DWS-Stratege: „2015 mit kontrolliertem Risiko investieren“

Beim €uro-Roundtable in München erläutert Helmut Kaiser, Senior Strategist der DWS, womit sich im kommenden Jahr Renditen erzielen lassen und wovon Anleger die Finger lassen sollten.

28.11.2014 | 10:23 Uhr von «Patrick Daum»

Beim €uro-Roundtable von €uro Advisor Services in München stand das kommende Jahr im Mittelpunkt. Die Experten von fünf Fondsgesellschaften diskutierten über die „Trends 2015“. Helmut Kaiser, Senior Strategist bei der Deutschen Asset & Wealth Management, erläutert, warum die Aktien-Hausse im kommenden Jahr mit angezogener Handbremse weitergeht, wie die wirtschaftliche Lage im Euroraum aussieht und wann die US-Notenbank Fed die Zinsen erhöhen wird.

FundResearch: Es war in diesem Jahr auffällig, dass sich viele Volkswirte mit ihren Ausblicken geirrt haben. Nahezu alles verlief anders als vorhergesagt. Wie konnte das passieren?

Helmut Kaiser: Diese Aussage muss ich für unser Haus korrigieren. Im Gegenteil - wir lagen mit unseren Prognosen in wichtigen Assetklassen, so vor allem bei den wichtigsten Währungen und bedeutenden Aktienmärkten, richtig. Die jüngste Underperformance des deutschen Leitindex DAX ist vorwiegend auf die Ukraine-Russland-Krise zurückzuführen. Solche geopolitischen Ereignisse lassen sich schlicht nicht prognostizieren. Anders sieht es bei Rentenanlagen aus. Hier müssen wir zugeben, dass wir – wie fast 100 Prozent der Prognostiker – die Deflationsrisiken der Weltwirtschaft, vor allem in Euroland, unterschätzt haben und daher mit zu hohen Renditen gerechnet haben. Allerdings spielt auch hier die Geopolitik und die damit verbundenen Kapitalflüsse in die klassischen Sicherheitshäfen Bunds und Treasuries eine wichtige Rolle.

FundResearch: Geht die Aktien-Hausse 2015 weiter?

Helmut Kaiser: Ja, allerdings differenziert und mit angezogener Handbremse. Die Zutaten für eine weitere positive Aktienentwicklung in Form von hoher Liquidität, fairer Bewertung von Aktien, stabiler Weltkonjunktur und Gewinnentwicklung sowie anhaltender Untergewichtung von Aktien in vielen internationalen institutionellen und privaten Portfolios aufgrund von Regulierungen und Risikoaversion vieler Anlegergruppen sind nach wie vor gegeben. Allerdings befinden wir uns schon im sechsten Bullmarktjahr, die Luft wird naturgemäß dünner, zumal wichtige Indizes vor allem in den USA auf Allzeithoch notieren. Wir gehen daher von Kursgewinnen im Rahmen der Gewinnzunahmen aus, diese dürften für die meisten Aktienmärkte im mittleren einstelligen Bereich liegen. Zudem muss man sich auf eine mögliche Zinswende in den USA im zweiten Halbjahr einstellen. Diese wäre dann die erste seit fast zehn Jahren und dürfte für höhere Volatilität und zumindest am Anfang für Gewinnmitnahmen sorgen.


Helmut Kaiser, Senior Strategist bei der DeAWM.

FundResearch: Die Krise im Euroraum ist nach wie vor nicht ausgestanden. Wird es 2015 besser?

