Financière de l’Echiquier: „Europa kommt 2014 zurück”

FundResearch-Fondsmanager-Talk: Olivier de Berranger spricht über seine Fonds und gibt einen globalen Ausblick für 2014.

27.12.2013 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

FundResearch sprach exklusiv mit Olivier de Berranger, Fondsmanager bei der französischen Fondsgesellschaft Financière de l’Echiquier. Er ist unter anderem für den vermögensverwaltenden Mischfonds ARTY zuständig. Im Interview spricht er sowohl über seinen als auch über den Flaggschifffonds der Gesellschaft, den Agressor. Außerdem blickt er ins neue Jahr und gibt er einen Ausblick für den deutschen Aktienmarkt, die Notenbankpolitik, die Krise in der Eurozone sowie die Schwellenländer.

FundResearch: Der Flaggschifffonds Ihrer Gesellschaft ist der Agressor (ISIN: FR0010321802). Der Fonds besteht bereits seit 1991. Nach einer Wertsteigerung von knapp 27 Prozent im vergangenen Jahr steht in diesem Jahr per 31. Oktober ein Plus von fast 19 Prozent. Wie erreichen Sie diese Performance? Welchen Investmentansatz haben Sie?

Olivier de Berranger: Unser Investmentansatz bei Financière de l’Echiquier basiert auf der qualitativen Analyse und tiefgehender Kenntnis der Unternehmen und Ihrer Manager. Wir investieren also ausschließlich in Unternehmen von deren Qualität und Potenzial wir überzeugt sind.
Agressor zeichnet sich dabei durch die besondere Freiheit aus, die Fondsmanager Damien Lanternier bei seiner Titelauswahl geniesst. Er investiert unabhängig von jeglichen Vorgaben – was die Größe der Unternehmen oder den Anlagestil betrifft – in europäische Aktien. Dabei  verfolgt er einen „contrarian“-Ansatz und sucht immer nach den Möglichkeiten die vom Markt noch nicht vollständig erkannt sind. Die Kombination aus qualitativer Titelauswahl und Flexibilität ist auch der Grund für die hervorragende Performance des Fonds über so viele Jahre hinweg.

 

Agressor: Der Flaggschifffonds läuft der Peergroup davon

Quelle: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

 

FundResearch: Deutlich jünger, aber mit einer ebenfalls vorzeigbaren Performance, ist der ARTY (ISIN: FR0010611293). Was zeichnet diesen Fonds aus?

Olivier de Berranger: ARTY ist ein vermögensverwaltender Fonds der nach den besten Renditemöglichkeiten bei europäischen Unternehmen sucht und dabei in Aktien, Unternehmensanleihen und Geldmarktprodukte investiert. Als Fondsmanager suche ich also in erster Linie nach den besten Unternehmen und entscheide dann im zweiten Schritt ob es interessanter ist Aktionär oder Gläubiger des Unternehmens zu sein. Dabei suche ich immer nach dem besten verfügbaren Risiko-Rendite Verhältnis und bleibe flexibel was die Allokation betrifft. Auf diese Art und Weise kann ich an den positiven Marktentwicklungen teilhaben aber gleichzeitig das Risiko und die Volatilität des Fonds begrenzen.

FundResearch: Der ARTY ist ein Mischfonds. Wie ist das Verhältnis von Aktien und Anleihen im Portfolio?

Olivier de Berranger: Ja genau, ARTY ist ein ausgewogener Mischfonds dessen Aktienquote von null bis 50 Prozent gehen kann. Diese Quote verwalte ich auch sehr aktiv und derzeit liegt sie bei knapp über 30 Prozent. Unternehmensanleihen sind der größte Bestandteil des Portfolios und machen derzeit knapp 55 Prozent aus. Im Bereich der Anleihen habe ich auch die Möglichkeit bis zu 35 Prozent des Portfolios in Hochzinsanleihen oder nicht bewertete Papiere zu investieren. Ergänzt werden diese beiden Anlageklassen durch Investments in festverzinsliche Geldmarktprodukte.

