DONNER & REUSCHEL: Mumm kompakt – Chinas schwächelnde Wirtschaft belastet auch Europas Aussichten
Ende der Woche werden in China die staatlich ermittelten April-Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe und Dienstleistungen veröffentlicht. Beide fielen zuletzt mit 49,5 bzw. 48,8 schwächer aus und damit auch unter die wichtige Schwelle von 50 Punkten.26.04.2022 | 09:25 Uhr
Mit
nur 48,1 Punkten fiel im März auch die Indikation des vom
Wirtschaftsmagazin Caixin ermittelten Einkaufsmanagerindex, eine Umfrage
unter kleineren und mittleren Unternehmen, schwach aus. Dabei fiel die
Dienstleistungskomponente sogar auf 42 Punkte, den niedrigsten Wert seit
dem Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020. Auch in diesem Fall ist
es die wirtschaftliche Schwäche auf die Pandemie zurückzuführen. Denn China kämpft gerade gegen eine neue schon Wochen anhaltende Welle steigender Neufallzahlen.
Dabei ist der Schutz der chinesischen Bevölkerung vergleichsweise
schlecht, denn ausgerechnet in älteren Bevölkerungsgruppen sind die
Impfquoten gering. Ohnehin haben bisher nur gut 50 Prozent eine
Booster-Impfung erhalten. Zudem schützen die verabreichten chinesischen
Impfstoffe schlechter als westliche MRNA-Vakzine gegen die derzeit
grassierende Omikron-Variante. Auch deshalb hält die chinesische
Regierung an ihrer bisherigen „No-Covid-Strategie“ fest, allerdings mit
mäßigem Erfolg.
Während die Neufallzahlen in den
Millionenstädten nur langsam sinken, machen sich die durch fehlende
Konsummöglichkeiten, geschlossene Fabriken und stockende Abfertigungen
an den Container-Terminals wirtschaftlichen Folgen bereits deutlich
bemerkbar. Seit Anfang April ist der öffentliche Nahverkehr in
Shanghai nahezu zum Stillstand gekommen, die Abfertigungsstaus in den
Häfen von Shanghai, Zhejiang und anderen Städten nehmen allerdings
wieder deutlich zu. Das Wachstum der Anlageinvestitionen und die
Industrieproduktion fielen im März bereits schwächer aus als in den
Vormonaten. Der Einzelhandelsumsatz sank sogar um 3,5 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr.
Nach dem für chinesische Verhältnisse nur
moderaten Wirtschaftswachstum im ersten Quartal in Höhe von 1,3 Prozent
droht im laufenden zweiten Quartal sogar ein Null- oder
Negativwachstum, womit das Wachstumsziel der Regierung für das
Gesamtjahr 2022 in Höhe von 5,5 Prozent kaum noch erreichbar wäre. Für
die deutsche Wirtschaft sind neben ausfallender Produktion und
stockendem Absatz von Produkten in China vor allem die negativen
Auswirkungen auf die ohnehin noch stark gestressten globalen
Lieferketten problematisch.
Die global zwangsweise auf unbewegten Schiffen nicht verfügbaren Güter dürften kurzfristig die Knappheit an Vorprodukten diverser Unternehmen noch einmal verschärfen und die Kosten zusätzlich zu den explodierenden Energie- und Rohstoffpreisen antreiben. Viele Unternehmen dürften vor diesem Hintergrund in der laufenden Quartalsberichtssaison nur vage Ausblicke mit vielen Nebenbedingungen abgeben.
Ihr Carsten Mumm
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