Helmut Kaiser: Auch hier muss man differenzieren. Viele Sorgenkinder der letzten Jahre (Irland, Portugal, Griechenland, Spanien) haben zuletzt deutlich Fortschritte in ihren Reformbemühungen und ihrer Rückkehr zu mehr Wettbewerbsfähigkeit gezeigt. Die Lohnstückkosten dieser Länder haben sich klar reduziert, ihre Leistungsbilanzdefizite haben sich in Überschüsse gewandelt und die Wachstumsraten waren zuletzt (Q3 2014) sogar höher als in Deutschland. Hinzu kommen klare Erfolge im Krisenmanagement. Diese Länder konnten sich zuletzt wieder am Kapitalmarkt selbständig finanzieren, die Troika-Programme sind ausgelaufen und viele dieser Länder haben den europäischen Rettungsschirm mittlerweile verlassen. Zudem hat die EZB zuletzt erneut deutlich gemacht, dass sie sich als „Lender of last resort“ der Eurozone sieht. Sie will ihre Bilanz um eine Billion Euro auf Niveaus vor der Lehman-Krise ausweiten, und dies dürfte nur über signifikante Assetkäufe möglich sein – inklusive von Staatsanleihen. Gegen diese Ankündigungen wird sich kein rationaler Investor stellen („Never fight your central bank!“), zumal gerade die EZB über eine enorme Glaubwürdigkeit am Kapitalmarkt verfügt. Sorgen bereiten allerdings aktuell Italien und vor allem Frankreich. Beide Länder drohen in eine Rezession abzugleiten und die politischen Reformen hinken trotz jüngster Erfolge der Ministerpräsidenten Renzi und Valls den Markterwartungen und politischen Versprechen hinterher. Hier bedarf es in 2015 und 2016 beherzterer Aktionen in die richtige Richtung, um das europäische Haus noch stabiler zu machen.

FundResearch: Die Inflation im Euroraum ist derzeit sehr niedrig. Ist eine Deflation im kommenden Jahr wahrscheinlich? Und wenn ja, hat das negative Auswirkungen?

Helmut Kaiser: Eine Deflation ist ein Prozess der permanenten Reduzierung des allgemeinen Preisniveaus einer gesamten Volkswirtschaft - also nicht ein temporärer Preisverfall oder Preisnachlässe in einigen Sektoren der Volkswirtschaft. Wenn man sich diese Definition vor Augen hält, kann von einer Deflation in Euroland keine Rede sein, man sollte hier die Kirche im Dorf lassen. Die „Headline“-Inflation in Euroland liegt immer noch über der Null-Linie, die Core-Inflation (außer Nahrung und Energie) liegt sogar bei über 0,5 Prozent. Dies zeigt schon, dass vor allem diese beiden Sektoren die Preise nach unten treiben, bedingt durch den aktuellen rapiden Ölpreisverfall. Wir glauben daher, dass nur im Falle eines weiteren Verfalls der Rohstoffpreise ein Unterschreiten der Null-Linie droht. Dies ist aber keine Deflation im oberen Sinne, darunter würden wir deutlich höhere und längere Phasen des Preisverfalls verstehen, analog der „lost decade“ in Japan. Zudem dürfte der schwächere Euro die Importpreise in 2015 nach oben ziehen. Sollte es gleichwohl zu einer Deflation kommen, hat diese vor allem negative Auswirkungen auf die reale Staatsschuld der Volkswirtschaften, denn diese würde sich deutlich erhöhen. Ein Abbau der Schulden ohne nominales Wachstum ist praktisch unmöglich, mathematisch in Form der bekannten Schuldenquoten aus dem Maastricht-Vertrag (60 Prozent Staatsverschuldung, drei Prozent Defizit) schon gar nicht. Dies würde eine Rückkehr der Schuldenkrise, Schuldenschnitte und ökonomische Verwerfungen mit sich ziehen – ein „worst-case-Szenario“, von dem wir in 2015 nicht ausgehen. 

FundResearch: Die EZB hat 2014 den Leitzins bis auf 0,05 Prozent abgesenkt. Weniger geht kaum. Wird sie 2015 beim Anleihenkauf richtig Gas geben und Liquidität in den Markt schieben?

Helmut Kaiser: Davon gehen wir in der Tat aus. Wie oben schon argumentiert, bedeutet die angekündigte Ausweitung der EZB-Bilanz um eine Billion Euro per definitionem Anleihenkäufe in großem Ausmaß. Wir rechnen daher – in Abhängigkeit der Ergebnisse des TLTRO im Dezember 2014 und der weiteren Inflations- und Wechselkursentwicklung sowie einiger politischer Klärungsprozesse über die technischen Details des Ankaufprogramms (Qualität der Assets, Urteil des EuGH Mitte Januar 2015) – mit einem Anleihekaufprogramm auch von öffentlichen Anleihen (so genanntes „public QE“) im großen Stil im Verlaufe des Jahres 2015. Käufe allein von Asset Backed und Mortgage Backed Securities (so genannte „private QE“) werden nicht reichen, die Bilanz der EZB entsprechend zu erweitern.