 

ARTY: Vermögensverwaltender Mischfonds mit starker Outperformance

Quelle: FINANZEN FundAnalyzer (FVBS)

 

FundResearch: Wie bewerten Sie, als Manager eines Mischfonds, die derzeitige Niedrigzinspolitik der EZB?

Olivier de Berranger: Für mich ist die derzeitige Politik der EZB ein klares Zeichen dafür, dass Europa im Vergleich zu den Vereinigten Staaten noch weit davon entfernt ist, den günstigen Kapitalflüssen ein Ende zu setzen. Dies bringt nicht nur zusätzliche günstige Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen, sondern wird sich unserer Meinung nach auch 2014 positiv auf europäische Aktien auswirken.

FundResearch: Ab wann erwarten Sie einen Anstieg des Zinsniveaus?

Olivier de Berranger: Es ist schwer einzuschätzen, wann es in Europa soweit sein könnte. Wir sind der Meinung, dass ein Anstieg der Zinsniveaus zwar mittelfristig zu erwarten ist, aber dass dieser nicht sehr hoch ausfallen wird. Die Erholung der europäischen Wirtschaft und die Wachstumsperspektiven in den nächsten Jahren sind für eine rasche und deutliche Anhebung des Zinsniveaus zu fragil.

FundResearch: Die Aktienmärkte boomen derzeit – insbesondere in Deutschland. Für wie nachhaltig halten Sie die Rallye mit Blick auf die niedrigen Zinsen? Wird es zu einem Einbruch der Aktienmärkte kommen, wenn die Zinsen erhöht werden?

Olivier de Berranger: Wir sehen derzeit keine Bewertungsblase bei europäischen Aktien. Im Vergleich zum amerikanischen Markt sind europäische Aktien trotz historischer Hochs bei manchen Indizes weiterhin interessant. Wir glauben, dass die Liquiditätszufuhr auch in 2014 anhalten wird. Unternehmen werden also weiterhin günstig investieren können und sollten aufgrund der besseren wirtschaftlichen Perspektiven diese Möglichkeit auch verstärkt nutzen. Übernahmen und Fusionen sollten ebenfalls wieder häufiger werden und diese Entwicklung wird auch einen positiven Einfluss auf die Bewertungen mancher Unternehmen haben.

FundResearch: Die Krise im Euroraum hat sich zuletzt etwas beruhigt. Wie wird es Ihrer Ansicht nach 2014 weitergehen?

Olivier de Berranger: In den sogenannten Peripherieländern gibt es nach wie vor ein paar Themen, die noch nicht komplett abgehakt sind. Die gute Nachricht ist aber, dass die EZB diese absolut unter Kontrolle hat und bereit ist einzugreifen, um ein neuerliches Krisenszenario zu verhindern.
Griechenland und Italien können 2014 zudem während ihrer EU-Ratspräsidentschaft die Möglichkeit nutzen, das Vertrauen in sie zu stärken. Auf der Ebene der Unternehmen hören wir bei unseren Treffen mit Unternehmensführungen in diesen Ländern auch das erste Mal seit langem wieder positive Aussichten. Wir sind der Meinung, dass die Rückkehr von Europa also auch 2014 weitergeht.

FundResearch: 2013 war unter anderem geprägt vom Abgesang der Schwellenländer. „BRIC-Bashing“ war in Mode. Was erwarten Sie von den Emerging Markets im kommenden Jahr? 

Olivier de Berranger: Allgemein gesehen sind die Aktienmärkte in den Schwellenländern günstig bewertet. Für uns ist in kommender Zeit vor allem China interessant. Wir sind der Meinung, dass die angekündigten neuen Richtlinien und Reformen der Regierung sich positiv auf die chinesische Wirtschaft auswirken werden.

(PD)

Diesen Beitrag teilen: