Donner & Reuschel: Mumm Briefing zum Wochenausklang
Die in dieser Woche veröffentlichten Schnellschätzungen der Markit-Einkaufsmanagerindizes für Deutschland haben positiv überrascht. Für den Industriesektor wurde zwar ein anhaltend positives Ergebnis erwartet, ein Anstieg auf 68,5 und damit auf ein Rekordniveau, übertraf dann aber die Vorstellung der meisten Beobachter.26.03.2021 | 10:40 Uhr
Rekorde gab es ebenso beim Anstieg der Exportaufträge, dem Hauptfaktor für die weiterhin sehr guten Geschäftsaussichten in der deutschen Industrie.
Wie in den letzten Monaten auch, berichteten die befragten Unternehmen von deutlich verlängerten Lieferzeiten für Vorleistungsgüter sowie knappen Produktionskapazitäten und demzufolge von stark steigenden Kosten für Vorleistungen und Transportdienstleistungen. Die Kostensteigerungen konnten zumindest teilweise auf die Endverbraucherpreise überwälzt werden, so dass Gewinnmargen größtenteils nicht negativ beeinflusst werden.
Vor diesem Hintergrund sind in den kommenden Monaten kaum weitere Steigerungen der Umfrageergebnisse in der Industrie zu erwarten. Wenn Kapazitäten ausgereizt sind und teilweise erhebliche Lieferschwierigkeiten für Vorleistungen bestehen, kann die Produktion nicht weiter ausgeweitet werden. Trotzdem werden gerade exportorientierte Unternehmen auch weiterhin von der globalen Erholung nach der Corona-Rezession in den kommenden Wochen profitieren und wohl noch länger auf den derzeitigen Niveaus produzieren können.
Ebenfalls überraschend deutlich stieg der Index für Dienstleistungen in Deutschland über die Expansionsmarke von 50 Punkten. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Entscheidung über die verlängerte Shutdown-Regelung in Deutschland erst gegen Ende des Befragungszeitraums vorgenommen wurde. Daher ist anzunehmen, dass die zuvor geäußerte Zuversicht bei einigen Unternehmen vorerst wider revidiert werden muss.
Auch für Frankreich und die gesamte Eurozone konnte in beiden Sektoren eine steigende Zuversicht der Unternehmen vermeldet werden. Dennoch belasten die verlängerten und zum Teil verschärften Shutdown-Regelungen – wie in Deutschland und Frankreich – die Volkswirtschaften. Ein breiter, alle volkswirtschaftlichen Segmente umfassender Aufschwung wird daher nicht vor Ende April stattfinden können. Dies aber nur unter der Annahme, dass keine Verlängerung der Shutdown-Regelungen nötig sein wird. In den USA hielten sich die Umfrageergebnisse auf den hohen Niveaus der Vormonate. Auffallend war hier der Hinweis der Unternehmen auf – teilweise im historischen Vergleich beispiellose – stark steigende Produktionskosten.
Auch vor diesem Hintergrund wird die EZB ihren ultra-expansiven geldpolitischen Kurs fortsetzen. Die Perspektive anhaltend niedriger Zinsen, aber gelichzeitig steigender Inflationsraten wird für tief negative Realzinsen bei Staatsanleihen der Eurozone sorgen und dürfte reale Anlageklassen – wie Aktien, Edelmetalle oder Immobilien – weiter unterstützen.
Ihr Carsten Mumm