EZB und Fed gehen getrennte Wege

Fed bereitet den geldpolitischen Exit vor, während die EZB ihre Geldpolitik lockert.

08.07.2013 | 08:16 Uhr

EZB mit neuem geldpolitischem Instrument

Grundsätzlich ist es nichts Ungewöhnliches, dass die US-amerikanische Fed und die europäische EZB ihre Geldpolitik unterschiedlich ausrichten. In der Vergangenheit übernahm meistens die Fed die Vorreiterrolle, während die EZB mit einer Verzögerung von sechs bis neun Monaten folgte. So erhöhte die EZB den Leitzins erst im Dezember 2004, nachdem die Fed ihren Leitzinserhöhungszyklus schon im Juni 2004 begonnen hatte.

Diesmal ist der geldpolitische Zyklus jedoch in einem gewissen Sinne ungewöhnlich, da die EZB der Fed erstmals nicht zu folgen scheint: Während die Fed einen geldpolitischen Exit vorbereitet, reagiert die EZB mit einer Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone. Dabei setzt sie ein neues Instrument ein. Bisher hatte sich die EZB immer geweigert, sich bei den Leitzinsen vorab festzulegen. Nun vollzog sie eine Wende und versprach, die Leitzinsen für einen ausgedehnten Zeitraum auf dem gegenwärtigen oder einem niedrigeren Niveau zu halten. Damit versucht die EZB, die Markterwartungen im Hinblick auf den zukünftigen Leitzinspfad zu beeinflussen und für ein insgesamt niedrigeres Zinsniveau über die gesamte Renditestrukturkurve zu sorgen.

Die plötzliche Lockerung der Geldpolitik begründete die EZB mit dem Anstieg der Zinsen am europäischen Rentenmarkt in den vergangenen Wochen und der damit verbundenen Verschlechterung des monetären Umfelds.

Für die Wirtschaft in der Eurozone ist die Lockerung der Geldpolitik der EZB eine wichtige Unterstützung. Die Konjunkturdaten verbesserten sich zwar in den vergangenen  Monaten; von einem selbsttragenden Aufschwung ist die Eurozone jedoch noch weit entfernt. So dürften auch die Daten für die Industrieproduktion im Mai aus Deutschland (Montag), Italien (Mittwoch) und Frankreich (Mittwoch) eher durch Schwäche enttäuschen. Auch die deutschen Exporte (Montag) dürften im Mai einen Rücksetzer erlitten haben.

Grundsätzlich dürfte die Lockerung der Geldpolitik der EZB die Liquiditätsversorgung der europäischen Wirtschaft verbessern und damit die europäischen Finanzmärkte gut unterstützen. Auch dürfte Osteuropa als Schwellenregion von der reichlichen Euro-Liquidität profitieren. USD-Finanzwerte und Schwellenländerregionen mit großer Nähe zum US-Dollar dürften sich dagegen in diesem Umfeld weniger gut und schlechter als Euro-Anlagen entwickeln.

Konjunkturdaten aus den USA und Japan

Aus den USA kommen nur Daten zu den Erzeugerpreisen (Freitag) und zum Konsumentenvertrauen (Freitag). Beide Indikatoren dürften die Finanzwerte kaum nennenswert beeinflussen.

In Japan verbesserten sich die Konjunkturdaten in den vergangenen Wochen merklich. Vor diesem Hintergrund hat die Bank von Japan (Donnerstag) keinen Handlungsbedarf, zumal die Auftragseingänge (Donnerstag) im Mai deutlich gestiegen sein dürften.

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