Europäische Staatsschuldenkrise erfasst Kernländer Erheblicher Stress auch bei Banken

In seiner Antrittsrede als neuer italienischer Regierungschef bezeichnete Mario Monti am Donnerstag die Lage Italiens als die schwierigsten Jahre seit dem Zweiten Weltkrieg.

18.11.2011 | 14:38 Uhr

Wenngleich seine Ankündigung eines weitreichenden Spar- und Reformprogramms dafür sorgte, dass die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen zeitweilig von über 7 % auf etwa 6,8 % fielen – eine nachhaltige Beruhigung der Märkte ist nicht in Sicht.

Banklizenz für EFSF wird wahrscheinlicher
Im bereits angeschlagenen Bankensystem Europas scheint sich die Unruhe noch zu verstärken. Zwar versorgt die EZB die Banken mit unbegrenzter Liquidität, und die nationalen Notenbanken stehen mit „Emergency Liquidity Assistance“ (ELA) zur Seite. Aber manche europäische Banken dürften bereits Liquiditätsprobleme haben, weil sie keine ausreichenden Sicherheiten mehr bieten können. Deshalb dürfte die EZB in der kommen¬den Woche die Kriterien für die Sicherheiten nochmals lockern, um dadurch eine ausreichende Liquiditätsversorgung zu gewährleisten. Die Turbulenzen  am europäischen Rentenmarkt und die sich verschärfende Liquiditätslage bei den Banken zeigen, wie groß der Handlungsbedarf ist, die Staatsschuldenkrise endlich in den Griff zu bekommen.

Vor diesem Hintergrund wird es zunehmend wahrscheinlicher, dass die deutsche Politik ihren Widerstand gegen eine Banklizenz für den Rettungsfonds EFSF aufgibt. Eine „Europäische Finanzstabilisierungsfazilität“ (EFSF) mit Banklizenz könnte sich schnell und in großem Umfang durch die EZB refinanzieren. Der Fonds könnte damit einen Beitrag zur Rekapitalisierung europäischer Banken leisten. Zudem könnte der EFSF durch den Kauf von Staatsanleihen für eine Beruhigung am europäischen Rentenmarkt sorgen. Allerdings müsste in dieser Sache möglichst schnell eine Einigung erzielt und dann zügig gehandelt werden.

Konjunktureinbruch ist nicht mehr zu übersehen
Auch die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone (Mi) dürften deutlich gesunken sein und damit signalisieren, dass der Handlungsdruck auf die Politik deutlich zunimmt. Wir gehen davon aus, dass die niedrigen Indizes ein klares Zeichen dafür sind, dass die Eurozone in eine tiefe Rezession geglitten ist. Den Staatshaushalten bleibt angesichts der Turbulenzen am Rentenmarkt nichts anderes übrig, als mit weiteren Sparschritten zu reagieren. Und auch der private Sektor wird zum Sparen gezwungen, da durch den Stress im Finanzsystem die Banken ihre Kreditvergabe einschränken müssen. Wenn sowohl die Staatsausgaben als auch Unternehmensinvestitionen und der Konsum sinken, können Wachstumsimpulse nur vom Export ausgehen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch eher gering. Denn erstens können die Länder an der Euroland-Peripherie ihre Währung nicht abwerten, und zweitens ist der Euro nach wie vor relativ stark. In vielen Ländern der Peripherie besteht daher das Risiko einer konjunkturellen Abwärtsspirale, was gleichzeitig den Export der Kernländer in Mitleidenschaft ziehen dürfte. Wir erwarten deshalb, dass der ifo Geschäftsklimaindex im November (Do) deutlich gesunken ist.

Während die Eurozone also mit Konjunkturproblemen kämpft, hat sich die Wirtschaftslage in den USA offensichtlich verbessert. Wir erwarten deshalb, dass die Indikatoren für die Auftragseingänge (Mi) und die Konsumausgaben (Mi) positiv überraschen werden.

Der Marktausblick im pdf-Dokument.

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