ETF Securities: Momentum-Stil sorgt für Überschwang auf breiter Basis

ETPs entwickelten sich 2017 erneut positiv, wobei das verwaltete Vermögen weltweit die Marke von 4,5 Bio. USD überschritt. Momentum-Stil-Aktien-ETPs beflügelten die globalen Aktienmärkte, auf kurze Sicht ist aber mit einer Korrektur zu rechnen.

08.01.2018 | 13:43 Uhr

Ein weiteres Rekordjahr für die ETP- Branche

Die Anleger strömten 2017 in ETFs und verschmähten Investmentfonds, wodurch 2018 potenziell die Weichen für ein weiteres Jahr mit Rekordzuflüssen gestellt sind. Die Anlegernachfrage nach Aktien- und Anleihen-ETPs fiel weiterhin stark aus, was auch im deutlichen Anstieg der Gesamtzuflüsse um 28 Prozent bzw. 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr zum Ausdruck kommt. Die Zuflüsse in Rohstoff-ETPs fielen in diesem Jahr angesichts der gemischten Entwicklung im Rohstoffkomplex indes unverändert aus.

 

Zuflüsse in Rohstoffkörbe bleiben stabil

Die kumulativen Zuflüsse in Rohstoff-ETPs belaufen sich dieses Jahr bislang auf 115 Mrd. USD. Davon entfällt der größte Teil mit 75 Mrd. USD auf Edelmetall-ETPs, gefolgt von Energie- ETPs mit 20 Mrd. USD. Die Wertentwicklung innerhalb des Rohstoffkomplexes fiel uneinheitlich aus. Energie und Industriemetalle verbuchten starke Kursgewinne von 15 Prozent bzw. 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dagegen gerieten Edelmetalle und Landwirtschaft mit einem Ergebnis von 3 Prozent und -13 Prozent im selben Zeitraum ins Hintertreffen. Der uneinheitlichen Rohstoffperformance nach zu urteilen fielen die Zuflüsse in Rohstoffkorb-ETPs im Verlauf des Jahres stabil aus. Die Mittelflüsse bei Edelmetall-ETPs entwickelten sich indes direktional im Einklang mit den zugrunde liegenden Preisen und wiesen eine starke Korrelation von 0,7 auf. Auf Gold entfiel der größte Teil (80 Prozent) der Zuflüsse in Edelmetall-ETPs. Die Mittelflüsse erfolgen weiterhin in Übereinstimmung mit der Entwicklung der Goldpreise (Korrelation: 0,7). Derzeit spiegelt der Trend den Umfang der Mittelflüsse wider und deutet auf kurzfristiges Aufwärtspotenzial bei den Goldpreisen hin.

In deutlichem Gegensatz zu der positiven Korrelation, die die meisten Rohstoff-ETP-Mittelflüsse zu ihren Preisen aufweisen, fällt diese bei Energie-ETPs mit -0,7 negativ aus.

Diese antizyklische Relation hat es Energie-ETPs ermöglicht, die Preisrückgänge abzufedern und Widerstände bei steigenden Preisen zu bieten. Schnäppchenjäger sehen in sinkenden Energiepreisen auch weiterhin eine Kaufgelegenheit, was aus der Zunahme der Mittelflüsse ersichtlich wird. Zudem weisen die Preisentwicklung und die Nettoflüsse im Landwirtschaftssektor eine konstante Korrelation von 0,3 auf. Jüngst haben die Mittelflüsse allerdings die Preisbewegungen übertroffen, was darauf hindeutet, dass Schnäppchenjäger bei Kursschwächen Käufe tätigen und es zum Jahreswechsel 2018 zu Preisanstiegen im Landwirtschaftssektor kommen könnte.

Die positive Korrelation (0,6) zwischen Mittelflüssen und Kursentwicklung bei Industriemetallen spricht für eine Korrektur der Preise, was auch im rückläufigen Umfang der Kapitalflüsse zum Ausdruck kommt.

Aktienzuflüsse von Momentum-Anlagen getrieben

Die Anlegernachfrage nach Aktien-ETPs nahm 2017 weiter zu. Das breitere Spektrum an Produktangeboten über Stile, Sektoren und Regionen hinweg hatte verschiedene Trends unter Aktienanlegern zur Folge. Momentumanlagen stellten in diesem Jahr den beliebtesten Stilfaktor dar. Zurückzuführen ist dieses Phänomen auf gemeinsame Verhaltenstendenzen unter den Anlegern, während die globalen Aktienmärkte immer neue Hochs erreichen. Die Herdenmentalität hat die Anleger dazu veranlasst, verstärkt in Titel mit Kursgewinnen anzulegen und sich von Papieren mit Abschlägen zu trennen, ungeachtet der zugrunde liegenden Fundamentaldaten.

Unter den Sektoren entfiel der Löwenanteil der Aktienzuflüsse auf ETPs mit Technologieschwerpunkt. Innerhalb des Technologiesektors übertrafen die Zuflüsse in Robotik- und Automations-ETPs jene in entsprechende Produkte für Cybersicherheit. Die globalen Industrie- und Finanzsektoren, die als größte Nutznießer der Politik von Präsident Trump gelten, verbuchten auch 2017 wieder die höchsten Mittelzuflüsse. Dagegen mieden die Anleger in diesem Jahr ETF-Anlagen in den Bereichen Langlebige Verbrauchsgüter, Basiskonsumgüter, Immobilien und Gesundheit.

Nach Regionen verbuchten ETPs, die die US-amerikanischen und europäischen Aktienmärkte nachbilden, starke Zuflüsse. Der rückläufige Trend deutet allerdings auf eine baldige Korrektur an diesen Märkten hin. Die starken Mittelzuflüsse in geopolitische Krisenherde wie Italien, Nordkorea und Griechenland machen deutlich, dass die Anleger die Risiken einer Eskalation politischer Ereignisse trotz der hohen Wahrscheinlichkeit außer Acht ließen. Die Mittelflüsse in breite ETPs für Schwellenmarktaktien beschleunigten sich seit Jahresbeginn um 124 Prozent auf 213 Mrd. USD. Unter den Schwellenländern verbuchte Indien die höchsten Zu-, China hingegen die stärksten Abflüsse. Durch die stark positive Direktionalität (Korrelation: 0,6) der Mittelflüsse in Schwellenmarkt-ETPs und der Preise stellen ETP-Flüsse mittlerweile einen wichtigen Stimmungsindikator für die künftigen Preise dar.

Anleihenzuflüsse zeigen sich von Zinserhöhungen unbeeindruckt

Die Mittelzuflüsse in Anleihen-ETPs stiegen sprunghaft auf 832 Mrd. USD an. Dabei verbuchten ETPs für Unternehmens- und inflationsindexierte Papiere mit 28 Prozent bzw. 26 Prozent relativ zum Vorjahr den größten Zuwachs. Trotz der anhaltenden Zinserhöhungen in diesem Jahr flossen jeden Monat durchschnittlich 10 Mrd. USD in diesen Sektor.

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