Fed gibt Freibrief zum Spekulieren
In letzter Zeit häufen sich die Warnungen vor neuen Blasen an den Finanzmärkten. Die Schuld hierfür wird meist bei den niedrigen Zinsen gesehen, die Investoren zwängen, immer größere Risiken zur Erzielung angemessener Renditen einzugehen. Hierauf verweist auch der letzte Jahresbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), häufig auch als „Bank der Zentralbanken“ tituliert, der in der letzten Woche nicht nur in der einschlägigen Finanzpresse hohe Beachtung fand.14.07.2014 | 11:17 Uhr
In letzter Zeit häufen sich die Warnungen vor neuen Blasen an den Finanzmärkten. Die Schuld hierfür wird meist bei den niedrigen Zinsen gesehen, die Investoren zwängen, immer größere Risiken zur Erzielung angemessener Renditen einzugehen. Hierauf verweist auch der letzte Jahresbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), häufig auch als „Bank der Zentralbanken“ tituliert, der in der letzten Woche nicht nur in der einschlägigen Finanzpresse hohe Beachtung fand. Unter Überschriften wie „Schulden und billiges Geld werden zur Gefahr“ wird deutlich vor den Auswirkungen der lockeren Geldpolitik der nationalen Notenbanken gewarnt. Konkret schreibt die BIZ beispielsweise: „Insgesamt irritiert die begrenzt nachvollziehbare Abkopplung der Marktdynamik von den zugrundeliegenden wirtschaftlichen Entwicklungen weltweit“ oder „Der Weg, die Wirtschaft durch niedrige Zinssätze anzukurbeln, begünstigt nämlich die Aufnahme weiterer Schulden und verschärft so letztlich das Problem, anstatt es zu lösen.“
Aber was sagen eigentlich die besagten Notenbanken zur Problematik, dass die lockere Geldpolitik (Mit-)Verursacher von Blasen an den Finanzmärkten ist? Erstaunlich offen hat sich hierzu jüngst die Frontfrau der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, geäußert. In einer Rede am 2. Juli, die in den Medien nur begrenzt Widerhall fand, sprach sie zum Thema Geldpolitik und Finanzstabilität. Als Quintessenz ihrer Rede lässt sich festhalten, dass Frau Yellen die Geldpolitik, nicht als geeignetes Mittel ansieht, Finanzstabilität zu fördern. Sie sagt: „[…] monetary policy faces significant limitations as a tool to promote financial stability […]” und wenig später “[…] efforts to promote financial stability through adjustments in interest rates would increase the volatility of inflation and employment. As a result, I believe a macroprudential approach to supervision and regulation needs to play the primary role.” Sie sieht also keine Notwendigkeit, mittels höherer Zinssätze Ungleichgewichte an den Finanzmärkten und eine etwaige Blasenbildung in einzelnen Assetklassen aktiv zu begegnen. Nicht sie bzw. die Notenbank sei hier in der Verantwortung, sondern andere staatliche Stellen, die mittels Aufsicht und Regulierung möglichen Exzessen begegnen sollen. Dabei ist sie sich sehr bewusst, dass eben genau diese Niedrigzinspolitik zu Fehlanreizen bei Investitionsentscheidungen führt: „[…] I do see pockets of increased risk-taking across the financial system […]. For example, corporate bond spreads, as well as indicators of expected volatility in some asset markets, have fallen to low levels, suggesting that some investors may underappreciate the potential for losses and volatility going forward.”
Investoren können dieses Statement letztlich als Lizenz zum weiteren munteren Spekulieren verstehen. Die Fed wird nichts tun, um einer möglichen Blasenbildung an den Kreditmärkten entgegenzuwirken. Die Warnung der BIZ vor dem billigen Geld wird verhallen, genau wie vor zehn Jahren ihre Warnung vor einer Kreditblase, die mit der damaligen Niedrigzinspolitik aufgeblasen wurde, verhallte.
Disclaimer: Die im Blog zum Ausdruck gebrachten Einschätzungen sind die persönliche Meinung des Autors und spiegeln nicht in jedem Fall die Meinung der FondsConsult Research AG oder der €uro Advisor Services GmbH wider.