Finanzberater entdecken Strommarkt

Einige Finanzberater beraten Kunden auch bei Strom- und Gastarifen. FundResearch nennt Beispiele und zeigt, wo es Probleme gibt.

02.10.2013 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

"Wussten Sie, dass Sie mit einem Stromanbieterwechsel bis zu 400 EUR pro Jahr einsparen können?", fragt ein Vermögensberater aus Schweinfurt auf seiner Homepage. Direkt daneben eingebunden: Ein auf die Website angepasster White-label-Stromrechner des Portals check24.de. Die Münchner bieten entsprechende Rechentools inkl. Vertragsmanagement und -abwicklung auch unabhängigen Finanzberatern für deren Websites an. Dort bleiben dann pro abgeschlossenem Vertrag meist zwischen 20 und 30 EUR hängen. Persönliche Beratung fällt in den meisten Fällen aus: Die eingebundenen Rechner erklären sich weitgehend von selbst. Auch die einzelnen Schritte zum Vertrag sind in der Regel klar beschrieben.

"Tatsächlich nehmen diese Angebote für Haushalts- und kleine Gewerbekunden zu", sagt Arnd Pölert. Er betreibt die Internetseite www.billiger-strom.de. Das Portal ist seit 1998 im Netz und eines der führenden im Strommarkt. Pölert (42), promovierter Wirtschaftswissenschaftler und hauptberuflich Unternehmensberater, kann auch die Interessen von Finanzberatern, Portalbetreibern und Stromkunden einschätzen. Er findet die White-label-Angebote der großen Vergleichsportale grundsätzlich in Ordnung: "Ein Bezug zu Strom- und Gastarifen sollte auf der Internetseite des Finanzberaters erkennbar sein", rät er. Andernfalls seien internetbasierte Angebote von unabhängigen Finanzberatern wenig glaubwürdig und der Finanzberater als Tippgeber nicht wirklich identifizierbar. "In den Verträgen und auf der Website sollte zudem das Thema Haftung geklärt sein", so Pölert, "die muss eigentlich das Portal übernehmen, wenn der Berater nur die Rechner auf seiner Internetseite einbindet".

Der Münchener Profi beobachtet, dass sich im Gewerbe- und Großkundensegment jenseits standardisierter Internetrechner zunehmend auch "Energieberater" etablieren. Diese schalten sich quasi als Makler zwischen die Stromkunden und ihre Versorger und sind teilweise beratend im Bereich „Energieeffizienz“ tätig. Hier seien auch erfolgsabhängige Honorare im Spiel, die vom Stromkunden an den Berater gezahlt werden, wobei die Preisgestaltung unübersichtlich und häufig individuell sei.

Für Quereinsteiger aus der Finanzberatung sind große Energieversorger gute Ansprechpartner. Sie suchen erfolgsorientierte Mitarbeiter im Energievertrieb. Im eigentlichen Sinne handelt es sich dabei um Account Manager, in einigen Fällen treten sie aber auch als „Energieberater“ auf. Der Beruf des Energieberaters ist wie der des Finanzberaters nicht geschützt.

Wichtig sei es bei standardisierten Angeboten, Kunden und Interessenten immer wieder auf die Energieseiten des Finanzberaters zu bringen: "Das kann mit aktuellen News zum Thema - auf der Website oder in einem Newsletter - erreicht werden". In den letzten Jahren sind zunehmend auch Gasverträge in den Fokus geraten, obwohl das Marktvolumen hier deutlich geringer sei. Nicht zuletzt gehe es am Ende jedoch auch um die „Ehrlichkeit“ der Branche. Schwarze Schafe unter den Strom- oder Gasanbietern seien dabei erkennbar: "Verträge mit Paketpreisen, Vorkasse, Sonderabschlägen oder Vertragsbindungen von mehr als 12 Monaten würde ich als Finanzberater einem Haushaltskunden nicht empfehlen“, so Pölert. Der Kunde trage dabei ein unnötiges Risiko. Dagegen bestehe derzeit eine verstärkte Nachfrage nach Preisgarantien.

(DIF)

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