweiten Reihe wie zum Beispiel Intuit und Adobe. Die verbesserte Breite an attraktiven Aktien hat somit ebenfalls einen Beitrag dazu geleistet, dass Anleger sich wieder vermehrt für Unternehmen aus dem Technologiesektor interessieren. Je näher wir uns an das erwartete Zinshoch in den USA bewegen, desto mehr erwacht auch wieder der Mut, in wachstumsorientierte Unternehmen zu investieren, die höhere Bewertung aufweisen, aber oft nicht ganz so profitabel wie Unternehmen der ersten Reihe sind.
Lassen sich Technologiewerte derzeit in mehrere Lager gliedern?
Man kann grundsätzlich unterscheiden zwischen Unternehmen, die höchstwahrscheinlich vom Trend der Künstlichen Intelligenz profitieren werden und solchen, die dies in geringerem Ausmaß tun werden. Die Unternehmen, die davon offensichtlich bereits bald einen monetären Effekt sehen werden, sind im Vorteil. Aktien aus der zweiten oder dritten Reihe profitieren von den jüngsten Entwicklungen in der Zinspolitik am meisten. Bei allen Aktien versuchen Investmentbanken und Analysten, den korrekten Fair Value zu ermitteln. Diese Rechenmodelle sind leichter durchzuführen, wenn man weiß, wo das Zinshoch steht. Viele Marktteilnehmer erwarten, dass wir nahe am Zinshoch sind und man daher weitere Zinserhöhungen in einem geringeren Ausmaß einpreisen muss. Durch diese Entwicklungen war zuletzt etwas mehr Belebung bei Unternehmen mit geringerer Marktkapitalisierung zu beobachten.
Welche Teilbereiche des Technologiesektors bzw. welche Unternehmen profitieren besonders stark von der Entwicklung und welche eher nicht?
Prinzipiell werden Technologieunternehmen unterschiedlich von Künstlicher Intelligenz profitieren. Einige von ihnen, wie etwa Intuit, werden neue Produkte anbieten können, während andere, wie Adobe, in der Lage sein werden, bestehende Software zu verbessern und damit idealerweise den Abstand zu ihren Wettbewerbern zu vergrößern. Die Hoffnung ist hierbei natürlich, dass die Unternehmen dadurch von ihren Kunden höhere Preise für ihre Produkte verlangen können.
Was sollten Anleger mit Blick auf die Auswahl von Technologiewerten derzeit beachten und berücksichtigen?
Ich denke, dass es sinnvoll ist, in Unternehmen zu investieren, die klar vom Trend der Künstlichen Intelligenz profitieren werden. Wir gehen davon aus, dass Entwicklungen rund um die Künstliche Intelligenz zeitnah Auswirkungen auf die Aktivitäten von Unternehmen haben werden. Natürlich muss man dabei im Auge behalten, dass die direkte Monetarisierung und die Höhe der Profite, die dadurch erwirtschaftet werden, eine andere Frage sind.
Anhand welcher Auswahlkriterien erfolgt die Auswahl von Technologiewerten bei DJE?
Unser Fokus liegt auf profitablen Unternehmen, wobei wir nur Unternehmen ins Portfolio nehmen, die ein funktionierendes Geschäftsmodell bzw. Produkt haben. Wir achten zudem auf einen guten Cashflow und investieren typischerweise nicht in defizitäre Unternehmen.
Wird sich im Zuge der neuen KI-Revolution und Digitalisierung 2.0 die Zusammensetzung der bisher weltweit führenden Technologieunternehmen verändern?
Um von diesen Technologien zu profitieren, braucht man als Unternehmen eine gewisse Größe. Schließlich muss erst in diese Entwicklungen investiert werden, und eine geringere Finanzkraft ist hier klar ein Handicap. Es ist auch anfangs nicht immer klar, wie die Monetarisierung genau funktionieren wird und in welchem Ausmaß damit Profite generiert werden können. Daher halte ich einen Umbruch an der Spitze für eher unwahrscheinlich. Im Mid-Cap-Bereich kann es eventuell sein, dass sich die Unternehmen durch die neuen Technologien in einer Nische einen deutlich höheren Burggraben schaffen können.
Welche Rolle spielt die neue Exportbeschränkung Chinas von seltenen Erden für die weitere Entwicklung des Technologiesektors?
Wir befinden uns momentan in einer Konfliktsituation, weil die USA den Export von bestimmten Computer-Chips nach China verweigern und China daher den Export von seltenen Erden erschwert hat. Falls es zu diplomatischen Verwerfungen kommt, wird sich das auf die Halbleiterindustrie und deren Produktion auswirken. Das wäre ein Problem für die Branche, aber wir haben bei DJE momentan keine Unternehmen im Portfolio, die direkt mit seltenen Erden handeln – die Halbleiterunternehmen könnten dagegen bei einer Verschärfung durchaus betroffen sein.
Growth oder Value? Growth und Value?
Die Grenze verschwimmt zunehmend zwischen Value und Growth, da viele Unternehmen des Technologiesektors inzwischen auch sehr profitabel sind und der Fokus nicht mehr nur auf Wachstum, sondern auch auf der Marge liegt. Viele große Technologiekonzerne haben in jüngster Zeit auch Kostensenkungsprogramme angekündigt, die vom Markt sehr gut aufgenommen wurden.