FundResearch: Was wird die Fed im kommenden Jahr machen?

Helmut Kaiser: Wir gehen davon aus, dass die Fed im Sommer 2015 die Zinsen erhöhen wird. Der genaue Zeitpunkt wird datenabhängig sein, insbesondere von der Arbeitsmarkt- und Inflationsentwicklung, hier insbesondere von den Stundenlöhnen. Allerdings wird die Fed vorsichtig agieren, den Markt entsprechend vorbereiten und sicher gehen, dass der Zinsschritt als Normalisierung verstanden wird - die USA also definitiv die Krise nach Lehman etc. überwunden hat. Hierfür gibt es bereits zahlreiche Indikatoren, wie die Beschäftigungszunahme, Vorlaufindikatoren und die exzellente Verfassung zahlreicher Unternehmen und wichtiger globaler Banken in den USA. Wir rechnen dann mit weiteren Zinserhöhungen in Schritten um 25 Basispunkte pro Sitzung im Herbst/Winter 2015. 

FundResearch: Wo bzw. wie sollten Anleger 2015 ihr Geld investieren?

Helmut Kaiser: Wir empfehlen kontrolliert Risiken einzugehen, denn der risikolose Zins liegt bei Null oder darunter und die Klassiker gerade der deutschen Anleger in Form von Bundesobligationen und Pfandbriefen können in 2015 mit großer Wahrscheinlichkeit keine positiven Kapitalmarkterträge liefern und sichern daher nicht den Werterhalt nach Inflation. Auch Unternehmensanleihen aus den entwickelten Fixed Income Märkten können hier angesichts des niedrigen Kupons kaum helfen. Wir empfehlen daher, im Fixed Income Bereich ausgewählte Bankanleihen (Banken dürften von der EZB-Politik besonders profitieren) und Anleihen aus fundamental gut performenden Schwellenländern – entweder in Dollar oder in lokaler Währung. Wir gehen aufgrund der bevorstehenden Zinswende bei der Fed und der Bilanzausweitung von EZB und BoJ von einem weiter steigenden Dollar aus. Bei Aktien setzen wir weiter auf Qualität, Bilanzstärke (also hoher Cash Flow und geringe Verschuldung), Dividenden (-wachstum) und entsprechende Marktführer. Wir präferieren bei Aktien entwickelte Märkte gegenüber Schwellenländern aufgrund des steigenden Dollars, der zu einigen Portfolioumschichtungen aus den Schwellenländern in den Dollarraum führen sollte. Zudem sehen wir global aufgestellte Mischfonds mit einem Aktienübergewicht und entsprechender Titelauswahl sowie einem erprobten Risikomanagement (overlay) als attraktiv an.

 

Anlegern, die vom Dividendenwachstum profitieren wollen, bietet die Deutsche Asset & Wealth Management den DWS Top Dividende (ISIN: DE0009848119). Der internationale Aktienfonds wird von Thomas Schüssler und Peter Steffen gemanagt. Und das durchaus erfolgreich: Im laufenden Jahr erreichen Sie per 31. Oktober 2014 ein Plus von 14,3 Prozent. 2013 schlossen sie mit 12,5 Prozent. Über den Zeitraum der vergangenen fünf erreicht der Fonds eine Wertsteigerung von 80,9 Prozent, bei einer Sharpe Ratio von starken 1,50. Entsprechend ist der Fonds mit der €uroFondsNote 2 bewertet. Das Fondsvolumen von 11,7 Milliarden Euro fließt zu einem guten Drittel in USA. Kanada ist mit glatt zehn Prozent allokiert und Großbritannien mit 9,5 Prozent. Deutsche Aktien haben einen Anteil von 6,8 Prozent. Auf Sektorebene präferieren Schüssler und Steffen mit rund 19 Prozent Verbrauchsgüter. Aktien aus dem Gesundheitsbereich machen 17,5 Prozent des Portfolios aus, Finanztitel 14,8 Prozent. Größte Einzeltitel sind Novartis (3,0 Prozent), Roche (2,9 Prozent) und Verizon Communications (2,8 Prozent).

DWS Top Dividende: Langfristige Outperformance zur Peergroup

Quelle: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

(PD)

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