Donner & Reuschel: Mumm kompakt – Dynamisches Wachstum, steigende Inflation – wie reagiert die Fed?
Die Schnellschätzungen der Markit-Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone und für die USA zeigen auch für die kommenden Monate eine zunehmende Produktionsdynamik an..27.07.2021 | 09:48 Uhr
Während
der Gesamtindex für die Eurozone im Vergleich zum Vormonat noch einmal
leicht auf 60,6 Punkte zulegen konnte – insbesondere durch einen
deutlichen Anstieg der Geschäftserwartungen in vielen
Dienstleistungssektoren nach den erfolgten Lockerungen von
coronabedingten Shutdown-Maßnahmen – gab der US-Index relativ deutlich
von 63,7 Punkten im Juni auf 59,7 Punkte nach.
Auch hier war es vor allem der Dienstleistungssektor, der für die – in
diesem Fall negative – Veränderung verantwortlich war. Dabei berichteten
die befragten Unternehmen von einer zwar weiter hohen, aber durch die
Preissteigerungen der letzten Monate gedämpften Nachfrage nach ihren
Produkten. Zudem lasten anhaltend stark steigende Inputkosten sowie
Schwierigkeiten bei der Besetzung freier Stellen auf der Stimmung. Vor
allem die Situation am Arbeitsmarkt mit einer trotz des derzeitigen
wirtschaftlichen Booms mit knapp 6 Prozent im Vergleich zum
Vorkrisenniveau bei etwa 3,5 Prozent immer noch relativ hohen
Arbeitslosigkeit könnte die US-Notenbank Fed in dieser Woche in
Argumentationsschwierigkeiten bringen.
Offensichtlich passen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt derzeit
strukturell nicht überein. Da das Ziel der Fed einer möglichst hohen
Beschäftigung noch nicht erreicht ist, gleichzeitig aber die
Inflationsraten im Juni weiter deutlich anzogen (5,4 Prozent bzw. 4,5
Prozent in der Kernrate), befindet sich die Fed zunehmend in einem
Zielkonflikt, denn inflationsbedingt wäre ein weniger expansiver
geldpolitischer Kurs offensichtlich geboten. Damit hat die
Pressekonferenz von Fed-Präsident Jerome Powell in dieser Woche ein
deutlich größeres Potenzial, die Märkte zu bewegen als die EZB-Sitzung
in der vergangenen Woche.
Fraglich ist, ob Powell seine bisherige Argumentation verändert, nach der die derzeitigen inflationären Effekte rein temporär seien und quasi von allein wieder verschwänden. An den liquiditätsabhängigen Börsen wird man daher jedes Wort Powells auf die Goldwaage legen, um auf Anzeichen einer absehbaren Veränderung des geldpolitischen Kurses in den kommenden Monaten umgehend reagieren zu können.
Ihr Carsten Mumm