DONNER & REUSCHEL: Mumm Briefing zum Wochenausklang

Konjunkturelle Belebung ab dem vierten Quartal 2024 erwartet.

09.08.2024 | 12:35 Uhr

  • Der für das zweite Halbjahr 2024 erwartete konjunkturelle Aufschwung in Deutschland lässt weiter auf sich warten. Zwar stiegen im Juni sowohl die Auftragseingänge als auch die Industrieproduktion im Vergleich zum Vormonat um 3,9 bzw. 1,5 Prozent an, allerdings liegen die Werte weiterhin deutlich unter den Vorjahresniveaus. Der Rückgang der Exporte um 3,4 Prozent verdeutlicht zudem, dass die Nachfrage nach Industriegütern weltweit weiterhin schwach ausfällt. Eine leichte Erholung gab es hingegen in der energieintensiven Industrie. Allerdings dürfte das Produktionsniveau wohl dauerhaft unter dem Niveau von Anfang 2022, dem Ausbruch des Ukrainekriegs, bleiben.
  • Die weiteren Perspektiven trübten sich zuletzt ebenfalls ein. So gab der ifo-Geschäftsklimaindex deutlich nach, nachdem viele Unternehmen ihre aktuelle Lage schlechter bewerteten. Die Aussichten für die kommenden Monate sind zwar etwas besser, bleiben aber überwiegend im pessimistischen Bereich. Dienstleister bewerteten die Geschäftsaussichten etwas besser als das Verarbeitende Gewerbe, Handel und Bausektor.
  • Die Kombination aus höheren Zinsen und der anhaltend schwachen Konjunktur sorgte zuletzt für einen deutlichen Anstieg der Insolvenzen. Laut Statistischem Bundesamt stieg die Anzahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen im April auf knapp 2.000 und lag damit rund ein Drittel über dem Niveau des Vorjahres. Daten des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle legen nahe, dass auch über die Sommermonate hinweg deutlich höhere Insolvenzzahlen zu erwarten sind, vor allem aus dem Verarbeitenden Gewerbe. Solange die sehr schwache Wachstumsdynamik anhält und die Zinsen nicht nennenswert sinken, dürfte die Anzahl der Insolvenzen weiter ansteigen. Allerdings bleiben die Werte voraussichtlich weiter unterhalb langjähriger Durchschnitte.
  • Damit besteht die Möglichkeit, dass sich auch im laufenden dritten Quartal nur ein Null- oder negatives Wachstum für die deutsche Volkswirtschaft ergibt. Es bleibt aber die Annahme, dass ab dem vierten Quartal und im Jahr 2025 eine konjunkturelle Belebung einsetzt, die vor allem durch den privaten Konsum und im Zuge steigender Realeinkommen – hohe Lohnsteigerungen bei gleichzeitig sinkender Inflation – angetrieben wird.
  • In den USA deutet sich immer stärker eine konjunkturelle Abkühlung an. Das war ein Grund, weshalb die deutschen Exporte in die USA im Juni mit 7,7 Prozent besonders stark eingebrochen sind. Allerdings ist die im Juni überraschend stark auf 4,3 Prozent angestiegene Arbeitslosenquote auch auf eine Ausweitung des Arbeitskräfteangebots zurückzuführen. Es haben also wieder mehr Menschen aktiv nach Arbeit gesucht. Damit bleibt das Basisszenario eine leicht schwächere Wachstumsdynamik (soft landing) für die US-Volkswirtschaft in den kommenden Monaten. In diesem Zuge könnte die Inflation schon im Juli unter die Marke von 3 Prozent gefallen sein – die Daten dazu werden in der kommenden Woche veröffentlicht – und der US-Notenbank Fed die Tür für eine erste Leitzinssenkung im September öffnen. Insgesamt sind bis zu drei Zinssenkungen im laufenden Jahr wahrscheinlich, wenngleich Fed-Präsident Powell weiter betonen dürfte, datenabhängig den weiteren geldpolitischen Kurs festzulegen.
  • Der Gouverneur der japanischen Notenbank Bank of Japan (BoJ), Shinichi Uchida, sah sich nach den Kursturbulenzen dieser Woche gezwungen anzukündigen, dass weitere Leitzinsanhebungen erst nach einer Beruhigung der Märkte erfolgen würden. Es zeigt sich, dass ein Umschwenken der BoJ auf eine weniger expansive Geldpolitik trotz offensichtlicher Beendigung des Deflations-Regimes der letzten Jahrzehnte ein komplexes Unterfangen ist, nicht zuletzt weil erratische Währungsbewegungen zu deutlichen Verunsicherungen führen können. Angesichts mittlerweile deutlich steigender Löhne und Absatzpreise dürften jedoch weitere Zinsanhebungen nötig sein. Da parallel in den USA, in der Eurozone und anderen Währungsräumen die Zinsen sinken, ist mit einer weiteren Aufwertungstendenz des Yen zu rechnen

Obwohl die Kursrücksetzer der letzten Woche zu einem deutlichen Anstieg der Nervosität und der Volatilität gesorgt haben, handelt es sich aus technischer Sicht bisher nur um eine gesunde Marktkorrektur. Zwar dürfte die Verunsicherung anhalten und die kommenden Wochen schwankungsreich bleiben, allerdings bleiben die Aussichten für Aktien mittelfristig positiv. Das gilt vor allem angesichts absehbar sinkender Zinsen in vielen Volkswirtschaften


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Joachim Althof
GFD Finanzkommunikation
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