Donner & Reuschel: Mumm kompakt – Ist das Inflationsziel der EZB schon erreicht?
Anfang Juli präsentierte die EZB ihre adjustierte geldpolitische Strategie. Kernelement dieser ist eine neues Inflationsziel von genau zwei Prozent – anstatt wie bisher nahe aber unter zwei Prozent.03.08.2021 | 09:58 Uhr
Der
Zusatz „symmetrisch“ bedeutet, dass Abweichungen nach unten genauso
stringent begegnet wird, wie Abweichungen nach oben. Auf den ersten
Blick ist hier ein deutlicher Unterschied zum ebenfalls kürzlich
angepassten Inflationsziel der US-Notenbank Fed mit durchschnittlich
zwei Prozent. In den USA müsste nach einer längeren Phase der
Zielunterschreitung eine längere Phase mit Inflationsraten von mehr als
zwei Prozent folgen, um das Ziel im Durchschnitt zu erreichen. Auch
schreibt die EZB, dass aufgrund der Gefahr des Erreichens der
Zinsuntergrenze im Fall zu niedriger Inflation längere Phasen einer
Zielüberschreitung zugelassen werden.
De facto ähneln sich damit beide
Strategien sehr. Ende Juli verwies die EZB dann noch einmal auf einen
nachhaltig und längerfristig in ihren wirtschaftlichen Projektionen
erkennbaren Inflationspfad in Höhe von zwei Prozent, der erreicht werden
muss, um die aktuell ultra-expansive Geldpolitik einzuschränken. Das
ist zurzeit noch nicht der Fall. Im Gegenteil, denn trotz zuletzt
vermeldeter Raten von 2,2 Prozent für die Eurozone und sogar 3,8 Prozent
für Deutschland geht die Notenbank weiterhin nur von temporär erhöhten
Preissteigerungsraten aus.
Anleger können sich damit weiterhin auf eine noch längere Zeit niedrigster Verzinsungen bei Staats- und wohl auch Unternehmensanleihen einstellen, allerdings mindestens bis zum Jahresende gepaart mit deutlich höheren Inflationsraten. Die Chance auf den Erhalt der Kaufkraft des angelegten Kapitals besteht also vorerst weiterhin nur, wenn andere Anlageklassen ausreichend berücksichtigt werden. Das untermauert strukturell die Nachfrage nach Aktien, Edelmetallen, Immobilien und Krypto-Assets.
Ihr Carsten Mumm