DONNER & REUSCHEL: Mumm kompakt – Inflation und Zinsen bestimmen die Richtung an den Börsen – und wirken auch im US-Wahlkampf
Nachdem der US-Arbeitsmarktbericht im April schwächer als erwartet ausfiel, sanken die Renditen von europäischen und US-Staatsanleihen, während Aktienindizes und Goldnotierungen stiegen – und beenden womöglich die Anfang April begonnene Konsolidierungsphase nach dem Erreichen neuer Allzeithöchststände.07.05.2024 | 11:45 Uhr
Die Erwartung an künftige Zinssenkungen der Fed wurden
erneut angepasst und gehen nun von zwei Zinssenkungsschritten – beginnend im
September bis zum Jahresende – aus. Die Abkühlung am Arbeitsmarkt
zeichnet sich – wenn auch nur langsam – zunehmend ab, was längerfristige Trends
der Arbeitslosenquote, der Beschäftigungsveränderung, der durchschnittlichen
Wochenarbeitsstunden und der durchschnittlichen Stundenlöhne belegen. Zudem
rutschte der ISM-Einkaufsmanagerindex für den Servicesektor erstmals seit
Januar 2023 unter die Expansionsmarke von 50 Punkten und signalisierte damit
eine künftig sinkende Produktion. Die deutlich schwächer ausgefallene
Beschäftigungskomponente untermauerte zudem die Erwartung eines weiter
abkühlenden Arbeitsmarktes. Allerdings überraschte die Preiskomponente der
Umfrage unter Unternehmen negativ, stieg deutlich und suggeriert damit weiter
steigende Einkaufs- und Absatzpreise, vor allem aber Lohnkosten. Auch eine
Umfrage unter kleineren Unternehmen legt nahe, dass deren Absatzpreise vorerst
weiter steigen werden. Zuletzt höhere Importpreise deuten in die gleiche
Richtung. Die Fed dürfte diese Komponenten genau im Blick behalten und auf
eindeutige Signale eines nachlassenden Preisdrucks warten, bevor sie konkrete
Zinssenkungen in den Raum stellt.
An den Börsen könnte kurzfristig auch wieder Enttäuschung einkehren, wenn
kommende Inflationsdaten nicht den gewünschten Trend nach unten bestätigen.
Und auch US-Präsident Joe Biden wird die Inflation genau beobachten, denn einer
vom wirtschaftspolitischen Think Tank Brookings kürzlich veröffentlichten
Umfrage unter US-Bürgern zufolge, gehört die Entwicklung der Preise für Waren
und Services des täglichen Bedarfs zu den größten ökonomischen Sorgen der
Wählerinnen und Wähler. An Nummer zwei rangiert mit großem Abstand die Lage am
Arbeitsmarkt. Die weitere geldpolitische Ausrichtung könnte also auch dem
Wahlkampf entscheidende Impulse verleihen. Von der Fed wird implizit verlangt,
die Inflation zu drücken, aber dabei nicht die Arbeitslosigkeit zu stark
steigen zu lassen – eine Gratwanderung mit großer Gefahr, eines der beiden
Ziele zu verfehlen.
Ihr Carsten Mumm
Kennen Sie schon den DONNER & REUSCHEL Markt kompakt Podcast? Falls nicht, hören Sie gerne hier rein.