DONNER & REUSCHEL: Mumm kompakt – Warum der G20-Gipfel wegweisend sein könnte
Die Voraussetzungen, dass der anstehende Gipfel der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer sowie der EU entscheidende Verhandlungsergebnisse erbringt, wirken zunächst schlecht.15.11.2022 | 09:51 Uhr
Über
allem lastet der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine und damit
zusammenhängend die drohende Nahrungsmittelknappheit, explodierende Rohstoff-
und Energiepreise oder der unterschiedliche Umgang mit der Beteiligung an den
Russland-Sanktionen Europas und der USA.
Dabei
könnte der internationale Gesprächs- und Kooperationsbedarf aktuell kaum höher
sein, denn wesentliche global wirkende Problemfelder lassen sich nur gemeinsam
effektiv angehen, allen voran der Klimawandel und geopolitische Bedrohungen.
Doch so verhärtet die verbalen Fronten auch sind, auf Bali stehen alle
Beteiligten unter Erfolgsdruck oder könnten zumindest durch positive
Nachrichten von innenpolitischen Problemen ablenken.
Zudem
erleben in den kommenden Monaten alle Volkswirtschaften eine deutlich
schwächere Konjunkturdynamik, teilweise sogar Rezessionen und eine stark
sinkende Kaufkraft angesichts der hohen Inflationsraten. Insofern birgt die
Abwesenheit von Putin die Chance, dass sich die Verhandlungsdelegationen auf
andere Fragestellungen fokussieren können. Nicht zuletzt die jeweiligen Treffen
von Bundeskanzler Olaf Scholz und dem US-Präsidenten Biden mit Chinas
Staatschef Xi Jinping im Vorwege des Gipfels sprechen dafür, dass man auf
beiden Seiten wieder dialogbereit ist.
Schließlich
hat derzeit auch die chinesische Regierung mit der Corona-Pandemie und der
wachstumsbremsenden Null-COVID-Strategie sowie den nur teilweise gelösten
Problemen des taumelnden Immobiliensektors genug Baustellen. Entspannt
dürfte- nach dem überraschenden Verlauf
der US-Zwischenwahlen – Joe Biden auftreten. Seine internationale Erfahrung
dürfte ihn trotzdem zurückhaltend agieren lassen.
Nach der gegenseitigen Gesprächsbereitschaft könnten auch die Verlängerung des Getreideabkommens zum Export von Düngemitteln und Nahrungsmittels aus Russland und der Ukraine sowie eine Verurteilung nuklearer Drohungen als Erfolg verbucht werden. Das maximal Erreichbare wäre darüber hinaus wohl der Erhalt einer rationalen Gesprächsebene zwischen den G20-Teilnehmerstaaten – exklusive Russland unter der Regie Putins – für künftige Treffen.
Ihr Carsten Mumm
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