DONNER & REUSCHEL: Mumm kompakt – Inflationsdruck in den USA lässt zu wenig nach
Im Juni und Juli stiegen die US-Verbraucherpreise um 9.1 bzw. 8.5 Prozent – vor allem aufgrund deutlich gestiegener Energiepreise. Im August sank die nominale Inflation dann auf 8.3 Prozent. Experten hatten jedoch einen Rückgang auf 8.0 Prozent erwartet.20.09.2022 | 09:15 Uhr
Ihr Carsten Mumm
Die von der US-Notenbank Fed erhoffte, deutlichere
Entspannung trat somit nicht ein. Außerdem wurde der leichte Rückgang
maßgeblich durch fallende Energie- und Spritpreise verursacht, während der
Nahrungsmittelpreisindex mit 11.4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr den
stärksten Anstieg seit 1979 verzeichnete. Die Kernrate der Inflation, welche
die Preise von Lebensmitteln und Energie unberücksichtigt lässt, stieg zuletzt
sogar auf 6.3 Prozent an, nach 5,9 Prozent im Juli.
Dies verdeutlicht, dass
mittlerweile nahezu alle für die Inflationsberechnung relevanten
Preiskomponenten deutlicher zulegen. Gleichzeitig sank die Kapazitätsauslastung
der Industrie im August trotz nachgebender Produktion um nur 0.2 Prozent auf
einen anhaltend hohen Wert von 80 Prozent. Weiterhin robust zeigt sich auch der
Arbeitsmarkt.
Die Zahl der Erstanträge von Arbeitslosenhilfe ist bereits seit
fünf Wochen rückläufig. Die Unternehmen klagen nach wie vor über einen massiven
Fachkräftemangel - auf jeden Arbeitssuchenden kommen aktuell zwei offene
Stellen. Die hohe Auslastung der Kapazitäten und am Arbeitsmarkt verstärkt den
Lohn- und Preisdruck vorerst weiter, erkennbar auch am starken Anstieg der
Stundenlöhne, die zuletzt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5.2 Prozent
zulegten.
Das Gesamtbild lässt eine entschlossene Reaktion der US-Notenbank in der morgigen Sitzung mit einem Zinsanstieg um 0.75 Prozentpunkte erwarten. Dabei wurde selbst eine Anhebung um einen ganzen Prozentpunkt nicht ausgeschlossen. Allerdings verdeutlichte der am Montag veröffentlichte, zum neunten Mal hintereinander auf das tiefste Niveau seit April 2020 gesunkene NAHB-Hauspreisindex, dass die wirtschaftliche Abkühlung bereits deutlich spürbar ist. Um eine zu heftige Entschleunigung zu vermeiden, dürfte man daher auf den sehr großen Zinsschritt verzichten, wenngleich mit weiteren Zinserhöhungen im November und Dezember zu rechnen ist.
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