Financière de l'Echiquier: „Ich misstraue zu hohen Renditen“

Fondsmanager Olivier de Berranger spricht im Interview über die Strategie des ARTY-Fonds und erläutert, welchen Vorteil Dividendenaktien im Niedrigzinsumfeld haben und warum er bei hohen Renditen vorsichtig ist.

24.06.2014 | 15:09 Uhr

Olivier de Berranger, Sie sind kein reiner, fundamentaler Stockpicker. Dies war jedoch bis vor fünf Jahren das Markenzeichen der Fondsmanager der Financière de l’Echiquier. Welchen Werdegang hatten Sie vor der Lancierung des Arty und warum dieser Fonds in einer Stockpicker-Boutique?

Nach meinem Studienabschluss an der Wirtschaftshochschule HEC im Jahr 1988 arbeitete ich mit komplexen Zinsprodukten im Market Making und Trading auf eigene Rechnung für große französische Banken (Crédit Lyonnais, Crédit Agricole Indosuez und danach Calyon) im Handelssaal. Ich begegnete Didier Le Menestrel, der eine Zinssparte lancieren wollte, und schloss mich ihm 2007 an. Es gab im Haus bereits einen vorsichtig agierenden Mischfonds, den 1995 aufgelegten Echiquier Patrimoine.

Mein Eintritt im Jahr 2007 ermöglichte dem Unternehmen, die Lancierung von Echiquier Oblig, einem in Unternehmensanleihen investierten Fonds. Wir besaßen eine sehr gute Kenntnis der europäischen Unternehmen und interessierten uns daher wie selbstverständlich für die von diesen Unternehmen begebenen Anleihen.

Der Arty wurde im Mai 2008 mit dem Wunsch nach Einfachheit lanciert: ein Universum europäischer Unternehmen; keine exotischen Anlageklassen (weder Rohstoffe noch Gold).

Als Stock- und Bondpicker sind wir „Unternehmens-Picker“: So haben wir im Laufe der Zeit beispielsweise sämtliche von GDF Suez begebenen Instrumente investiert. Da wir das Unternehmen sehr gut kennen, haben wir von Commercial Papers über die 5-jährigen Anleihen bis zur ewigen Anleihe und den Aktien gehalten.

Wie steuern Sie die Vermögensallokation des Arty und wie bauen Sie das Portfolio auf?

Die Financière de l’Echiquier wird als sehr „bottom up“ wahrgenommen, aber unser Ansatz bei der Vermögensallokation ist sehr prozessorientiert und folgt der Strategie, die in Absprache mit dem gesamten Managementteam durch Marc Craquelin, den Direktor für Anlagetätigkeit, am Jahresanfang festgelegt wird. Diese Strategie wird vierteljährlich angepasst.

Jeden Montagmorgen haben wir eine Sitzung mit allen Fondsmanagern, um uns über die wesentlichen Ereignisse und Treffen der Vorwoche auszutauschen. Die Allokation des Arty ergibt sich aus diesem Austausch, und der Fonds ist im Gegensatz zu vielen flexiblen Fonds am Markt in Direktanlagen investiert: Außer Barmitteln gibt es wenig hauseigene Fonds im Portfolio.

Bei der Aktienkomponente geht der Arty opportunistisch vor: Vor zwei Jahren hatte ich wie der Agressor einen starken Wachstumsansatz. In den letzten Monaten habe ich ihn „Value“ ausgerichtet, wobei mir der Echiquier Value die Anlageideen gab: Ich mache das Stock-picking des hauseigenen Stock-pickings und kann daher bei dem Stil der Portfoliowerte sehr flexibel sein.

Unter den Fondsmanagern tauschen wir uns sehr offen und sehr transparent aus: Alle 2 Monate erklären wir im Fondsausschuss, was wir getan haben und tun werden, und fordern uns gegenseitig.

Es gibt einen betriebseigenen Prozess, aber ich bin wie alle Fondsmanager der Financière de l’Echiquier der letztliche Entscheider über die von mir geleiteten Strategien.

Sie sprechen im Prospekt von Anlagen in französischen und europäischen Aktien mit hohen Dividenden. Ist dies Ihr einziges Auswahlkriterium? Ist die Aktienkomponente „Value“ orientiert?

Jede Aktie, die eine Dividende bringt, ist in einem Niedrigzinsumfeld willkommen. Gute Wachstumswerte hatten und haben stets Dividendenrenditen von über 3 %. Ich bin also nicht auf einen Stil festgelegt. In einem Bereich von 3 bis 6 % Dividendenrendite fühle ich mich noch sehr wohl: Die mittlere Dividendenrendite im Fonds liegt seit Lancierung bei rund 4 %.

Ich misstraue zu hohen Renditen: Geschichte zeigt, dass Renditen von über 10 % nie von Dauer sind.

Warum ist das Exposure in Aktien auf 50 % des Vermögens und jenes in kleinen und mittleren Werten auf 10 % begrenzt?

Vor allem zur Unterteilung der Fondspalette: Den Echiquier Patrimoine mit einem Spielraum für Aktien von 0 bis 25 % gab es bereits. Am anderen Ende der Fondspalette kann der Agressor sein Aktienexposure auf 60 % reduzieren. Daher wurde der Arty bei der erwarteten Volatilität zwischen diesen beiden Fonds angesiedelt.

Der Arty darf bis zu 35 % seines Vermögens in Hochzinstiteln anlegen. Somit entspricht das Risiko des Fonds bei 50 % Aktien und 35 % Hochzinsanleihen dem Risiko des Agressor bei dessen geringstem Risikokonfiguration.

Bei den kleinen und mittleren Werten haben wird die Gewichtung begrenzt, um im Arty unter keinen Kapazitätsprobleme leiden zu müssen. Die durchschnittliche Kapitalisierung der Aktien im Portfolio beträgt 40 Milliarden: So habe ich kein Liquiditätsproblem.

Das vollständige Interview im pdf-Dokument

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