DONNER & REUSCHEL: Mumm Briefing zum Wochenausklang - 05.11.20021
Die globale Wachstumsdynamik hat im dritten Quartal deutlich nachgelassen. So verzeichnete China im Vergleich zum Vorquartal nur noch ein Wachstum von 0,2 Prozent.05.11.2021 | 09:32 Uhr
Die US-Wirtschaft legte um ca. 0,5 Prozent zu, während Deutschland 1,8 Prozent vermeldete. In den anderen großen Volkswirtschaften der Eurozone fiel das Wachstum teilweise deutlich höher aus – so zum Beispiel Frankreich mit drei Prozent, Italien mit 2,6 Prozent oder Spanien mit zwei Prozent – wodurch die Eurozone insgesamt noch um 2,2 Prozent zulegte.
Für das vierte Quartal ist in Deutschland mit einer gesamtwirtschaftlichen Stagnation, also in etwa einem Nullwachstum zu rechnen. Darauf deuten jüngste Umfragen unter Unternehmen, wie der ifo-Geschäftsklimaindex. Hintergrund sind vor allem die anhaltenden Engpässe bei diversen Vorprodukten, Transportkapazitäten und Rohstoffen, die es der Industrie und zunehmend auch Unternehmen aus den Bereichen Handel und Dienstleistungen nicht ermöglichen die hohe Nachfrage zu bedienen. Dabei stiegen die Auftragseingänge für das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland – aufgrund einiger Großaufträge für den Maschinenbau aus dem außereuropäischen Ausland – im September um 1,3 Prozent. Das ifo-Institut schätzt den durch Lieferengpässe verursachten Verlust an Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland auf 38 Mrd. Euro. Die Aufholung dürfte erst langsam im Laufe des ersten Halbjahres 2022 stattfinden.
Im Zusammenhang mit der im Oktober erneut deutlich gestiegenen Inflation in Deutschland in Höhe von 4,5 Prozent sprechen wir hierzulande von einem stagflationsähnlichen Szenario. Im Vergleich zu Stagflationsphasen der 70er Jahre besteht der entscheidende Unterschied jedoch in der vielerorts niedrigen Arbeitslosenquote. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Weltwirtschaft im Laufe des ersten Halbjahres den dynamischen Nach-Corona-Wachstumspfad wiederaufnehmen kann.
Im Gegensatz hierzu nimmt die US-Wirtschaft schon im vierten Quartal wieder an Fahrt auf. Entsprechende Einkaufsmanagerindizes befinden sich weiterhin im expansiven Bereich und konnten für den Bereich der Dienstleistungen deutlich zulegen. Mit sinkenden Erst- und Folgeanträgen auf Arbeitslosenunterstützung sowie 571.000 neu geschaffenen US-Beschäftigungsverhältnissen gab es im Oktober auch positive Nachrichten vom Arbeitsmarkt. Angesichts der sehr hohen Inflationsdynamik (5,4 Prozent im September) ist dies der Anlass für die Notenbank Fed, noch im November mit der Reduktion der Wertpapierkaufvolumina (Tapering) um 15 Mrd. US-Dollar pro Monat zu beginnen.
Sollte die Fed diesen Kurs durchhalten, würde sie die Wertpapierkäufe bis Juli 2022 komplett zurückfahren.
Angesichts der derzeit hohen Inflation wären dann erste
Leitzinserhöhungen wahrscheinlich. Gemäß CME Fed Watch Tool werden für
das zweite Halbjahr zwei Leitzinserhöhungen um jeweils 0,25
Prozentpunkte erwartet. Nicht auszuschließen ist aber eine schnellere
geldpolitische Straffung, sofern die Inflation in den ersten Monaten des
kommenden Jahres weiter sehr deutlich anziehen sollte. Stark steigende
Inflationserwartungen, weiter anziehende Energiepreise und zuletzt
vergleichsweise hohe Lohnsteigerungen untermauern eine steigende
Wahrscheinlichkeit dafür.
An den internationalen Kapitalmärkten sorgte die lange vorbereitete konkrete Ankündigung des Tapering kaum für Bewegung.
Negative Realrenditen dürften weiterhin für eine generell hohe
Nachfrage nach realen Anlagen sorgen. Allerdings senken der langsam
nachlassende geldpolitische Stimulus, die Aussicht auf geringere
fiskalische Unterstützung in den USA sowie anhaltende konjunkturelle
Unsicherheiten in China das Kurspotenzial für Aktien in den kommenden
Monaten, wenngleich eine kurzfristige momentumgetriebene Jahresendrallye
nicht auszuschließen ist. Der Euro dürfte im Vergleich zum US-Dollar
vorerst nicht deutlich aufwerten.
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Ihr Carsten Mumm